Hilfe mit Wert beschädigte Bratsche

  • Naja, am Anfang hast Du was anderes geschrieben: zwei Decken Risse, unsaniert, stark beschädigt.


    Wenn es jetzt zwei sanierte Risse sind, der Bassklang normal ist, sind das völlig andere Voraussetzungen wie anfänglich beschrieben.



    Aber eins ist sicher: wenn ein echter Bassbalkenriss sich von 10cm auf 20 cm erweitert, kann man ihn nicht eben mal für ein „paar Taler“ von außen sanieren. 🤷‍♂️.

  • Viele Bratschen sind „im Bass schwach“. Das liegt einfach daran, dass Bratschen im Verhältnis zu ihrer Tonlage zu klein sind-man könnte sie ansonsten nicht mehr auf der Schulter spielen.

    (Gut, es ginge schon, siehe Cello da Spalla…)


    Der „schwache Bass“ und das oftmal leicht „Näselnde“ sind eben Eigenheiten der Bratsche generell. Natürlich gibt es auch bei Bratschen gute und schlechte Instrumente, und welche, die „mehr Bass“ haben. Aber die Power einer Geige und die Tiefen eines Cellos haben Bratschen eben (normalerweise) nicht. Daher gibt es auch relativ wenig Musik für die Bratsche als Soloinstrument/leitendes Instrument, zumindest im Vergleich zu Geige und Cello.

  • @Chiocciola: Ja, das tut mir leid. Ich kann als unerfahrener Laie schwer einschätzen wie schwerwiegend solche Risse sind. Es sind mindestens 3 Deckenrisse vom Untersattel her und noch mindestens einer am F-Loch. Bei vollkommener fachmännischer Behandlung dürfte man sicherlich dennoch von wirtschaftlichem Totalschaden sprechen, aber sie sind eben anscheinend so handhabbar, dass man nicht noch viel Geld investieren, um überhaupt Spielbarkeit zu erreichen. Mich kratzt es jetzt nicht sonderlich irgendwann mal 100-200 Euro bei einem Wiederverkauf zu verlieren, sofern ich dafür gegenwärtig einen klanglichen Gegenwert erhalte. Meine Entscheidungskriterien waren dahingehend: starke Gefahr klanglicher Einbußen + Geldeinbußen + Bratsche sagt mir klanglich nicht zu - und zwei davon konnte ich bisher ausschließen (auch finde ich die Bratsche optisch ganz schick). Ich werde die Risse markieren um zu sehen, ob sie sich bewegen.


    @Braaatsch : Danke, das klingt einleuchtend. Ich weiß auch nicht, wie lange das Ding schon nicht gespielt wurde, vielleicht muss sich erst einmal wieder etwas eingrooven, die anderen klanglichen Stellschrauben versuche ich diesen Monat durchzuexerzieren. Vielleicht werfe ich als Start mal einen Satz Spirocore rauf.

  • Um einen dunklen Klang zu erzielen, könntest Du auch Obligato-Saiten ausprobieren. Mein Geigenbauer zieht auf Bratschen nach eigener Aussage fast immer diese Saiten auf, so auch auf meine, die damit sehr schön klingt.

  • Ja, Bratschensaitenpreise sind imho recht unverschämt im Vergleich zu Violinensaiten. Meiner Geige wurden Obligatosaiten verordnet, aber die kann ich erst Ende dieser/Anfang nächster Woche abholen, um einen Eindruck zu gewinnen. In Corilontermini empfinde ich die Bratsche klanglich als warm, offen, süß und das würde ich durch die Saiten gern noch etwas prononcieren (speziell den Klang etwas "öffnen", was vielleicht eher in Richtung warme Metallsaiten ginge), mit vielleicht noch etwas Unterstützung im Bass (die ersten beiden Töne auf der Bassseite sind etwas fußlahm, der Schokoladenbereich der Saiten liegt momentan empfundenermaßen auf der Mitte des Griffbretts, kurioserweise gefällt mir die d-Saite momentan am wenigsten, da sie geringfügig schlechter im Pianissimobereich anspricht). Wenn ich etwas mehr reinstreiche, kann ich bei der Bratsche eigentlich nur mit Gehörschutz spielen - das wiederum würde ich ungern noch weiter verstärken (Geigenbauer 1 empfahl Vision Solo, aber die scheinen da schon tonal ziemlich krass zu sein). Die a-Saite scheint momentan eine Spirocore zu sein und ich las, dass diese bei Bassproblemen auch gern auf c verwendet werden. Von den Beschreibungen sprechen mich wohl sonst so Sachen wie Pirazzi Gold an. Mal schauen.

  • Bratschensaiten teuer…? Du hast noch kein Cello… ;)


    So wie das jetzt klingt, würde ich sagen, lass der Bratsche mal ein bisschen Zeit, sich wieder „einzuspielen“. Wer weiss, wie lange die gelegen hat! Bei einem meiner Celli hat es ein paar Monate gedauert bis „was kam“, und inzwischen nach mehreren Jahren hat sich das so gut entwickelt, dass ein anderer Cellist ihm den Namen „Brüllkiste“ verpasst hat. Süsser ist der Klang nicht geworden, aber freier. Es hat immer noch das Rauhe, Herbe (die Klangcharakteristik ist im Wesentlichen geblieben)- aber inzwischen richtig „Bass“. Hatte es anfangs nicht.

  • Danke nochmals für die Hilfe. Bin zwar Anfänger, aber weiß mittlerweile, dass man unendlich lange auf Kleinigkeiten beim Geigenbauer wartet :D Der Rissbereich wurde jetzt gereinigt, geklebt und etwas retuschiert. Wenn mir die Bratsche langfristig gefällt, werde ich das wohl noch professioneller reparieren lassen. Es hatte sich jetzt herausgestellt, dass die Saiten auf der Bratsche Pirastro Synoxa waren (die fremde A-Saite konnte ich nicht identifizieren - rot/rot - scheint es einige in der Farbe zu geben) - ich hatte sie mit Tonika verwechselt und noch nie vorher von denen gehört. Die sind leider schon ziemlich fertig, auch wenn sie mir ganz gut gefallen. Habe jetzt erst einmal Oliv C,G und Larsen Soft A bestellt, da sie reduziert waren. Hatte jetzt auch noch einen leichteren Saitenhalter gekauft und einen großen Sprung gab es durch einen neuen Bogen. Da steht Louis Bazin drauf, ist aber wahrscheinlich eine alte sächsische Kopie (Brasilholz/Neusilber) - ist von der Form her ein Geigenbogen, aber hat 64g ohne Wicklung. Insgesamt jetzt ein knarziger, warmer Bratschenton, aber gleichzeitig auch recht "luftig" nach oben. Kein Vergleich zum Chinabogen, den ich vorher hatte. Aber vielleicht schlägt sich momentan noch nieder, dass ich die letzten Wochen nur meine Geigen gespielt habe, die im Vergleich wenig Bass haben.