Geige Jacques Leclerc

  • Hier wird doch offentsichtlich das einiges einfach nicht zusammen passt.
    Sicherlich kann vieles daran liegen das die Bilder nicht das darstellen was tatsächlich zu sehen ist.
    Aufschluss bringt letzt endlich nur eine Beurteilung in natura.
    Ich Rate daher die Geige einem Geigenbauer vor zu Stellen dann ist man auf der sicheren Seite.

  • Ich kann an der Decke vom Foto her keine Holzfehler erkennen. Es gibt da so ein "Simmern", was aber auch bei Haselfichte vorkommt (dort allerdings in grösserem Maße)- und was dort gewünscht ist. Da müsste man also sehen, ob es sich bei der Decke um "wenig gehaselte Haselfichte" handelt, oder um einfache Fichte mit "Störungen". Dazu reichen mir die Fotos nicht, das muss man in Natura sehen. Es gibt Reflektionen, Lackfehler etc., die auf Bildern auch solche ähnlichen Effekte auslösen können, daher bin ich da vorsichtig.


    Auch breite Jahresringe sind kein grosses Problem, wenn die Decke in ihrer Deckenstärke entsprechend angepasst ist.


    Dennoch teile ich die Meinung, dass die Gesamtqualität nicht wirklich zu einem Meisterinstrument passt. Genauer kann man das nur beurteilen, wenn man die Geige in der Hand hat, mal mit einem Zahnarztspiegel die Innenarbeit ansieht, den Lack etc. beurteilen kann und vor allem auch mal den Klang hört.


    Es gibt sehr viele Kopien/Fälschungen, so dass man im Zweifelsfalle eher von einer Kopie ausgehen sollte. Wenn sie dann doch echt sein sollte (!), kann man sich freuen. Aber: Man
    spielt auf der Geige, und nicht ihrem "Stammbaum". Es gibt viele Kopien, die fantastisch klingen. Sprich: Für den Klang und die "Brauchbarkeit" der Geige ist es völlig egal, wer sie gebaut hat. Das ist nur für den Wert entscheidend. Aber auch da reden wir hier nicht von einer Stradivari.

  • Ich bezog mich nicht auf Jahresringe sondern die Winterringe. Das sind die schwarzen Abtrennungen zwischen den Jahresringen. Sollte der Winter zu warm sein stellen die Bäume nicht das Wachstum ein sondern wachsen mit anderer Zelldichte im Winter weiter. Es entstehen breite schwarze Streifen, dieses Holz ist nicht gut für den Geigenbau geeignet. Bei Alpenfichte aus entsprechender Höhe kommt das so gut wie nie vor.

  • bei Guarneri del Gesu gibt es drei Phasen
    1. die Suchphase: da experimentierte er, noch sein Lehrer (Gisalberti oder wie der hieß), schon etwas Amati, doch ein bisschen Stainer, etwas Stradivari
    2. die klass. Phase. DA hat er sein Modell gefunden, so etwas zwischen Amati und Stradivari - die Wölbung ist ein Kompromiss zwischen beiden
    3. die "Knastgeigen". Die Legende besagt, dass er wegen einer Rauferei im Suff jemanden getötet oder zumindest schwer verletzt habe, und im Kerker von Cremona da halt seine Billig-Geigen gemacht habe. Vermutlich war er aber wegen des Suffs so angeschlagen, dass er sich nicht mehr besonders mühte.
    Jetzt kommt aber der Knaller: diese gelten als seine besten!!!!!
    Ich schätze daher, dass Gütter diesen "Hybrid" aus Stradivari und Amati meint.
    Ich habe leider nur ein einziges mal eine Guarneri live hören können. Es war die Ex-Ladenburg. Aber die klang wirklich wie von einem anderen Stern

  • Das mit dem Gefängnis ist aber tatsächlich historisch bisher nicht belegt worden.
    Fest steht allerdings das Guarneri "Del Gesu" chronisch pleite war und viel getrunken hat. Seine späten Geigen zeichnen sich durch eine "hektische" Verarbeitung aus, vor allem an der Schnecke sieht man es recht klar.
    Zusätzlich zu diesen drei unterscheidbaren Phasen sind die Geigen generell sehr unterschiedlich, selbst wenn sie zeitlich nahe beieinander liegen. Andere große Geigenbauer waren da erheblich konsistenter. Klanglich sind sie sich dann allerdings doch wieder recht ähnlich.
    Zur Unterscheidung zwischen Strad und Guarneri hilft immer zu bedenken, dass die Guarneris irgendwie exzentrischer aussehen. Die großen Geigenbauer der Vergangenheit hängen generell recht eng miteinander zusammen:

    Guadagnini (vermutlich) und Bergonzi sind dann wiederum Schüler von Antonius Stradivari gewesen. Und damit hätten wir eigentlich alle wichtigen.

  • Hallo,


    Ich habe mittlerweile einen Geigenbauer in Mirecourt kontaktiert und Fotos der Geige geschickt. Er bestätigte mir, dass die Geige bei der Manufaktur Laberte gefertigt wurde. Jacques Leclerc ist sozusagen eine Marke von denen. Die Geige stammt wohl aus der Zeit des 2. WK, als die Ebenholzlieferungen knapp waren. Daher wohl das gemalte Griffbrett. Wert im Handel: um die 1000-1500 Euro.