Lack der Geige versaut

  • Hallo,


    ich habe dieses Forum eben erst entdeckt und dachte mir nach einem Überblick, ich melde mich mal an. :)
    Ich bin durch Zufall auf euch gestossen (bei der Benutzung einer bekannten großen Suchmaschine), denn ich habe nach der Lösung eines Problems gesucht. Bin zwar auf einen interessanten Beitrag gestoßen, aber so ganz war es nicht das, was ich gesucht bzw. mir erhofft hatte.


    Da ich neu bin und leider kein Forum extra für die Vorstellung neuer Mitglieder gefunden habe, hier das Wichtigste zu mir in Kürze: Ich habe als Kind angefangen Geige zu lernen. Das ging einige Jahre. Hatte dann aber keine Zeit und Lust mehr, da ich mit der Schule überfordert war, die Pubertät mir in die Quere kam und generell die persönlichen Umstände nicht sehr förderlich waren...
    Vor gut einem Jahr fing ich wieder an mich für klassische Musik zu interessieren. Da ich eh immer nach neuen Hobbies suche, fiel mir ein, dass ich ursprünglich mal Spaß am Geigespielen fand. Der Entschluss wuchs in mir, es doch noch einmal zu versuchen - möglichst ohne Druck. Also fing ich schonmal an nach einem Instrument zu suchen und wurde bei Ebay (Privatauktion) fündig. Ich erstand meine erste wirklich eigene Geige!
    Sie liegt in diesem Moment vor mir und ich bin recht unzufrieden. Ich war für einen Moment sehr dumm. Ich wollte sie einmal ordentlich säubern, da ich zum Einen Tierchen am Kasten fand (kleine Krabbelviecher, keine Ahnung was), was mich eh schon beunruhigte und zum anderen müffelt sie ziemlich. Da dachte ich mir, ich wische sie vorsichtig mal mit einem feuchten Lappen ab. Gegen den Geruch wollte ich einfach ein bisschen Parfüm an den Steg sprühen, das verfliegt ja eh mit der Zeit...
    Ich habe zu spät gelesen, dass man Alkohol auf gar keinen Fall mit dem Lack in Verbindung bringen soll! :whistling: Toll. Wieso ich sowas nicht vorher mal gecheckt habe, keine Ahnung. Bin sonst sehr vorsichtig bei meinen Überlegungen, aber heute war/ist iwie nicht mein Tag!


    Jetzt hat sie so unschönen "Schlieren" und ein oder zwei "Rinnspuren" auf der Oberseite. Es sieht jetzt so weißlich/milchig aus. Wenn ich nochmal feucht drüber wische ist es für den Moment weg, kommt aber bei/nach der Trocknung direkt wieder zum Vorschein.


    Kriege ich das jetzt iwie noch hin oder müsste ich sie komplett neu lackieren lassen?
    Ich meine, sie hat eh unschöne Macken (Kratzer), die mir nicht so gefallen, aber da sie nicht (sehr) teuer war und auch erstmal nur zum Probieren und "Zersägen" dienen sollte, war das so OK. Ich bin aber eigentlich Perfektionistin und so wie jetzt kann ich nur sehr schlecht damit leben - wahrscheinlich auch, weil es mich jetzt immer an meine Dummheit erinnern wird... ||


    Über eure Posts würde ich mich freuen. Aber bitte nicht zu arg hauen, ich weiß mitlerweile selbst, dass das von mir echt bescheuert war.
    Danke fürs Lesen.
    LG
    Schwanenmaedchen

  • Hallo Schwanenmaedchen


    um das Ausmass richtig einschätzen zu können, wären ein paar Bilder sicher nicht verkehrt.


    Eine Neu-Lackierung ist kein Zuckerschlecken und bedarf einiges an Erfahrung.
    Da gibt es Spezialisten, die sich "nur" mit der Lackierung beschäftigen.
    Bei einer Neu-Lackierung kommt schon einmal das erste Hindernis, wie entferne ich den bestehenden Lack.
    Da kann man schon alles falsch machen.


