Alte Geige geerbt - lohnt instandsetzen für Eigengebrauch?

  • Hallo,
    ich zeige euch auch Bilder (weiter unten) aber erstmal kurz die Erklärung.
    Ich habe auf ziemlichen Umwegen die alte Geige meiner Urgroßtante geerbt. Meine Urgroßtante war Musiklehrerin für Geige und Klavier. Laut meiner Familie war die Geige wohl damals relativ teuer - aber das heißt ja mal gar nichts.
    Auf dem Zettel in der Geige steht soweit ich das entziffern kann:
    N. Darche Luthier
    a. Aix la Chapelle
    1846


    Ich habe keine Risse im Korpus entdeckt, aber es wirkt so als sei an einem der Wirbel ein Riss von dem ich nicht weiß wie gut und ob er repariert wurde. (Ist auf dem einen Foto auch zu sehen)
    Saiten sind keine dabei, ein Steg ist dabei, ist aber gebrochen und zusammengeleimt...dem traue ich nicht und würde wenn es lohnt eher einen neuen anfertigen lassen.



    Wozu ich gerne eine Einschätzung hätte (da ich mich gar nicht auskenne) ist:
    Kann das Alter vom Zettel in der Geige hinkommen?
    Sagt irgendjemandem hier der Geigenbauer etwas oder ist es eine Geige von irgendjemand vollkommen unbekanntem wo niemand weiß wie gut die Instrumente waren?
    Könnte es beim Zustand der Geige lohnen sie wieder gebrauchsfähig zu machen wenn ich (mit jetzt fast 28 Jahren) anfangen möchte Geige zu lernen? (Oder auch: Könnte es lohnen sie als Schulinstrument zu verwenden oder wirk es eher als sei sie besserer Schrott?)


    So, jetzt die Bilder...













    der Zettel:





    Wenn ihr noch andere Bilder braucht sagt mir einfach Bescheid. :) Dann mache ich die noch.
    Danke schonmal für eure Einschätzung. :)

  • Das ist auf jeden Fall ein schöne, meisterhaft gearbeitete Geige.
    Dem Innenzettel nach wurde sie von dem aus Frankreich (Mirecourt) stammenden Nicolas Darche 1846 in Aachen angefertigt.
    Dieser Geigenbauer lebte von 1815 bis 1873 und hat bis ca. 1860 gute bis sehr gute Geigen gebaut, anschließend soll er dem Alkohol verfallen sein.
    Ob die Geige wirklich von diesem Geigenbauer stammt, halte ich alledings noch nicht für sicher.
    Wenn sie echt ist, ist sie aber auch materiell ein echter Schatz!
    In jedem Fall lohnt sie m. E. aber die Restauration, sehr wahrscheinlich auch die der Bögen, vor allem wenn man selbst darauf lernen möchte.


    MfG
    Rainer

  • Sie werden an einer Schätzung in natura nicht vorbeikommen.
    Zweifellos eine bessere Arbeit, aber auch solche wurden als Fälschungsobjekte missbraucht. Der Zettel erinnert mich wieder an diese aus dem Sachsenland so um 1900. Die wurden angefärbt und abgewetzt, sodass sie älter aussahen.
    Klarheit gäbe eine Schätzung bei einem Experten.
    PS: Die Schnecke gefällt mir sehr gut. Durchaus ein Hinweis auf ein sehr gute Meisterarbeit

  • Möglich ist (von der Logik wie lange sie in der Familie ist) beides - sowohl dass sie um 1900 gekauft und gebaut wurde als auch dass sie früher gebaut und gekauft wurde. Aber wenn sie zu diesem Zeitpunkt neu gebaut wurde wäre meine Urgroßtante schon relativ alt gewesen als sie sie gekauft hat. (so ca 50 bis 60) Da ich annehme dass sie schon früher eine gekauft hat und weiß, dass es ihre eigene und kein Schülerinstrument war denke ich dass die Geige eher vor 1900 gebaut wurde. Aber da ich nicht weiß ob sie nicht vorher eine andere hatte...


    ...ich denke ich werde mich mal in der Familie umhören ob da jemand näheres weiß. (Das Kaufjahr sollte ja schon etwas über das Alter aussagen...)


    Was ich noch weiß ist, dass meine Tante erzählt hat, dass der Lack (und die ganze Geige) bis vor ca. 10 Jahren deutlich besser in Ordnung war - und dann mein Cousin (nicht ihr Sohn - ein anderer Cousin) sie zum Geige lernen geliehen bekommen hat ist sie "ganz schrecklich" zurückgegeben hat. Und jetzt hat sie sie mir geschenkt in der Hoffnung, dass die Geige nochmal brauchbar ist und genutzt wird.


    Geigenbauer ist eh angedacht - wenn dann muss sie eh restauriert werden. :)
    Ich wollte nur wissen ob das eher lohnt oder ob es eher was ist, was man irgendwie als Deko aufbereitet und an die Wand hängt.

  • Guten Tag,


    da haben die Kollegen sicher recht, mit dem einschätzen lassen vom Geigenbauer.
    Von der Geschichte her, könnte es gut eine echte Meistergeige sein und etwas aufpoliert
    hat sie sicher beinahe das Aussehen einer Stradivari (mir gefällt die Geige auf jeden Fall).
    Das einzige ist der Riss beim Wirbelkasten, der mir Sorgen machen würde.


    Um noch zu sehen, was die letzten Verkäufe von Geigen dieses Meisters gebracht haben, habe ich
    unter Amati.com folgendes gefunden. Die erzielten Preise sind in Pfund angegeben.
    Was in den letzten Jahren im Wert gegangen ist, weiss ich nicht. Einen groben Anhaltspunkt kann
    es auf jeden Fall geben. Ich denke, es kommt auf die Restauration und den Klang der Geige an.
    Date Description Sold for (£)
    2002 A Violin by Nicholas Darche1844 £3,584
    1998 A Violin by Nicholas Darche1850 c. £970
    1992 A Violin by Nicholas Darche1855 1/2 Size £770
    1991 A Violin by Nicholas Darche1842 £1,760


    Viel Spass mit der schönen Geige.

  • Bevor Sie diese beim Geigenbauer restaurieren lassen, soll er sie auf Echtheit abschätzen. Aber Warnung, das Honorar vorher abklären!
    Könnten Sie uns bitte dann, wann Sie das gemacht haben, posten, was seine Meinung war?
    Das wäre sehr interessant!

  • Kann ich dann machen - aber da ich nur Student bin kann es sein, dass ich erst nächstes Jahr nach Abschluss des Studiums dazu komme. (zumindest der Unterricht wird bis dahin warten müssen - anderes kann ich eventuell auch so zusammensparen)


    Gibt es um Gießen herum einen hier als dabei (Echtheit und Restauration) preislich fair bekannten Geigenbauer? Oder vielleicht einen, von dem bekannt ist, dass er sich mit dieser Art Geigen auskennt? Da gibt es ja auch Experten für verschiedene...


    Im Internet finde ich einen Geigenbauer in Marburg (ohne Homepage) und dann erst wieder in Bad Homburg (auch ohne Homepage) und dann in Siegen (mit Homepage)



    PS: Kann jemand was zu den Bögen sagen? Rainer sagte ja, es würde vermutlich auch lohnen diese restaurieren (bzw neu beziehen) zu lassen.
    Und weiß jemand was das schwarze Samtteil ist?

  • Auch ich könnte mir vorstellen, dass das Instrument "echt" ist, aber wage mir da keine Prognose nur über die Bilder. Auf jeden Fall würde ich raten, mehrere Geigenbauer aufzusuchen. Gleiches gilt für die Bögen.