von der Violine zur Viola

  • Heute bekam ich ein Paket aus Hessen, in dem der nächste Löwe für meine Sammlung war, als Zugabe eine Bastelgeige mit Bassbalkenriss. Beim Auspacken war sie natürlich uninteressant...Paket auf oh...der Löwe...so dauerte es bis zum Abend mit dem Bastelobjekt. Fühlte sich schwerer an als eine 4/4 und monsterverdreckt war sie zudem auch noch... die Geige enwickelte sich zur 66 cm großen Viola mit wunderschöner Flammung und interessanter und sauber gearbeiteten Celloschnecke, innen ein alter Stradizettel.
    Hat jemand eine Idee woher sie stammen könnte?

  • ganz einfach: der Strad-Zettel besagt eindeutig, dass sie NICHT aus Cremona stammen kann. Wie er aussieht ist es wieder so ein künstl. gealterter, wie man es bei vielen Geigen aus SAchsen um 1900 findet.
    Das waren normal gefälschte Zettel, die noch mit so einem dunklen Lack eingefärbt wurden und mit irgendetwas abgewetzt worden sind .

  • Ganz so "bedenkenlos" auseinandernehmen würde ich die nicht. Das war schon ein "gescheit's Inschtrument". Der Boden ist super, das Deckenholz ganz gut, und die Verarbeitung sehr sauber. Auch wenn Geigen aus Sachsen billig zu haben sind, so sind Bratschen in dieser Qualität doch deutlich seltener und werden auch entsprechend höher bezahlt. Je nach Bodenlänge wäre ein ähnliches Instrument im spielbaren Zustand (ohne Riss) beim Geigenbauer ab 1500-4000 Euro im Angebot. Mit dem Riss ist der Wert natürlich deutlich geringer, aber meiner Meinung nach noch lange nicht auf dem Niveau "Bastelgeige".


    Zum "Herumbasteln" nach dem Motte "Trial and Error" finde ich die -trotz des Risses!- viel zu schade. Vielleicht lässt sich ja eine "vom Geigenbauer betreute" Eigenrestauration durchführen?

  • lach...das mein ich damit...werd sie nicht schreddern, sondern fertig machen...
    Das sie keine Stradi ist war mir klar und das sie nicht das Billigmodell ist von dem yxyxyx sprach auch...sie besitzt 4 Eckklötze und ist auch von innen eine gute Arbeit.
    Zudem gibt es nicht viel "Sachsen" Bratschen! zudem hat sie einen Ober und Unterklotz der mich an Barockgeigen erinnert und das ist recht unüblich gewesen.

  • also zum Schreddern wäre auch für mich zu hart.
    Bratschen sind seltener, dadurch haben die zwar einen kleineren Markt, sind aber im Stück teurer.
    Billigteil wollte ich auch nicht sagen -die gab es in Katalogen und auf Bestellung in verschiedenen Qualitäten -Ihres ist zweifelsohne eines aus einer besseren Selektion.
    Trotzdem fürchte ich, dass man den großen Wurf auch mit Bratschen nicht mehr macht. Ich habe auf Marktplätze im interent sogar Cellos und Kontrabässe aus etwa dieser Zeit für ca. 650€ schon angeboten gesehen.
    Das Blöde an Ihrer Geige ist, dass ein Riss offenbar zwischen Zarge und Unterklotz entstanden ist. Das zu reparieren kann sehr teuer werden -oder sie lassen das einfach kleben -Ihr Entscheid.

  • So wie es aussieht ist sie einmal auf den Endpin gefallen, dadurch lassen sich alle Schäden erklären...ich fertige schon einern neuen Unterklotz an und die Zarge werde ich leimen...eventuell etwas unterfüttern.
    Ich habe diese Bratsche für 10 Ruro als Beigabe erhalten...da mache ich mir mit Sicherheit keine Gedanken über ihren Wert, für mich haben diese alten Instrument immer eine daseinsberechtigung...hab schon schlimmere Pflegefälle wieder zu Leben erweckt...lach

  • Also, wenn du mal ein Cello für 650 siehst bitte ich um Mitteilung…sowas suche ich gerade :) Bei Ebay gehen aber diese Art Cello augenblicks immer um die 1000 weg, und im guten Zustand sind sie nicht unter 2500 zu haben.


    Aber du bist vielleicht auf anderen Marktplätzen unterwegs- also, wenn du wieder sowas findest gib mir doch bitte Bescheid ;)

  • Diese "halbbarocken" Merkmale sind eigentlich gerade bei sächsischen/böhmischen Instrumenten noch sehr lange so gebaut worden. Da findet sich jegliche Vermischung von Stilmerkmalen- was eine genaue Datierung manchmal schwierig macht.

  • Hmm...ich hab jetzt schon eine Menge wirklich ...alte...und noch mehr um 1900 gebaute Geigen von innen betrachten dürfen...aber einen solchen Unterklotz hab ich noch nicht häufig gesehen, oder ist er eher für Bratschen üblich?