    Bei der Neu-Lackierung gibt es verschiedene Schichten.
    Eine Art Grundierung, damit der Lack sich nicht ins Holz einfrisst.
    Danach die Schichten der Lackierung (wie gesagt, eine Kunst für sich).


    Also, man sollte sich das gut überlegen.
    Vielleicht genügen auch ein paar kleine Retuschen, wie es die Restauratoren von alten Geigen machen.
    Hier kommt sicher die Erfahrung mit dem Mischen von Farben und Lack zum Spielen.


    Die erste Frage lautet jedoch. Was für ein Lack ist aktuell auf der Geige?
    Ist es ein etherischer Öllack und ein Spirituslack?


    Gruss
    Violix

  • Schwanenmaedchen ich kann dich beruhigen du bist nicht die erste und auch nicht die letzte die es schaft den Lack einwenig ungewollte eigene Patina zu geben. Ich habe versucht ein Griffbrett mit wärme zu richten.
    Der Lack darunter war dan beschädigt. Ich selber stehe mit Arbeiten am Lack auf Kriegsfuss und habe einen netten Geigenbauer der es Kosten günstig wieder hinbekommen hat. Vielleicht reicht auch ein bisschen Polieren. Hast du einen Geigenbauer in der nähe den du um Rat fragen kannst. Und die frage was für ein Lack es ist mach dir keine Gedanken selbst heute noch, kann ich Öllack und Spirituslack nur schwer zu ordnen.

  • Als erstes hörst Du mit dem „feucht wischen auf“ ;)


    Und dann stell mal ein paar Bilder ein, dann kann man mal sehen, um was genau es sich handelt.


    Meine erste Vermutung ist, dass Du die oberste Dreck/Staub/Kolophoniumschicht angelöst und gleichmässig verteilt hast...


    Alkohol (wenig!!!) per se ist jetzt keine Todsünde, viele Polituren enthalten Alkohol. Aber wenn man batürlich zuviel davon nimmt, kann man den ganzen Lack ablösen ;) Wasser tut sein Übriges- Wasser, Alkohol, Dreck und Lackreste mischen sich wunderbar zu einer ekligen Brühe.


    Also, immer sehr langsam vorgehen, damit der Lack wieder zwischendurch trocknen kann.

  • Hallo ihr Lieben, :)


    erstmal vielen Dank für eure (netten!) Antworten.
    violix: Deinem Text entnehme ich, dass ich es nicht selbst versuchen sollte. Aber spricht etwas dagegen es professionell machen zu lassen, wenn ich es mir gar nicht mehr so ansehen möchte, wie es jetzt ist? Leider kann ich deine Frage(n) zum Lack null beantworten. Ich habe damals nur Geige gespielt, mich aber nie mit ihr technisch auseinander gesetzt. Also keine Ahnung, tut mir leid.


    abalon: Ui, ja, auch eine schöne Idee gewesen. OK, bin ich schonmal nicht alleine mit so großzügigen Ideen zur Verbesserung von Irgendwas.
    Also hier in der Nähe hätte ich keinen Geigenbauer. Die nächsten sind schon so an die 160 km weit weg; zumindest habe ich mir dort schon mal einen rausgesucht gehabt. Aber selbst wenn ich erstmal einen zum Fragen besuchen wollen würde, wäre das noch eine gute Strecke.


