Violine " ANSALDO POGGI " im unrestaurierten Fundzustand - Ein Original?

  • Wenn eine Geige einen authentischen Herkunftsnachweis hat, hat sie -ZUSÄTZLICH- zum Spielwert eben auch einen Kunstwert. Je nach der persönlichen Vorliebe ist der dann relevant oder eben nicht. Und natürlich spielt dieser Kunstwert auf dem Markt eine Rolle, weil es eben auch dieser Kunstwert ist, der die Preise in teilweise astronomische Höhen treibt. Ab einem bestimmten Preisbereich (und der liegt inzwischen ganz schön weit unten) ist der Kunstwert dann so hoch, dass der Spielwert zu vernachlässigen ist.


    Für einen Spieler ist der Klang entscheidend, für einen Anleger/Stiftung/Sammler... eher der Kunstwert. Letztere stellen dann die teuren Geigen den Spielern zur Verfügung.


    Natürlich ist es aber so, dass die "Meister" ja nicht umsonst so teuer sind, das sind natürlich auch spieltechnisch meist Topinstrumente. Und ja, bei einem Meisterinstrument geht man davon aus, dass es sich klanglich wahrscheinlich noch weiter entwickeln kann und mehr Potenzial hat als eine namenlose Geige. Da kommen dann Topsaiten drauf, Topeinstellung, Top-Pflege etc., und dann ist die letztendlich auch besser als eine Manufakturgeige, die vielleicht wirklich nicht ganz so viel Potenzial hat, bei der aber auch mit der richtigen Einstellung noch Einiges herauszuholen wäre.


    Also, letztendlich macht die gute Bauweise den Klang, und der Name bestimmt den Preis.


    Wobei man auch nicht vergessen darf, dass ab einem bestimmten "Spiellevel" auch irgendwie erwartet wird, dass man ein Meisterinstrument spielt. Ich sage es mal ganz platt: "Schwanzvergleich" im Orchester. ;) Ich hoffe ihr versteht was ich meine.

  • Also Pfifferlinge gibts bei uns viele ich tausche die im herbst gerne jeder zeit ein (-;
    Ich weiß schon mich macht es nur immer traurig wenn instrumente als Investmentobjekt betrachtet werden. Das ist einfach nicht Sinne des Erfinders.

  • Zum glück ist man als amatör vom ..... befreit. Ich hasse sowas und vorallem wenn sich dann noch eine gewisse aroganz einbürgert. Mancher geigenbauer hat mein vollstes mitleid und erhällt meine hochachtung wie mann mit solchen leuten dann umgehen kann.

  • Hallo allerseits! Bei der Veröffentlichung der Fotos der"Poggi" ging es mir schlicht und einfach darum, anhand objektiver Befunde zu Analysieren, ob es bei dieser Geige um eine originale "Ansaldo Poggi" handelt. Jeder, der eine solche Geige findet, wird sicher wissen wollen, was er da erworben hat. Von dem Ergebnis hängt es schließlich ab, ob man möglicherweise viel Geld in eine sachgerechte Restaurierung investiert. Einige Kommentare dazu sind eher philosophische Spekulationen.
    Es wird doch sicher bestimmte handwerkliche Techniken, Materialwahl und spezifische individuelle konstruktive Merkmales geben, welche eine "Poggi" ausmachen. Da ich da natürlich selbst neugierig bin, habe ich von allen vier Ecken der Geige Röntgenaufnahmen angefertigt. Auffällig ist (für mich) , dass die beiden unteren Ecken mit Eckklötzen versehen sind, während die oberen Ecken nur "aufgeschachtelt" sind.
    Außerdem ist die Geige offenbar auch schon vor langer Zeit einmal mehr oder weniger dünn überlackiert wurde. Es wurde um das Griffbrett herum gepinselt. Der Bereich unter dem Griffbrett blieb verschont. Aus Neugier habe ich hier eine kleine Stelle vorsichtig mit VIOL gereinigt. Hier kann man einerseits den orange-goldenen Lack erkennen und andererseits die sehr feine Maserung des verwendeten Fichtenholzes (siehe Foto).
    Beim Geigenbauer war ich mit der Geige aus zeitlichen Gründen noch nicht. Ich schätze, dass nicht jeder Geigenbauer hier sicher weiterhelfen kann. Ich kenne allerdings einen ganz guten, dem ich die Geige demnächst zeigen werde.

