Joseph Klotz?

  • Also- heute habe ich einem Geigenbauer die Geige vorbei gebracht. Fazit- nicht mal die neue Saiten hätten sich rentiert :( All die Reparaturen sei unprofessionell und klobig,der Hals ist zu kurz und und und..
    Übrigens, ich habe versucht so gut wie es ging die Geige zu stimmen,( Wirbel halten nicht) um den Klang einzuschätzen. Es schepperte immer ganz komisch, auf allen vier Saiten.. Der Geigenbauer meinte- wenns mit scheppern an sich hat, dann kann man manchmal ewig nach dem Grund suchen und das spricht nicht gerade für .

  • Hmmmm. Also sooooo schlimm sieht die Geige nun wirklich nicht aus.


    Das mit den Wirbeln lässt sich beheben, das kannst Du auch selber machen. Bei ebay.com gibts günstiges Werkzeug (Wirbelreibahle & Wirbelschneider), sowie sehr günstige neue Wirbel. Da bist du mit 100 Euro davei, und es schadet nix, solches Werkzeug im Haus zu haben. Das ist zwar kein Profiwerkzeug, aber für gelegentliches Arbeiten mit ein bisschen Geschick brauchbar.


    Wenn man ein bisschen Geld übrig hat, lohnt es sich allerdings, gleich sehr gutes Werkzeug zu kaufen. Wenn man ein Faible für alte Geigen hat, braucht man das immer mal wieder und spart auf längere Sicht Einiges an Geld, Zeit und Nerven.


    Scheppern: Das kann in der Tat viele Gründe haben. Aber oft lässt es sich eben doch abstellen. Ist der Korpus irgendwo offen? Befindet sich Dreck/Fremdkörper in der Geige? Scheppert es mit neuen Saiten auch? Sind irgendwelche losen Teile an der Geige (a(Schrauben vom Kinhalter lose, Feinstimmer lockere Teile, Saitenenden,...). Steht der Stimmstock richtig??... Sind Risse an den F-Löchern (die surren manchmal..)?


    Also, ich würde falls es möglich ist noch mal zu einem zeeiten Geigenbauer gehen. Du wärest nicht der Erste, der eibe abweichende Zweitmeinung bekommt. Ich glaube nicht, dass die Geige viel wert ust, aber ich glaube auch nicht, dass sie “Schrott“ ist. So dilettantisch sind die Reparaturen definitiv nicht, und jeder Geigenbauer hat so seine Methoden—-da ist für manchen das, was Kollegen machen, manchmal „prinzipiell falsch“. Die Geige wurde aufwendig repariert, das macht man entweder mit einem sehr guten Instrument oder einem, an dem man sehr hängt. Oder man bekommt die Reparaturen aufgeschwatzt, das kommt auch vor.

  • Das wollte ich auch schreiben ... Reparaturen hätte man nicht an einer schlechten oder scheppernden Geige
    gemacht. Ich finde den Kommentar merkwürdig: „Hals zu kurz“ .. das ist ja wieder ein interesantes Indiz.
    Würde man eine originale Klotz oder Stainer oder Guarneri etwa für schlecht halten, weil der Hals zu kurz ist?

  • Hals zu kurz könnte aber auch heißen, das der Hals garnicht modernisiert wurde sondern nur Repariert.
    Ich stimme Braaatsch zu hier noch einen zweiten Geigenbauer drauf schauen zu lassen.
    Vielleicht ist Sie doch etwas älter als gedacht.

  • Hals zu kurz könnte aber auch heißen, das der Hals garnicht modernisiert wurde sondern nur Repariert.


    Ja, genau das meinte ich damit. Und in der ersten Antwort habe ich es ja auch schon so erwähnt,
    dass es der Fall sein könnte. Ich würde auch noch mal einen anderen drauf schauen lassen.

  • Um das Thema abzuschließen- die Geige hat noch ein Geigenbauer besichtigt, der für ein Auktionshaus zuständig ist . Laut ihm alleine auf Grund der Überlackierungen ist die Geige nicht mehr viel Wert. Und etliche Reparaturen sprechen eh für ziemlich laienmäßigen Umgang mit dem Instrument. Und er wolle bezweifeln, dass es echte Klotz ist.

  • Na, dass es keine echte Klotz ist war ja klar.