    @Braatsch: Als erstes: Jawoll! Habe ich schon. Das war wirklich nur, weil die mega staubig war und danach nur noch ein oder zweimal diese Stellen, um rauszufinden, ob es wirklich immer wieder kommt. Jupp, tut es.
    Ich weiß genau was du mit Kolophoniumresten meist. Meine Geige als Schülerin damals sah furchtbar aus. Überall unter den Seiten (wo man spielt) quasi meterhoher weißer Staub. Ich habe damals nicht kapiert, wie die im Fernsehen z. B. ihre Instrumente immer so hübsch sauber bekamen. Meine Vermutung heute ist, dass sie nicht jedes Mal vorm Spielen so extrem eingerieben haben wie ich.
    Da ich aber nur solche Schichten von mir kenne... Auf der Geige habe ich nicht im Ansatz sowas gesehen, also... naja seht selbst:





    LG

  • Ich glaube Braaatsch hat hier recht oder es handelt sich um einen angelosten Klarlack.
    Ich würde Polierpaste nehmen umd die obere schicht sanft zu lösen und anschließend Polieren.
    Zum Polieren nehme ich Zweihorn Hochglanz-Antischleier ist aber sehr Teuer. Und zu Schleifen hat sich bei mir Rotweiß Schleifpaste Rubin bewährt aus dem Autoteile shop. Bei Geigen gibt es bestimmt was ähnliches.

  • Hallo, ich denke auch, dass man das mit einer Politur wieder hin bekommt. Ich nehme für so was Joha Lackpolitur und für das Nachpolieren Joha Pflegepolish. Wichtig ist, nach der Lackpolitur eine Woche trocknen zu lassen bevor der Steg wieder drauf kommt. Sonst gibt es Abdrücke.
    Bitte keine handelsübliche Möbelpolitur nehmen, sondern nur eine spezielle für Geigenlack
    Wünsche viel Erfolg.

  • Na, das sieht schlimmer aus als es ist. Du kannst eine Politur nehmen, Du kannst aber auch WENIG Alkohol auf ein FUSSELFREIES helles Tuch geben, und VORSICHTIG reinigen. Nie lange einwirken/einweichen lassen, nicht zu sehr rubbeln, vooooorsichtig. Dann immer schauen, wie das Tuch aussieht ( immer eine neue Stelle nehmen!). Solange da Dreck runterkommt, weitermachen. Sobald es rötlich wird, also Lack, sofort aufhören. Natürlich auch immer den Korpus ansehen!!! ;) Und danach gut trocknen lassen, und zum Schluss ggf. polieren mit Politur.


    Das ist ein Vorgehen, was ich nicht bei jeder Geige empfehlen würde, aber Dein Lack sieht robust genug aus.


    Schleifpapier, Schleifpaste etc. empfehle ich nur bei Verschmutzungen, die sehr stark sind. Die greifen den Lack viel mehr an als die Vorsichtig-Alkohol-Methode (mit der man übrigens auch wertvolle Ölbilder reinigt).

  • Hallo ihr Lieben,
    danke für eure Einschätzung. Ich würde dann erstmal die Methode von Braaatsch vorziehen, denke ich.
    Also Fusselfreies Tuch = Microfasertuch (z.B.)? Oder kann es auch ein altes Unterhemd?
    Alkohol meinst du jetzt bestimmt nicht den Wodka aus dem Supermarkt, nehme ich an... Also denke ich mal aus der Apotheke, oder? Wie viel Prozentlösung? Und was genau ist WENIG??


    Achso, weil du schreibst sobald es rötlich wird aufhören... Öhm... da war schon was von im feuchten Lappen beim Drüberwischen. :/ Schlimm?
    Wie gesagt, habe ja dann aufgehört mit feuchtem Abwischen! Aber der Satz stimmt mich trotzdem jetzt nachdenklich...


    LG

  • Altes Hemd geht auch ;)


    Du kannst auch einfach Brennspiritus (...stinkt!) oder Händedesinfektionsmittel (...Drogeriemarkt) nehmen. Da ist genug Alk drin.


    Du musst das langsam und vorsichtig angehen, und immer wieder trocknen lassen zwischendurch! Wenn Du vorher mit Slk gesrbeitet hast, der in den Kack „eingezogen“ (=den angelöst hat) und dann die nasse Putzorgue folgte, ist das schon ein bisschen die Brutalovariante. ;)


    Wenig Alkohol: So dass das Tuch feucht ust, aber die Geige nicht „nass“ wird. Und dann erstmal nur vorsichtig an den Dreckstellen...!