Geige von Jules gaillard

  • Guten Tag !


    Vor kurzem hat mein Schwiegervater uns eine Geige gegeben, die meine Schwägerin eine Zeit lang gespielt hat. Die ist von Jules Gaillard und er hat sie damals für etwa 1600€ erstanden. Ihre Lehrerin war sehr angetan von ihrem Klang und wollte das Instrument wohl nur sehr ungern aus der Hand geben ;)



    Leider haben wir keine Verwendung dafür und zum herumstehen lassen finde ich sie zu schade. daher würden wir sie gern verkaufen.



    Wir kennen uns jedoch überhaupt nicht aus und fragen uns, was die Geige wert ist bzw. auch was wir dafür verlangen können? Kennt sich jemand aus und kann uns weiter helfen? Vielleicht auch wo wir sie am besten anbieten können?



    Bei eBay Kleinanzeigen habe ich sie bereits inseriert, allerdings bekommt man dort sehr freche Preisvorschläge und vielleicht ist es auch nicht die richtige Plattform für solch ein Instrument.



    Viele Grüße und euch noch einen schönen Sonntag

  • Hallo und herzlich willkommen im Forum. Um ein Instrument zu beurteilen sind Fotos Nötig.
    Von Vorne, Hinten der Seite der Schnecke und wenn möglich Besonderheiten wie ein Zettel.
    Ohne ist unmöglich eine Grobe Einschätzung zu machen. Ich habe mir die Anzeige Nr.673100178 an gesehen. Es ist immer ein wenig Unglücklich im Forum Nach einen Wert zu fragen und bereits die Geige für einen Wert anbietet. Damit auch Nach folgende Intressenten diesen Thread nutzen können um Ihre eigen Geige Ein zu schätzen wäre es schön auch hier im Forum die Bilder einzustellen.


    Nachtrag: Ich habe mir die Bilder Angesehen und mit einer Jules gaillard Geige verglichen. Ich finde das Ihre Geige nicht das Alter hat von 1850 sondern eher 1940 oder Später. Die Holzwahl ist eher Einfach und der zettel macht den Anschein eine Kopie zu sein. Um aber letz Endlich Gewissheit zu erhalten ist der gang zu Geigenbauer unausweichlich. Und da Geigen des Geigenbauers bis zu 10000€ angeboten werden finde ich lohnt sich die mühe.

  • Solche Kopie-Geigen findet man schon wesentlich preiswerter.
    Dass sich da ein Schnäppchenjäger bei 1500 Euro verirrt ist wohl nicht anzunehmen.


    Das ist eben das Problem, dass "damals" (wie lange es auch her sein mag...wahrscheinlich über zehn Jahre) für eine Geige schnell
    mal 1600 Euro bezahlt wurde. Mit dem heutigen Internet Überangebot ist es dann schnell einmal nur noch 160 oder wenn es gut geht 300 Euro.
    Bei vielen teuren Geigen kann der Wert schnell einmal über 50% oder gar 80% fallen (ist ja bei einem gebrauchten Auto auch nicht anders!)

  • Naja, wenn man sich die ganzen Anzeigen durchliest, klingen alle Geigen fantastisch. :) Insofern glaubt das kein Käufer mehr. Das ist ein einfaches Schulinstrument. Was damals beim Geigenbauer ein angemessener Preis war -vielleicht dem Klang geschuldet- lässt sich heute nicht mehr realisieren.


    Ein Geigenbauer bietet Probespielen, Service, eine Auswahl an Instrumenten, Klangeinstellung/Anpassen des Instrumentes an den Spieler und eine gewisse Garantie an- das alles können Sie einem Interessenten nicht bieten. Der Geigenbauer muss seine Werkstatt erhalten und noch 19% Mehrwertsteuer abführen. Heisst im Klartext: Das, was ein Geigenbauer für ein Instrument verlangen kann (und muss), bekommen Sie als Privatverkäufer nicht.


    Am Besten, Sie gehen zu mehrere Geigenbauern und fragen, für welchen Preis diese das Instrument ankaufen würden. Etwas mehr können Sie dann schon im Privatverkauf verlangen, aber viel mehr leider nicht.