    Dass die Geige für ein Auktionshaus interessant ist hätte ich auch nicht erwartet, da stimme ich mit dem Geigenbauer überein. Nur zwischen „auktionstauglich“ und „nicht mal neue Saiten wert“ liegen Welten. ;)


    An Deiner Stelle würde ich die mal provisorisch fertigmachen und schauen wie sie klingt, ubd sehen wo das Scheppern herkommt.

  • Also, der heutige Stand : die Geige hat neue Saiten bekommen und wurde ca. drei Wochen lang fleißig bespielt. Klanglich sehr gut, dunkel und ausgeglichen. Scheppern ist weg.
    Aber- was mich etwas stört und warum hat der Geigenbauer mir das nicht erklären wollen -ist der kurze Hals. Die Geige ist schon eine zierliche. Aber der Hals ist kürzer um 1,5 cm und die Schnecke sehr klein. Auf den Bildern ist meine heutige Geige und die dunklere ist halt das Phänomen...Hätte evtl. jemand eine Theorie dazu????


    https://picua.org/images/2019/…f2b48b6f76101f691efe7.jpg
    https://picua.org/images/2019/…47f78b3d5ed408f969791.jpg
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  • Früher gab es im Geigenbau keine verbindliche Norm. Jeder Geigenbauer hat die Hälse so lang oder kurz gebaut wie er wollte. Damals wurden blanke Darmsaiten gespielt, und es gab am Hof zwar durchaus Orchester, diese hatten aber keinen (oder nur selten einen) Raum von der Grösse eines modernen Konzertsaals zu füllen. Deshalb war es gar nicht notwendig, einen so langen Hals zu haben- es gibt daher sehr viele Geigen mit solchen kurzen Hälsen. Sie werden auch als „Barockgeigen“ oder Kurzhalsgeigen bezeichnet.


    Mit Beginn (in Deutschland etwas später) des 19. Jahrhunderts änderte sich die Konzertkultur: Musik wurde „Allgemeingut“, es gab Konzerte nicht mehr nur im Schloss des Adels, sondern „fürs Volk“ (Bürgertum) entstanden Konzertsäle. Um diese zu beschallen, entstanden grosse Orchester. Die Instrumente mussten lauter sein, später wurden dank neuer Herstellungsverfahren Stahlsaiten möglich.


    So wie die Orchester „standardisiert“ wurden (bezüglich Stimmung, Anzahl und Sitzordnung der Musiker etc.), so wurden auch Instrumente standardisiert und in grösseren Mengen produziert, denn das Bürgertum wollte auch daheim Musik machen. Die „höhere Tochter“ versuchte sich an Klavier oder Violine (die „standesgemässen“ Instrumente!), das gehörte zu ihrer „Ausbildung“. Als „höhere Tochter“ hatte sie den Haushalt/die Bediensteten anzuleiten, und für Unterhaltung zu sorgen (es gab ja weder Radio noch Fernsehen).


    Kurz: Es entstand ein Massenmarkt, und die industrielle Fertigung von Instrumenten wurde angekurbelt. Der Grund, warum es haufenweise Geigen und Klaviere aus dem 19./frühen 20. Jahrhundert gibt, ist dieses „höhere-Töchter-Gehabe“ und die Ansicht, dass (nur) diese Instrumente „standesgemäss“ sind.


    Kurz: Anfangs des 19. Jahrhunderts wurden die Abmessungen der Geigen standardisiert, vorher gab es keine Norm. Auch auf einer Kurzhalsgeige war die damalige Literatur spielbar. Kurzhalsgeigen wurden im 19. Jahrhundert immer seltener gefertigt, aber im Vogtland in geringen Stückzahlen bis ins 20. Jahrhundert. In den 30gern erlebten sie dort auch die erste Wiederbelebung (war dort quasi nie wirklich tot...) im Zuge der ersten Versuche, „alte Musik“ auf möglichst authentisch gebauten Instrumenten zu spielen.


    Heutzutage werden aus genau diesem Grund wieder Barockinstrumente gebaut, und alte Geigen, die man später mit neuen längeren Hälsen versehen hat, wieder teuer „zurückgebaut“.


    Du hast also ein wunderbares, altes Originalinstrument. An Deiner Stelle würde ich sie „barock“ ausstatten lassen (Besaitung, Steg, Stimmstock), und mich darüber freuen, eine Rarität zu besitzen, mit der ich dem Originalklang der damaligen Zeit so nah wie möglich kommen kann.