  • Also ich lehne mich glaube ich nicht aus den Fenster wenn mit den Rontgenaufnahmen eine Kopie als bestätigt sehe.
    Die Alten Meister haben in den Meistenfälle Akkurat mit 4 Ecklötze gearbeitet oder haben gar keine Verwendet. Natürlich gibt es hier wieder ausnahmen.
    Die ich aber bei Poggi ausschließe da er in seiner Arbeit hoch gelobt wird.

  • Tschaika, jeder versucht hier zu helfen so gut er kann. Und ja, natuerlich kommt es zu philosophischen "Spekulationen", denn erstens dient das Forum auch dem Austausch der Leute untereinander, und zweitens koennen wir gar nichts anderes schreiben, wenn unsere Kommentare nicht gelesen bzw. beantwortet werden.


    Und da stand schon in meinem ersten Kommentar, dass der Zustand der Geige nicht fuer ein Original spricht, aber dass Kopien manchmal schwer zu erkennen sind. Wir haben nur die Fotos, und nein, eine Glaskugel haben wir nicht. In der gegenseitigen Diskussion wurde immer wieder deutlich, dass es in diesem Fall schwer ist, eine Aussags zu treffen und dass ein Geigenbauer zu Rate gezogen werden sollte. Der haette vermutlich auf den ersten Blick erkannt, was jetzt in den Roentgenbildern klar wird: Es ist eine Kopie.


    Nein, es gibt keine Technik, die ein Meister beherrscht und die ein Kopist nicht tenauso erlernen und beherrschen und anwenden koennte. Die guten Faelsvher waren und sind naemlich auch Meister ihres Fachs. Es gibt nun mal keine Geraetenummer oder ein eingegetragenes Warenzeichen.... ;)

  • Könnte vielleicht diese spezielle "Zwitter-Konstruktion" von zwei Ecken mit und zwei Ecken ohne Eckklötzern ein individuelles "Poggi-Merkmal" sein? Ist das grundsätzlich minderwertig? Es hätten auch nur Eckklotzblenden aufgestellt sein können, wie das bei Manufakturgeigen gemacht wurde (kann dazu auch ein Paar Röntgenbildern nachliefern).
    Mir ist auch aufgefallen, dass die eingelegten Adern in den Ecken sehr fein und spitz auslaufen, was auch bei Fotos von "echten" Poggi-Geigen erkennbar ist. Das gibt es natürlich auch bei anderen.... Aber die Adern könnten eben auch stumpf aufeinander stoßen, was sie dann von einer Poggi-Konstruktion unterscheiden könnte.
    Ich denke, ich muss die Geige mindestens provisorisch spielbar machen, ohne sie gleich zu restaurieren, um zu sehen, wie sie klanglich einzuordnen ist.

  • So gerne Du auch möchtest, dass es eine echte Poggi ist: Bisher spricht zu viel dagegen. Nein, die Blender versus nicht Blender sind KEIN Merkmal Poggis.


    Klanglich sind Blender nicht minderwertig, handwerklich gesehen schon.


    Jetzt zu überlegen, was demn FÜR Poggi spricht ist müßig. Wenn man sich fragt, ob das Tier, wa vor einem steht, ein Hund oder eine Katze ist, so ist das ähnlich. Es hat vier Beine wie eine Katze. Es hat ein schwarzes Fell wie eine Katze. Es hat zwei Ohren, zwei Augen, Zähne, Zunge, ist ein Raubtier...alles wie eine Katze. Aber es bellt. Also keine Katze, sondern ein Hund.


    Ja, natürlich weiss ein guter Fälscher, wie eine Poggi aussieht, und versucht sie so gut es geht hachzubauen. Und ja, dann sieht sie einer Poggi in Teilen durchaus ähnlich. Das ist doch das Merkmal einer guten Kopie.


    Was die Geige klanglich kann und wie dadurch ihr Gebrauchswert ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt.
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