Tschechische Geige

  • Guten Abend zusammen


    Was meint ihr zu dieser Geige mit rätselhaften Ritzungen im Lack? Ist sie wohl so alt, wie diese Jahreszahlen? Und hat jemand eine Ahnung was diese seltsame Zeichnung sein könnte, irgend ein Wappen... Ich habe vorsichtig am 200-jährigen schwarzen Schmutz geschmirgelt und darunter gibt es einen richtig schönen Lack. Man muss einiges machen lassen an der Geige, um sie spielbar zu machen. Was meint ihr, lohnt es sich? Ich bin natürlich furchtbar neugierig wie sie klingen mag und werde daher wohl wieder mal tief in die Tasche greifen... ich freue mich, euer Urteil zu vernehmen. Das Griffbrett ist übrigens mit Ebenholz furniert, darunter ein günstigeres Holz, und die Wirbel haben Perlmutteinlagen... so richtig schön! :)

  • Bei den Einritzungen halte ich es eher für Nachträglich nicht zur Geige gehörenden Motiv.
    Hat der Besitzer vielleicht irgendwann gemacht warum auch immer.
    Beim alter fehlt mir eine bessere Aufnahme vom Halsansatz in den Korpus und den Bereich der Schnecke wo ein Anschäter sein könnte. Auf dem Bild der Schnecke könnte es sich um ein Anschäfter handeln, man sieht es aber nicht genau. Die Schnecke selber gefällt mir gut.

  • Mir passen die Abnutzungsspuren nicht zum Alter. Die Wirbellöcher sind nicht ausgebuchst, der Stegbereich zu gut, die Ecken zu wenig abgenutzt, die typischer Weise durch Schweiß in Mitleidenschaft gezogenen Lackbereiche zu gut, usw. Die müsste also sehr wenig gespielt worden sein.
    Die Ritzungen sind auf jeden Fall nachträglich hinzugefügt worden. Wenn es sich bei der 1834 um eine Jahreszahl handeln soll , passt die nicht zur Geige.

  • hier noch ein paar Bilder, sie hat keinen Anschäfter, obwohl es auf den erst Blick fast so aussieht, die Löcher sind sehr gross, wurden aber nicht gemacht. Die Geige wurde in den letzten 100 Jahren oder noch länger wahrscheinlich nicht gespielt, weil der Vorbesitzer eine andere Geige spielte.

  • Böhmische Manufakturgeige um 1880-1900. Die Ritzungen hat irgendein Vorbesitzer reingemacht, die sind eher wertmindernd. Kein teures Instrument hätte man so verschandelt! Sie lassen sich aber vermutlich einigermassen entfernen.


    Ja, solche Verzierungen gab es damals öfters mal, nicht nur an den Wirbeln, auch Saitenhalter mit Perlmutt Blümchen und sowas. Genau wie die Bögen mit dem geschwungenen Elfenbein/ später Kunststoff- Fröschen und dem “ Zwiebelturmbeinchen“. Das war alles so eine historisierende dekorative Mode um 1900 herum.

  • Nur weil der Vorbesitzer eine andere Geige spielte, heisst das nicht, dass sie „mehr als 100 Jahre“ nicht gespielt wurde. Sie ist augenblicks nicht spielbar, aber ob das seit 5 Jahren oder 50 Jahren so ist kann man nicht sagen. Ist auch egal- man kann die schon wieder reparieren.

  • Also das mit dem Hundertjahre nicht gespielt glaube ich auch nicht da der Zeitzeuge beim Spielen ich gehe Mal von 20jahre alt gewesen sein muss. Plus die 100 Jahre wären 120 Jahre. Ich gehe jetzt noch davon aus das er sie selber 40 Jahre gespielt hat dann wären wir bei 160 jahre. Das würde dann heißen das der letzte lebende der auskunft geben könnte bereits 90 Jahre alt gewesen sein müsste Wehrend Sie bereits 70 Jahre alt sind.
    Ich kann mich schon nicht mehr dran erinnern welchen lutscher ich vor 45 Jahren von meiner Oma bekommen habe. Sie sehen also das es sehr unwahrscheinlich ist solchen Aussagen glauben zu schenken. Ich sehe die geige eher zwischen 1930 und 1960 irgendwo dazwischen.

  • Ja, ja die hundert Jahre waren vielleicht etwas aus der Luft gegriffen... ich finde die aufwändige Arbeit am Griffbrett interessant. Das spart zwar teures Ebenholz ist aber handwerklich knifflig. Ich habe ja bereits eine Böhmische Geige, meine allererste Geige (siehe früheren Eintrage) die ich mir als Teenager gekauft habe. Sie hatte auch solche verzierten Wirbel. Ich schätze, beide Geigen sind Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Ich werde mir wahrscheinlich irgendwann die Reparatur leisten, weil ich sie einfach hören möchte. Der Boden ist aus einem Stück Holz und die Decke sieht doch auch nicht schlecht aus... und die Schnecke gefällt mir auch, das sieht mir doch immerhin nach etwas Handarbeit aus.