Neue Geige - erste Einschätzung

  • Moin zusammen,


    kein Erbstück, kein Dachbodenfund sondern ein neues Instrument für den Neuforisten und langjährigen Geigisten mit doch etwas gehobenen Ansprüchen sollte es sein.

    Vielleicht kann mir jemand von euch behilflich bei der visuellen und groben Einschätzung sein. Alter wäre auch interessant zu wissen - hier tue ich mich sehr schwer zwischen dem angeblichen Alter und dem Zustand. Die Geige ist bereits in meinen Händen und da Papier geduldig ist und viele von euch doch eine gewisse Erfahrung mitbringen, würde mich mal eure Meinung zu dem Neuerwerb interessieren.










    Als Neuer will ich mich natürlich gerne vorstellen - Nordlicht aus Hamburg im besten Alter und Geigen sind meine nicht berufliche Leidenschaft. Ich quäle nicht nur meine Nachbarn gerne mit Beethoven, Bruch, Tchaikoswky&Co, sondern lege auch gerne handwerklich Hand an's Streichholz.


    Herzliche Grüße aus dem gar nicht so rauen Norden

    Dennis

  • Ich sehe hier eine sehr schöne Geige, Man sieht Ihr an das Sie viel gespielt wurde.

    Der draufblick in das Schneckengehäuse lässt einen Anschäfter vermuten, könnte aber auch eine Lichtspiegelung sein. Sie ist Gutgepflegt und könnte durch aus ein Alter um 1850 +- 30 Jahre aufweisen.

    Die Schnecke ist bis zum Ende gekehlt was schon einmal darauf hindeutet das die Geige Handwerklich Gut gemacht wurde. Das gleiche gilt für die sehr schön ausgeführten F Löcher. Das Holz Boden und Zarge haben eine schöne Flammung und die Decke hat eine sehr schöne Fichtendecke mit gleichmäßigen Jahresringen meist kleiner 1mm. Weche Informationen hast du bezüglich des Alters ?

  • In der Tat eine gut gemachte Geige. Sorgfältige Holzauswahl, gute Verarbeitung. Sicherlich keine Massenproduktion.


    Die Schnecke wirkt französisch, aber das Design ist international. Gibt es einen Zettel im Inneren? Als was wurde die Geige erworben bzw. übernommen. Sicherlich kein DAchbodenfund!

  • Wow ihr seid ja fix!


    Der Anschäfter ist korrekt und eure Einschätzungen zum Alter finden sich durch den eingeklebten Zettel bestätigt, laut diesem ist die Geige aus dem Jahre 1852. Vielleicht ist dieser ja doch kein Facsimile - die leise Hoffnung regt sich. :)


    Meine Zweifel rühren daher dass der Lack fast wie bei einem neueren Instrument wirkt, hier insbesondere der Boden. Lediglich das leichte Craquelé deutet auf ein gewisses Alter hin, aber auch das lässt sich ja durch bestimmte Lackbeimischungen heutzutage nachbilden. Hatte schon 30 jährige Instrumente in der Hand, die wesentlich älter wirken - daher meine Irritation.


    Der Zettel deutet tatsächlich auf eine Französin hin.


  • Ich halte den Zettel für echt aber ich halte den Gang zum Geigenbauer für Notwendig.

    Herr Köstler in Stuttgart wäre der Richtige ansprech Partner. Aufgrund des Wertes dieser Geigen sollte bei

    einem Zertifikat nicht gespart werden sollte die Echtheit der Geige bestätigt werden.

    Glückwunsch. :D

  • Willkommen im Forum!


    Schöne Geige im Guarneri-Stil. Ich würde auch auf eine Französin tippen. Dass der Lack so schön aussieht, lässt darauf schließen, dass sie immer pfleglich behandelt wurde. Das macht man nur mit Instrumenten, die man schätzt. Einige Geigenbauer verpassen den Instrumenten nach der Reinigung auch ein French Polish. Dadurch sieht der Lack dann fast wie neu aus, von Verfärbungen (z.B. in alten Kratzern) mal abgesehen.

  • French Polish würde Sinn machen und den Erhaltungszustand erklären. Die Franzosen haben in diesem Zeitraum meines Wissens nach viel mit Spirituslack gearbeitet, so dass auch der klangliche Einfluss zusätzlicher Schellackschichten vermutlich eher gering ausfällt. Lässt sich ein solches Polish eigentlich erkennen?


    Danke auch für den Hinweis zur Zertifizierung, ich bin in einigen Wochen für einige Tage in Paris und werde nun die Gelegenheit vermutlich nutzen, das Instrument in der Rue Portalis vorzulegen. Nun bin ich sehr gespannt… :)

  • French Polish würde Sinn machen und den Erhaltungszustand erklären. Die Franzosen haben in diesem Zeitraum meines Wissens nach viel mit Spirituslack gearbeitet, so dass auch der klangliche Einfluss zusätzlicher Schellackschichten vermutlich eher gering ausfällt. Lässt sich ein solches Polish eigentlich erkennen?


    ...

    Wenn es frisch ist, erkennt man es wohl am Wohlgeruch. Ansonsten vielleicht am Glanz, Schellack glänzt ja recht stark. Außerdem sind diese Schellack-Schichten sehr dünn und dürften überhaupt keinen Einfluss auf den Klang haben.

  • bei dieser Geige würde sich eine Zertifizierung sicherlich lohnen, um die Authentizität sich bestätigen zu lassen und um auch einen eventuellen Versicherungsbachweis zu haben.


    Das ginge sicherlich auch in Deutschland. Kostenfrage....