Geige,Dachbodenfund

  • ….. schmeiß in die Tonne, und sag mir, wo die Tonne steht!😉. Das war für mich eine Art ironischer Aufhänger.


    D.h., wenn ich weiß, wo die Tonne steht, marschiere ich als erstes los und hole die Geige raus! Das war doch klar.




    Nichts, desto trotz hat die Geige vielleicht noch ein paar kleine „Zusatzprobleme“.

    Die könnte aber jeder Geigenbauer lösen, wenn sie denn da sind.

    Jeder Hobby Geigenbauer saniert irgendwann alles, was er in die Finger bekommt. Unabhängig davon finde ich, so ähnlich wie auch bei Schwarzwald, Uhren, die Provenienz Forschung immer sehr vernachlässigt. D.h., die Frage: warum finde ich eine bestimmte Geige in einem bestimmten Zustand vor? Wer war der Vorbesitzer? Und warum hat er die Geige wie behandelt?


    Wie der Zettel und die fabrikneuen Steg(e) in den Geigenkasten kommen, interessiert mich halt…….

  • ...Nachlassfund. Da kann der jetzige Besitzer vielleicht nicht viel dazu sagen, und der Vorbesitzer schweigt leider beharrlich. ;)


    Zu DDR-Zeiten war man froh, irgendeine Geige zu haben. Und es war auch absolut üblich, als Privatmensch in jedem Bereich jegliche Ersatzteile zu hamstern, die man bekommen konnte. Egal ob man selber etwas damit anfangen konnte oder nicht. Es war nämlich nicht abzusehen, ob bei einer Reparatur die Werkstatt die entsprechenden Teile vorrätig hatte oder nicht -wenn man sie selber mitbrachte, konnte man Reparaturen ausführen lassen. Und ja, das galt selbst für so simple Dinge wie Geigenstege. Man konnte als Privatperson ja nicht einmal ein einfache Blockflöte kaufen, Musikinstrumente gab es nur auf Zuteilung und über die Lehrer (oder auf dem Privatmarkt gegen Westgeld oder im Tausch gegen irgendwas, was der andere benötigte). Wenn man Glück hatte, konnte man die auch mal in der damaligen Tschechoslowakei kaufen.


    Vor diesem Hintergrund würden mich auch 20 fabrikneue Stege oder 50 gebrauchte in dem Geigenkasten nicht wundern. ;)


    Zettel: Irgendjemand hat sie die Geige eben schon irgendwann mal angesehen, und dem damaligen Besitzer die benötigten Reparaturen aufgeschrieben. Vielleicht sollte sie verkauft werden, und der potentielle Käufer war beim Geigenbauer. Der aufgrund der notwendigen Reparaturen gebotenen Kaufpreis war dem Besitzer zuwenig und so verschwanden Zettel und Geige wieder im Fundus. Oder der Besitzer wollte sie reparieren lassen, und die Reparatur war ihm zu teuer. Oder vielleicht auch gar nicht notwendig, nur ein "könnte man mal machen"- Angebot. Vielleicht, vielleicht, vielleicht...da gibt es viele Möglichkeiten.

  • ……..gute Hypothese. Gennau deshalb könnte Nic so nett sein und den Steg mit Geigenbauer Namen, ich lese Nifert oder so was? für uns ablichten. Und der komplette Zettel könnte auch interessant sein. Ein Bauschsteg ist so ziemlich der einfachste und billigste Steg den es gibt. Das würde zu einer einfachen Manufakturgeige passen.


    Kann aber auch sein, dass meine Suche in einer Sackgasse endet. Und manchmal sind interessante Beigaben dabei, um die Violine aufzuwerten. Hatten wir ja auch schon.


    Und grundsätzlich gibt es auch Fälle, in denen man den Vorbesitzer fragen kann.



    Anbei noch einige interessante Stege…….



    ….. und Bücher über Stege gibt es natürlich auch…..




    Und manche Geigenbauer haben auf dem Steg Fuß Preis und Jahreszahl des Erwerbes notiert.

    Heute viele Stege mit Lasertechnik beschriftet.

  • Hallo,dass ist ja voll interessant mit Euch.Also unterm Steg habe ich ein graviertes V gefunden Zu Bausch gesellen sich noch Dresden und Aubert.Ein Steg hat eine andere Form.Ich stell mal noch etwas bessere Bilder ein.Azf einer Saitentüte finde ich noch eine Schrift,die nicht lesen kann. Wo finde ich denn einen Namen auf dem Steg? Ich bin wirklicher Laie

  • Die Stege sind einfache Modelle bekannter Hersteller. Auch „Aubert“ dass ich falsch gelesen hatte, ist ein Hersteller und kein Geigenbauer. Geigenkiste und Beigabe sprechen auch für eine böhmisch-sächsische Manufaktur Geige. Bei größeren Geigenbauern hatte die Kiste oft noch ein Logo und die Geige einen Zettel. So zum Beispiel bei Carl Schuster, Markneukirchen oder Gläsel.


    Also alles spricht, wie schon von den

    Vorrednern erkannt, für böhmisch sächsische Manufaktur. Auch die Seiten Auswahl passt. Wenn sich am Griffbrett nur ein einfacher Sprießen gelöst hat, ist das kein Problem. Ich würde mal den Geigenbauer um die Ecke fragen, was die Restaurierung kostet.

    Mit einer guten Saite könnte die Violine ganz ordentlich klingen.

    Falls Sie die Geige restaurieren, können Sie sich ja noch mal im Forum vorstellen.

  • Mit eurem erwähnen Zettel erwähnten bin ich überfordert,es gibt keinen.

    Den Zettel habe ich aus Bild sechs unten rechts raus vergrößert, wurde vielleicht in den Eile entsorgt. Ich gebe oft so ein Zettel mit Reparaturvorschlägen in die Kiste und verschiebe dann die Reparatur bis auf den Sankt Nimmerleinstag. 😉.

  • Solche "römischen Zahlen" tauchen bei Manufakturinstrumenten öfters auf, zumindest kenne ich diese von Bögen. Die Instrumente/Bögen wurden arbeitsteilig hergestellt, das bedeutet, dass ein Arbeiter immer den gleichen Arbeitsschritt auszuführen hatte, und somit mehrere Instrumente/Bögen gleichzeitig -manchmal in Einzelteilen- auf dem Werktisch hatte.


    Um zuzuordnen, welches Teil zu welchem Instrument gehörte, hat man solche Markierungen ('römische Zahlen") angebracht, wobei das nicht unbedingt immer Ziffern gewesen sein müssen. XX ist beispielsweise schneller zu schnitzen als XVIII, auch wenn 20 grösser 18 ist. Keiner hat ausserdem 20 Geigen gleichzeitig auf dem Tisch, es ist also gar nicht notwendig, die Instrumente fortlaufend und hoch zu nummerieren. Es reicht ja, die jeweiligen Teile "in Bearbeitung" zu kennzeichnen. Auch wenn man fortlaufend nummeriert hat: Geige V muss ja nicht die höchste Nummer gewesen sein. Im Gegenteil: bei nur 5 Geigen hat man eigentlich noch genug "Überblick". Es hat also wenig mit "Kleinserie" zutun, sondern ist einfach ein Zeichen einer Manufakturarbeit über mehrere Arbeitsschritte/Arbeitstische hinweg und somit (wahrscheinlich) eher grösserer Stückzahlen, wenn man solche Markierungen braucht.