Unbekannte Geige, Einschätzungen?

  • Liebe Forum-Mitglieder,


    Ich habe vor kurzem eine Geige aus den Kleinanzeigen gekauft. Ich füge ein paar Bilder und würde gerne eure Meinungen zur Herkunft, Qualität, Wert hören.
    Ich habe sie erstmal mit Feinstimmer und neue Saiten ausgestattet, um sie auszutesten. Auf dem letzten Bild sieht man eine (laienhaft?) geleimte Stelle an der Zarge unten.


    Viele Grüße
    Audrey

  • Herkunft: Meiner Meinung nach süd/osteuropäische Manufaktur


    Qualität: Schülerinstrument, je nach Klang besser oder schlechter


    Wert: Das, was sie bezahlt haben ;) Bei Ebay schätze ich gäbe es 100-250 Euro

  • Was wurde Ihnen im Angebot gesagt (Woher? Familienerbstück, Flohmarktkauf? etc.)?
    Auffallend ist ihre hervorragend gut geschnittene Schnecke, fast schon zu gut (Hinweis auf Maschinenfertigung?).

  • Vielen Dank erstmal. Soviel Geld habe ich auch ungefähr bezahlt (150 Euro). Wie finden Sie die geleimte Stelle? Ist sie problematisch?
    Und, können Sie etwas zum Alter sagen?

  • Ich würde sagen das es eine schöne geige ist und wenn die auch noch gut klingt eine gute Investition ist.
    Musikernachlass behaupten alle, oder Opas Alte Geige im Konzert gespielt usw.
    Ich sehe nix was Problematisch sein sollte. Besuch doch mal ein Geigenbauer und lass den sich die Geige ansehen.

  • Ich schätze die wurde zwischen 1970 und 2000 gebaut, wirklich alt ist sie nicht.


    Musikernachlass? Das kann jeder behaupten. Da reicht es, wenn der Opa in der Kirchenmusikgruppe ein bisschen mitgefiedelt hat. Sowas ist mit Skepsis zu betrachten, genauso wie jede Geige bei Ebay „ganz toll“ klingt. Und auf den dazugehörigen Bildern sieht man eine Ruine, die garantiert lange nicht gespielt wurde... ;)


    Die Stelle hat jemand geleimt, der von Geigen keine Ahnung hatte, oder dem das Instrument egal war. Kein Profi wäre mit seiner Geige so umgegangen. Ich kann jetzt vom Foto her nicht sagen, ob es Holzleim/Weissleim ist oder „Klebepistole“- letzteres würde man vielleicht noch mit halbwegs vertretbarem Aufwand entfernen können.


    Das Problem ist nicht direkt die geleimte Stelle. Die ist -leider!-bombenfest. Das Problem ist, dass sich bei einer Reparatur, die ein Öffnen der Geige erfordert (zB. tiefer Deckenriss, Stimmriss etc.) die Geige nicht bzw. sehr schwer ohne Schäden öffnen lässt.


    Aber ehrlich gesagt würde man eine solche kostspielige Reparatur bei diesem Instrument wahrscheinlich eh nicht durchführen lassen, es sei denn, man hängt emotional sehr daran. Dann ist alles gerechtfertigt.


    Für die aufenblickliche Stabilität kann man -und muss man- mit der Leimstelle leben. Da passiert erstmal nix, das hält.


    Also, das ist ein nettes Gebrauchsinstrument , dessen Wert nur im Klang liegt und mit dem man sicher gut Spielen lernen kann. Man braucht auch als Hobbyspieler kein berühmtes Meisterinstrument, sondern eines, welches sich gut spielen lässt, Fehler verzeit und gut klingt. Eine Konzertgeige, die empfindlich ist wie ein Vollblutpferd, und deren durchdringender Klang dazu gemacht wurde, als Soloinstrument gegen ein ganzes Orchester anzuspielen, ist für einen Hobbyspieler nicht unbedingt die beste Wahl -damit beschallt man ungewollt die ganze Nachbarschaft. ;)


    Auch -und gerade- auf einem einfachen Instrument kann man spielen lernen. Und mit guten (!!!) Saiten ausgestattet, ordentlich eingerichtet (passender Steg, gut eingestellte Stimme) kann man auch aus Schulinstrumenten oft Ungeahntes herausholen. Leider werden „Billiggeigen“ auch nur „billig“ ausgestattet, und dann klingen sie meist viel schlechter, als sie mit ein bisschen mehr Mühe und Liebe eigentlich klingen könnten.







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