kennt einer geigen von Mertzdorf

  • Hallo ich möchte hier eine Geige Vorstellen Von Mertzdorf aus Markneukirchen.
    Mit Geigen hat er gehandelt aber nicht selber gebaut. Sie hat auch einen Stempel in der Schnecke.
    Es könnte sich um eine Musikschule oder ähnliches handeln.
    Was haltet Ihr von der Qualität der Geige.

  • Ist die Flammung echt oder gemalt?


    Falls echt, dann sieht sie optisch gut aus.


    Allerdings bist Du lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass man die Qualität einer Sachsen-Geige zum grossen Teil am Ton festmacht. Auch bei gutem Ton bleibt das Preisproblem. Bei schlechtem Klang kann die Geige (fast) aussehen wie sie will, man wird sie kaum los.

  • Die Flammung ist echt, dann werde ich mich in den nächsten Tagen daran machen Sie ein zu richten.
    Es hätte ja sein können das einer etwas über die geigen von Mertzdorf weiß.
    So richtig nach Manufaktur sieht sie nicht aus, jedenfalls habe ich selten gesehen das die Rundungen der Schnecke bis zum Ansatz der Saiten aussprung geschnitzt wurden.

  • "Manufaktur" gab es in vielen Qualitäten. Und es gab auch viele kleine Werkstätten/Meister, die zu arm waren, um selbst einen Vertrieb aufzubauen, und die die grossen Händler belieferten. Sprich, die grossen Verleger haben nicht nur Billigunstrumente verkauft, sondern bedienten einen grossen Kundenkreis. Sie hatten daher selbstverständlich auch gute, von kleinen Werkstätten, Gesellen oder Meistern geschaffene Instrumente im Programm.


    Die Verleger wollten doch auch "einen guten Namen" haben, und entsprechend gab es bei allen auch Topinstrumente zu einem entsprechenden Preis. Nur wurden die damals eben kaum verkauft, da die Masse der Kundschaft auch nicht sooooo viel Geld hatte. Man wollte dazugehören, und der "höheren" Tochter das Geigespielen (Alternativ: Klavier) ermöglichen, um sie in die Gesellschaft einzuführen, damit sie vielleicht "eine gute Partie macht"- auch wenn man eigentlich nicht zur Schicht "höhere Tochter" gehörte.


    Auch war es so, dass es damals eben noch keinen Fernseher, CD-Player, Radio etc. gab, und Musik im Haushalt selbstgemacht werden musste. Da galten in der "feinen Gesellschaft" (zu der man aufgeschaut hat) nur Geige und Klavier als angemessen, und viele einfache Bürger (nicht unbedingt die Arbeiterschicht, sondern "darüber") haben es Familienmitgliedern ermöglicht, zu fiedeln. Und diese Schicht war gross, sprich, die Kundschaft für einfahce, billige Instrumente war viel grösser als die Köuferschicht, die sich seriösem Spiel widmen konnte und entsprechende Instrumente brauchte und sich auch leisten konnte.


    Entsprechend ist die grosse Masse der Manufakturinstrumente billige Qualität, aber natürlich gab es -in weit geringerer Stückzahl- in jeder grossen Musikhandelsfirma auch gute Instrumente zu kaufen.

  • Sehr Intressant, vielleicht war ja Alois Fuetterer zu Lieferer für Mertzdorf.
    Die Schnecke ähnelt doch sehr der, der Bratsche. Nur über alois Fuetterer ist nur wenig im netz zu finden.
    Der Stempel in der Schnecke ist genau der selbe nur das die zahl eine andere ist.
    Und wenn hier schon mehr als 300 Instrumente Registriert wurde, muß es schon etwas Größeres als eine Musikschule sein.

  • Ich kann mir kaum vorstellen, dass Mittenwalder Meistergeigen nach Markneukirchen geliefert wurden, um sie dann anonym zu verkaufen. Es gab doch genug regionale Meister, die sehr gut waren, und die Transportkosten, Kommunikationszeiten etc. waren damals ganz anders als heute.


    Was der Stempel zu bedeuten hat, ist schwer zu sagen. Vielleicht weiss der Bratschenbesitzer ja noch, wo seine Vorfahren die Bratsche herhaben.


    Eine Möglichkeit sind z.B. auch Instrumente von Militärkapellen etc., da wären solche hohen Zahlen durchaus zu erwarten.

  • Hallo,
    wie ich später erfuhr, ist der Stempel die Inventarnummer einer "Adolf-Hitler-Schule", vermutlich
    der "NS-Ordensburg Sonthofen". Das ist natürlich nicht zu erraten ...
    Grüße,
    Kinski

  • Na das ist doch mal Intressant, Danke Kinski, jetzt könnte man nur noch hoffen das die Gute Instrumente gekauft haben. Zum einrichten bin ich bislang noch nicht gekommen.


    nachtrag:
    Ich habe gerade eine Seite gefunden, da gab am krössinsee und in Vogelsang ein Musikkorps aus Berufsmusiker das im Jahre 1937 gegründet wurde, die Spielten auch 1938 im Rundfunk.
    Würde ja mit dem jahr in der Geige 1937 übereinstimmen.