  • Hallo an alle. Vielen Dank für die vielen sehr ausführlichen Antworten! Mein Schwiegervater hat ein Zertifikat angefordert von dem Händler, bei dem er das Instrument damals gekauft hat. Damit gehen wir zum Geigenbauer und lassen die Geige ansehen. Mal sehen, was wir noch dafür bekommen können.
    Liebe Grüße

  • Da können Sie auch ohne Zertifikat zum Geigenbauer gehen ;)
    Erstens ist es fraglich, ob sich der Verkäufer noch an die Geige damals erinnert, zweitens wird er sicher ein Zertifikat ausstellen, was den DAMALIGEN Wert bescheinigt- der allerdings nichts mit dem heutigen Handelswert zutun hat. Und der Geigenbauer, der das Instrument anbieten soll, wird sich sowieso eine eigene Meinung bilden- anhand des Instrumentes, anhand der Marktlage und anhand seines Bestandes an Instrumenten relativ zum Kundenstamm.


    Kleines Beispiel: Ich habe eine Geige, die ein Wertgutachten eines namhaften Gutachters aus den 80ger Jahren hat, über 8000 DM. Nun würde der Laie denken, dass die Geige ja noch viel älter, noch viel wertvoller geworden ist. Und? Mehr als 800 Euro bekäme man nicht mehr dafür. Da behalte ich sie lieber… ;)


    Kurz: Das, was Ihnen -fragen Sie ruhig mehrere!- Geigenbauer bieten (+einem kleinen(!) Aufschlag, wenn Sie die Geige privat verkaufen und dem Geigenbauer "die Arbeit abnehmen") ist der realistische Wert. Mehr bekommen Sie nicht.


    Mal eine kleine Rechnung:
    Damals: Von den 1600 Euro (damals) gehen 19% Mehrwertsteuer ab. Sind wir bei (grob!) bei 1300 Euro. Dann hatte der Geigenbauer das Instrument durchgecheckt, neu besaitet, klanglich eingestellt…- Arbeiten für sagen wir 300 Euro. Also war das damals schon eine 1000-Euro-Geige.


    Heute: Da der Markt sich gewandelt hat, ist sie heute -vielleicht- im VERKAUF 800 wert. Um sie verkaufen zu können, muss ein Geigenbauer wieder das Instrument checken, neu besaiten, einstellen etc.- gehen wir wieder von 300 Euro Arbeit aus, die er investieren muss, um das Instrument gut verkaufen zu können. Dann sind wir noch bei 500. Nun muss er aber wieder 19% Mehrwertsteuer abführen. Also könnte er Ihnen -theoretisch- 400 Euro geben. Er muss aber noch sein unternehmerisches Risiko (also Kundschaft finden, Werkstattunterhalt, Instrumentenversicherungen etc.) bezahlen, und Gewinn machen…und da sind wir ganz schnell bei 300 Euro angelangt. "Zertifikate" hin oder her.


    Das nur als "Beispielrechnung", damit Sie verstehen, dass keiner Sie "über den Tisch ziehen" will, wenn er Ihnen für die "1600 Euro-Geige" nur 250 oder 300 anbietet- oder dieses Instrument gar nicht erst ankaufen will, weil es solche Geigen wie Sand am Meer gibt, und er seine Lager voll hat.


    Und Sie haben die Geige ja genutzt, Ihre Freude dran gehabt….Würden Sie auch bei einem gebrauchten Auto, Fahrrad, Möbelstück oder Pullover auf dem "Einkaufspreis" bestehen (bzw. den als "Wert" annehmen)? :)

  • Du sprichst mir aus dem Herz Braatsch!
    Es kommen immer wieder Leute zu mir mit Böhmen-Stradivaris und -Stainers mit alten Rechnungen von auch namhaften Geigenbauern aus den 1970iger bis 1980iger Jahren, als sie damals ihm 30 000-40 000ATS (nach heutiger Währung etwa 2000- >3000€) gezahlt hatten.
    Wenn ich denen sage, dass ich Ihnen aus humanitären Erwägungen 200€ zahlen würde, glauben die meisten, ich wolle sie nur über den Tisch ziehen und gehen erpost weg!

  • Ja, ich glaube vor Zeiten des Internets waren sich die Leute auch noch nicht bewusst, wie viele dieser Geigen noch rumdümpeln, was den Wert zusätzlich zu neuer Konkurenz erheblich drückte.
    Ich hatte auch so ein Instrument, hat in den 70ern fast 4000DM gekostet. Vor ein paar Jahren habe ich es der Musikschule geschenkt, die noch überlegten ob sich der neue Steg und Abziehen des Griffbretts überhaupt lohnt.