Alte Geige ersteigert

  • Hallo ihr Lieben,


    ich hoffe ihr schüttelt jetzt nicht alle unverständlich mit dem Kopf, aber ich hab spontan eine alte Geige ersteigert :)


    "Slerwypoe to wreooerwel L Cießlate w. Katowicack" - Laut Beschreibung wohl von 1929 und vermutlich aus Polen, Katowice. Aber was weiß ich schon. Ich spiele weder Geige, noch hab ich Ahnung.


    Was ich gern wissen will ist:


    - Ist die Geige noch was wert?
    - Lohnt es sich, sie wieder herrichten zu lassen?
    - Was muss gemacht werden?
    - Was kostet mich das? :D


    ... oder soll ich sie lieber gleich entsorgen? ^^


    Liebe Grüße!

  • Sehr aussagekräftig sind die Bilder nicht. Es scheint ein recht einfaches Instrument zu sein; die Herkunft laut Zettel ist so unspektakulär, dass ich sie nicht anzweifeln würde. Viel ist das Instrument nicht wert, aber das heißt nicht unbedingt, dass es schlecht klingt - wobei den Klang kann man via Internet nicht beurteilen.
    Ob eine Restauration lohnt, hängt stark davon ab, zu welchem Zweck sie restauriert werden soll; für den Weiterverkauf lohnt es ziemlich sicher nicht. Für den Eigenbedarf könnte es sich lohnen, aber es ist ein Griff in die Wundertüte. Ob die Geige anständig klingt und Dir der Klang auch gefällt (was ja sehr subjektiv ist), kann man erst wissen, wenn man sie restauriert hat. Und ob man für das Geld, das eine Restaurierung kostet, eine bessere Geige kriegt, ist auch nicht gesagt.
    Was anfällt, ist anhand der Bilder schlecht zu beurteilen. Neue Saiten sind wohl definitiv fällig. (vernünftige Qualität fängt so ab 30€ pro Satz an; wenn man sie selbst aufzieht). Die Preise für Reparaturen schwanken regional und auch von Geigenbauer zu Geigenbauer. Meine Preisangaben sind sehr grobe Schätzungen, bei denen ich ausdrücklich erheblich daneben liegen kann. Das Griffbrett sieht recht verschlissen aus; da ist die Frage, ob man es "abziehen" kann (ich schätze so 70-100€) oder ganz erneuern muss (da könnten es 250€) werden. Auch die Position des Stimmstocks sollte man überprüfen und ggf. optimieren lassen (ca. 15€). Eine weitere die anhand der Bilder schlecht einzuschätzen ist, ist der Zustand der Wirbel und der Wirbellöcher. Es kann sein, dass die Wirbel einwandfrei laufen. Es kann aber auch sein, schwergängig gehen, das zu beheben, wären Peanuts, aber wenn die Wirbel angepasst oder erneuert werden müssen, wären noch mal 10-15€ pro Wirbel fällig.
    Neben der Geige ist auch der Bogen wichtig; wenn der in ähnlichem Zustand ist wie die Geige, dürfte mindestens eine Neubehaarung (50-60€) fällig sein; wenn auch das Daumenleder und die Umwicklung gemacht werden müssen, wäre man bei 80-100€. Der Lack ist auch nicht mehr schön; aber wieviel das kostet, hängt sehr stark vom Aufwand ab und der ist anhand der Photos zu schwer abzuschätzen, um eine Zahl in den Raum zu werfen. Aber um einen Eindruck vom Klang des Intrumentes zu bekommen oder festzustellen, ob das Geige spielen überhaupt etwas für einen ist, ist eine Aufbereitung des Lackes nicht unbedingt nötig, sodass man darauf zunächst verzichten könnte.


    Ich würde empfehlen, mit dem Instrument bei einem Geigenbauer vorstellig zu werden, ihn das Instrument in Natura begutachten lassen und zu fragen, wie viel er für eine Instandsetzung haben möchte und dann zu entscheiden, ob Du es machen lässt oder nicht.

  • Anscheinend geht ein langer feiner Deckenriss rechts neben dem Saitenhalter über den Stimmstock bis unter den rechten Stegfuß.
    Ein derartiger "Stimmriss" ist teuer in der Reparatur und bleibt trotzdem eine erhebliche Wertminderung.
    Ein seriöser Geigenbauer wird vermutlich von einer Reparatur abraten. Mit 30 Euro war die Geige ja nicht sehr teuer.
    Als Deko-Gegenstand ("Wandschmuck") taugt sie ja auf jeden Fall immer noch.
    Allerdings wäre die Auskunft des Verkäufers, dass kein Riss vorliegt, ggf. ein Grund zur Reklamation...
    MfG
    Rainer

  • Also, ich sehe da auch 2 Risse, einen vom Saitenhalterende und einen am f-Loch. Ich sehe auf dem Bild nicht, dass der Riss vom Saitenhalter bis zum Steg geht- sollte dem so sein ist die Geige nur noch Deko. Sollte der Riss wirklich nur unten am Saitenhalter wenige cm hoch sein, ist das nicht so tragisch. Der am f-Loch ist eher ein kosmetisches Problem.


    Was genau gemacht werden muss kommt auf den zukünftigen Zweck an. Wenn es darum geht, mit dem Geigenspielen anzufangen und das mal auszuprobieren ist das sicher nicht das schlechteste Instrument. Viele der alten "Schrappen" klingen gar nicht so schlecht (oftmals zumindest besser als das, was man für 300 Euro neu bekommt), viele sind klangliche Mittelklasse, und selten ist da auch mal eine dabei, die "richtig gut" klingt. Das meinten die Vorschreiber mit "Wundertüte". Zum Selberspielen lohnt sich eine (Teil-)Restauration oftmals durchaus, Lack kann so bleiben wie er ist, Risse sollten geleimt werden und das Teil sollte wieder "laufen". Ein Geigenbauer kann da genaue Preisauskünfte geben, weil er einschätzen kann, was genau gemacht werden muss.


    An den Saiten sollte man übrigens nicht sparen. Gut klanglich eingestellt und mit guten Saiten kann das durchaus wieder ein brauchbares Instrument werden, wenn auch kein "wertvolles".