Löwenkopfgeige

  • Hallo


    Ich habe da eine Löwenkopfgeige 😊, innen wie bei vielen ein Jacobus Stainer Zettel 1701 oder 1706. Die Geige hat senkrechte und kurze f-Löcher, so kann ich nicht richtig reinschauen aber morgen kommt ein Endoskop.... Jetzt habe ich gesucht und gesucht aber irgendwie keine Abb einer Geige mit so kurzen FLöchern gefunden.

    Auf dem grauen Boden ist sie im ursprünglichen Zustand, von mir bekam sie erstmal fkt Wirbel, Steg und Saiten.

    Für mich hat sie einen schönen warmen Klang und Nachklang, ein wenig als würde sie noch was erzählen.

    Kann mir jemand etwas zu den f-Löchern sagen?

  • Das scheint mir das Werk eines Nicht-Geigenbauers zu sein. Insofern wirst Du da kaum Vergleichsinstrumente finden. Wer, wann die wo zusammengezimmert hat, wird man wohl nicht mehr herausfinden.


    Zu allen Zeiten haben sich geschickte Leute Instrumente selber gebaut, oder mangels anderer Möglichkeiten beim örtlichen Schreiner in Auftrag gegeben. Das heisst nicht, dass diese Instrumente immer schlecht klingen müssen- oft haben die Erbauer viel Zeit und Mühe reingesteckt und herumprobiert. Je nachdem, wieviel Ahnung (oder Glück beim Probieren) der Erbauer hatte, können die klanglichen Ergebnisse höchst unterschiedlich sein. Offensichtlich hast Du da Glück gehabt.

  • Die F-Löcher sind nicht nur recht kurz, sondern auch viel zu eng auf der Decke. Dein Steg ist im Prinzip eigentlich zu breit, die Stegfussbreite sollte schmaler oder gerade so gleich breit wie der Abstand der oberen F-Loch-Beeren sein. Das geht bei diesem Instrument quasi nicht, weil Du dann mit dem Saitenabstand Probleme bekommst.


    Insofern: Lass es so, solange es irgendwie funktioniert ist alles gut.

  • Irgendwie kann ich mir gar nicht vorstellen, wie dort der Bassbalken verlaufen soll (falls diese Geige überhaupt einen hat!). Du musst bei deinen Stegfüssen aufpassen, dass die nicht neben dem Bassbalken stehen und genug Unterstützung der Decke haben, und der Druck nicht voll in die F-Loch-Beeren geht. Bei einer normalen Geigendecke gäbe es dann Rissgefahr, aber vielleicht ist die Geigendecke in deinem Fall ordentlich massiv (sieht zumindest so aus) und hält das alles aus.

  • Ich vermute dasselbe wie Braaatsch, und irgendwoher hatte der Erbauer noch einen typisch sächsischen/böhmischen Löwenkopf-Hals, den er wiederverwendet hat. Das ist ein Standardmodell und passt auch farblich nicht zum Korpus.

    Ich würde auch beobachten, wie die Decke den Saitendruck verträgt, und ansonsten froh sein, eine außergewöhnliche Geige zu haben, die auch noch gut klingt.

  • Manufaktur? Nie und nimmer. Der Löwenkopf ja- der wird von einer anderen Geige stammen. Aber sonst stimmt an dem Instrument überhaupt nix. Das hat jemand gebaut, der wusste, wie eine Geige ungefähr aussieht, vielleicht hat er auch den (kaputten?) Originalkorpus als Vorlage gehabt. Er hat auch durchaus Ahnung von Holzbearbeitung gehabt, und Zugriff auf verschiedene Hölzer (Buche für den Boden, Nadelholz für die Decke…), aber offensichtlich keine Ahnung vom Geigenbau/Klangentstehung.


    Manufakturinstrumente wurden gelegentlich schlampig gebaut, aber das war nicht Unwissen, sondern Zeitdruck geschuldet. Daher stimmen die wesentlichen Faktoren bei den Manufakturinstrumenten schon. Eine solche Geige wäre nicht verkäuflich gewesen.