Hallo!
Meine Geigenschülerin hat sich folgende Geige gekauft. Sie klingt ganz gut. Sie würde gern wissen, wie alt die Geige ist, wo sie herkommt, wieviel Wert sie hat. Ich kenne mich da leider nicht so gut aus, könnt ihr bitte helfen?
Was ich beurteilen kann, dass der Zustand der Geige sehr gut ist. Sie hat keine offenen Risse. Der Anschäfter ist meiner Meinung nach nicht echt. Sie hat 4 Eckklötzchen, die Decke ist gut ausgearbeitet und der Bassbalken ist modern, nicht stehengelassen. Mit dem Zettel bin ich etwas skeptisch. Der Boden sieht aber sehr schön aus, ist einteilig.
Vielen Dank im Voraus, liebe Forummitglieder!
Liebe Grüße,
Student
Tschechische Geige?
- Student
- Erledigt
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"Anschäfter"
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Sächsisch-böhmisches Instrument, ca. 1880-1900. Allerdings wurde die Decke erneuert oder zumindest abgeschliffen und nicht besonders professionell neu lackiert, auch der Rest sieht „überlackiert“ aus. Leider wirkt der neue Lack wie „Klarlack vom guten Tischler“ oder „Opas liebevolle Restauration“.
Das kann natürlich auch täuschen, vielleicht ist sie nur zu sehr poliert worden...
Andschäfter ist nicht echt, Zettel stimmt nicht. Aber für den Klang ist das egal.
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edit: Der Boden und die Schnecke scheinen doch nicht überlackiert worden zu sein, sondern nur stark poliert. An der Decke wurde allerdings was gemacht.
Fotos im Kunstlicht sind immer etwas schwierig zu beurteilen, wenn es um Lackfeinheiten geht. Insofern kann ich mich da auch täuschen.
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Danke, lieber Bratsch!
Ich liefere jetzt Bilder im Tageslicht nach. Vielleicht können sie weiterhelfen.
Die Decke scheint mir auch etwas komisch zu sein. Trotzdem finde ich sie keinfalls schlecht. Ganz neu ist sie auch nicht. Abgeschliffen? Neu lackiert? Ausgetauscht? Keine Ahnung...
Neue Saiten habe ich gestern aufgezogen und nächste Woche kriegt meine Schülerin die Geige zurück (wenn die Saiten wieder stimmfest sind). Sie will unbedingt wissen, ob es sich gelohnt hat, diese Geige zu kaufen. Was kostet so eine Geige in diesem Zustand, ohne Risse? -
Hier sieht der Lack nicht mehr so „gebastelt“ aus! Deutlich besser!
Trotzdem ist die Decke entweder neu lackiert oder ausgetauscht worden, ich denke aber eher neu lackiert.
Wert: Nur eine Klangfrage. Wenn die Geige klingt wie eine 300 Euro Geige, dann 300. Hat sie klanglich Potential wie eine 1000 Euro Geige, dann 1000.
Solche namenlosen Sachsengeigen haben (noch) keinen historischen Wert.
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Es ist eine einfache Geige die gut Klingen kann. Aber wie Braaatsch schon schrieb der Klang ist hier entscheidend. Was hat der Schüler den bezahlt. War es wenig lohnt es sich meist. War es viel ist es meist ein Risiko eine Geige zu kaufen ohne den Klang vorher testen zu können. Man sollte sich davon lösen das Geigen die gut aussehen und einen ganzen Boden haben auch immer gut klingen.
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Und? Klingt die Geige wie eine 450 Euro Geige? Oder besser (dann war es ein Schnäppchen) oder schlechter (dann war es keins)?
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450€ sind, wenn der Klang gut ist (wie sie ihn beschreiben) und der Schüler mit den Spieleigenschaften und Klangeigenschaften zufrieden ist sehr gut. Beim Geigenbauer wäre der Preis ein Vielfaches gewesen!
Die Decke scheint für mich überlackiert worden zu sein. Es fehlen Gebrauchsspuren im Lack, die auf dem Rest der Geige gegeben sind.
Kann vielleicht der Geigenbauer, der die Reparaturen vorgenommen hat vielleicht etwas zur genauen Identifizierung beitragen? Die Geige vor der Politur und vor allem in Natura ist es viel leichter eine Geige zu identifizieren.
Der Anschäfter scheint mir auch falsch. Der Zettel ebenso.
Meistens tragen diese Geigen Stradivari, Amati oder Guarneri Zettel. Die meisten mit gefälschtem Anschäfter, die angeboten werden, tragen Joh. Bapt. Schweitzer Pertini (meistens 1813) Zettel.
Wie gesagt ist die Geige nach ihren Spieleigenschaften und ihrem Klang zu beurteilen.
Mit freundlichen Grüßen