Unbekannte ältere Geige - Restaurierung sinnvoll?

  • Hallo,


    Ich habe eine ältere Geige, die ich vor einiger Zeit mal als Deko-Objekt gekauft habe. Irgendwie hat es mich jetzt gepackt und ich überlege, ob ich mit Geige spielen anfange. Und jetzt stellt sich mir die Frage, ob es sich lohnt, mit meiner Geige einmal zu einem Geigenbauer zu gehen, oder ob das von vornherein sinnlos wäre. Was meint ihr, wirtschaftlich sinnvoll rettbar, oder sollte ich mur lieber eine günstige moderne Geige kaufen?





    Ich vermute, dass es sich bei meiner Geige um ein Massenprodukt etwa aus den 1930ern(?) handelt. Zettel ist keiner mehr da. Die Kinnauflage scheint aus Bakelit oder so zu sein.



    Den Gebrauchsspuren nach wurde sie recht viel gespielt. Es ist eine Ecke abgesplittert und auf der einen Seite die Mitte der Schnecke. Die Saiten lassen sich nicht stimmen, die Wirbel halten nicht.




    Der Bogen hat C A Hoyer eingestanzt.


  • Bogen könnte, wenn Orginal und nicht verzogen, etwas Nettes sein. Geige sicher keine Schönheit, aber einfach den Geigenbauer um die Ecke unverbindlich fragen und Kostenvoranschlag einholen. Sowie Wert Bogen erfragen.

    Dann Ergebnis hier im Forum diskutieren.

  • Auch wenn die Geige kein "antikes Meisterstück" ist, so scheint sie irgendwann mal lungere Zeit von jemandem gespielt worden zu sein, der über die Anfangsgründe hinaus war- der Lackschaden neben dem Griffbrett lässt auf zeitweiliges Spiel in den hohen Lagen (=kein Anfänger) schliessen. Es kann also -muss aber nicht!-sein, dass diese Geige recht gut klingt.


    Zum Selberspielen kann sich das schon lohnen, gute Instrumente kriegt man jetzt auch nicht für 100 Euro an jeder Ecke. Die Lackschäden und die Schaden an der Schnecke sind erstmal nur optische Probleme, und das mit den Wirbeln bekommt ein Geigenbauer hin. Du kannst auch überlegen, Feinstimmwirbel einbauen zu lassen, das ist zwar erstmal etwas teurer, aber dann hast Du ein für alle Mal Ruhe. An den Saiten sollte man nicht sparen, aber das ist Verbrauchsmaterial, was immer mal wieder erneuert werden muss (das müsstest Du also auch bei einer neuen Geige immer mal wieder machen).

  • Danke euch. Dann werde ich mich mal auf die Suche nach einem guten Geigenbauer begeben.


    Ja, die Saiten haben es hinter sich. Die eine ist auch Naturdarm. Im Kasten war auch noch eine unbenutzte Saite, der Verpackung nach würde ich denken so etwa aus den 50ern. Also falls wer ein Museum hat, ich könnte eine "Original Bernhardt's Silberstahl-Saite", die angeblich auf der ganzen Welt berühmt war, anbieten.

  • Hallo,


    Ich war jetzt beim Geigenbauer und wollte euch mal Rückmeldung geben. Es wurde weitestgehend bestätigt, sächsische Manufaktur und gute 100 Jahre alt. Ein paar Sachen müssen gemacht werden, aber nichts dramatisches. Wie sie klingt weiß ich dann in etwa 2 Monaten.


    Der Bogen ist in Ordnung, und braucht nur ein wenig Pflege und muss neu bespannt werden. Ob er wirklich echt ist konnte man mir auch nicht mit Sicherheit sagen, aber es ist auf jeden Fall ein ganz guter Bogen.


    Ich habe die Geige direkt da gelassen. Die Bewertungen waren gut, ich hatte einen kompetenten Eindruck, und wenn ich jetzt noch hunderte Kilometer verfahre lohnt sich das nicht.


    Wert wurde auf etwa 1000-1200 Euro für die Geige plus vielleicht was dreistelliges für den Bogen geschätzt.

  • …Die Schätzung halte ich für optimistisch, zumindest im Privatverkauf wird das eher weniger. Aber: Wenn die Geige gut klingt, kann das auch realistisch sein. Bei solchen Manufakturinstrumenten steht und fällt der Wert mit dem Klang.


    Und noch ein Aber: Es ist toll, dass Du anfangen möchtest zu spielen. Dafür lohnt es sich, sie wieder flott zu machen. Und ja, die hat schon einen Weltkrieg überlebt, und hat bei Dir ein schönes Zuhause gefunden. Nicht immer ist der rein monetäre Wert entscheidend. 😉

  • So eine alte Geige ist, unabhängig vom Geldwert, etwas Besonderes. Ich würde Dir in jedem Fall empfehlen, mit dem Geigespielen anzufangen. Ich habe auch erst als Erwachsener angefangen. Mit Unterricht und gezieltem Üben kommt man da in absehbarer Zeit zu Ergebnissen, die Suchtpotential haben 😀

  • Ein Verkauf ist auch nicht geplant. Inklusive neuer Saiten und Feinstimm-Saitenhalter liegt der Kostenvoranschlag für Geige und Bogen bei unter 400 Euro. Das war sie mir wert.


    Und weil ich vermutlich ein bisschen bescheuert bin (und Geduld noch nie meine Stärke war), habe ich mir auf dem Heimweg noch von privat eine zweite (meiner Meinung nach sehr hübsche) günstige spielbereite sächsische Geige gekauft. Allerdings habe ich ganz vergessen zu fragen, wie alt sie ist. Sie hat einen (eher schlecht kopierten) Zettel auf dem J Lété 1834 steht, sieht für mich aber zu neu aus für +/- 100 Jahre alt. Wurden solche Geigen-Kopien auch noch in jüngerer Zeit (DDR) angefertigt?


    Ich kann jetzt also sofort loslegen. :)