Mezzo-Forte Designline

  • ...ich glaube nur nicht, dass es für Carbon-Instrumente einen „Sammlermarkt“ gibt. Das sind für mich „Serienprodukte“, auch im positiven Sinne der gleichbleibenden Qualität.


    Es sind -in meinen Augen!- gute „Gebrauchsinstrumente“, aber nix, was in 200 Jahren noch „fit“ ist. Für mich wäre ein Carboninstrument für den Kinder/Anfängerbereich (Haltbarkeit!) oder als Zweitinstrument für Outdoor, Kneipenauftritte und vor allem für mich als Cellospieler als Reiseinstrument (Haltbarkeit, Gewicht!) sehr interessant.


    Es gibt augenblicks leider nur einen Hersteller, der da die Möglichkeiten nutzt, die Carbon bietet, und ein Cello mit abnehmbarem Hals fertigt. Wenn man dann noch den Korpus etwas verschlanken würde (in Anlehnung an historische Reiseinstrumente oder Ideen moderner Meister, die es ja auf dem Markt gibt!), könnte man gerade für Cellisten die ganze Reiseproblematik mit brauchbarem Klang (ich brauche keinen Konzertsaal beschallen) lösen.


    Dort könnte Carbon eine echte Marktlücke füllen- dazu bräuchte es aber etwas mehr Mut als nur „klassische Instrumente kopieren“, und vor allem deutlich attraktivere Preise.


    Aufgrund des Gewichts und den technischen Möglichkeiten wären auch bei Geige/Bratsche Innovationen drin, Stichwort Schulterstütze/Spielhaltung.


    Dort -also als Ergänzung zu Holzinstrumenten und vor allem in der Umsetzung von Möglichkeiten, die Holz eben nicht kann aber Carbon bietet (wetterfest, prinzipiell jede Form bei geringem Gewicht möglich, Möglichkeit von verschleissarmen Gewinden/Steckverbindungen) sehe ich ein riesiges Potential.


    Aber Innovation und „Mut“ kosten Geld, und anscheinend wird die Marktlücke und das Potential von Carbon seitens der Hersteller nicht so gesehen.


    Und als reines Zweitinstrument ohne Mehrwert (gerade weil ich das technische Potential sehe!) oder als Kinderinstrument sind die Preise einfach viel zu hoch.


    Ich hoffe/denke aber, dass die Chinesen da in den nächsten Jahren nachziehen und an uns vorbeiziehen werden. Unsere Hersteller sind einfach zu „bräsig“.

  • Fiddler Ich hätte mich vielleicht spezifischer ausdrücken sollen. Was ich meinte war, dass der Sammlerwert es unmöglich macht, ein Spitzeninstrument in der Klasse, die derzeit für mehr als 100.000 EUR gehandelt werden, mit ehrlicher Musikerarbeit zu erwirtschaften.

    Zwischen 25.000 und 100.000 gibt es viele sehr gute Instrumente, auch neue, aber ab 40-50.000 ist da auch schon wieder die Hälfte an Sammlerwert dabei.

    Du meinst Geigenbauer, die (durch Käufe prominenter Geiger) ein großes Renomee haben. Ja, die Nachfrage ist
    groß, entsprechend teuer die Geigen.


    Aber es gibt genug Geigenbauer|innen, die genauso gute Geigen bauen für weit unter 20.000 EUR. Deren Geigen
    auf Wettbewerben ihre Qualität bewiesen haben. Du kannst dir sogar eine Spitzengeige nach deinen Wünschen
    bauen lassen.

  • Die frage die sich mir stellt. Gibt es überhaupt im Profi Bereich z.B Wiener Philharmoniker. eine akzeptans

    von Carbon Geigen. Ich habe noch keine gesehen in Großen Orchestern. Auch habe ich noch nicht davon gehört das ein Student

    mit einer Carbon Geige bei seinem Professor vorspielt. Und kann eine Carbongeige wirklich alles was eine sehr Gute Geige aus Holz auch kann.

    Wir müssen immer berücksichtigen das ein Profi ein anderes sensibles Ohr hat als einer der nur manchmal spielt.

    Und jetzt noch eine kleine Theorie von mir. Ein Orchester hört sich bombig an weil jede Geige einen anderen Grundton hat.

    Die eine ist hell die andere Dunkel, die nächste Warm und dann kommt eine mit Klaren Ton. Vielfalt eben.

    Können das Carbongeigen auch oder werden die alle nach dem selben Muster hergestellt und Unterscheiden sich kaum im Klang.

    Und jetzt stellen wir uns mal vor es wird ein Geiger für die Wiener Philharmonie gesucht. Die beiden Jungen Geiger spielen gleich gut.

    Der eine kommt mit einer Carbongeige und der ander spielt mit einer geliehenen Amati vor. Wer wird in Zukunft im Team Wien spielen.?

  • Hier noch eine kleine ergänzung. Ich habe gerade gelesen das ein Carbongeige nach 35 Stunden fertig ist.

    Und was ich bei meiner suche nicht finden konnte war, ob sich eine Carbongeige reperieren läst.

    Beispiel: mir ist ein Topf auf meine vielleicht Fiorine gefallen. Steg und Saitenhalter wurden zerschmetert

    Und es gibt einen 2cm langen dünnen eingedrückten Streifen im Holz neben dem Saitenhalter.

    Ich hatte Glück im Unglück. Kein Riss. Aber wenn sowas bei einer Carbongeige passiert ein Riss im Korpus oder ein Loch.

    Ist Sie dann nur noch decko oder kann man auch dort alles auseinandernehmen und ersetzen wie bei Holz.

    Und das auch nach 200 Jahren.

  • Und kann eine Carbongeige wirklich alles was eine sehr Gute Geige aus Holz auch kann.

    Wir müssen immer berücksichtigen das ein Profi ein anderes sensibles Ohr hat als einer der nur manchmal spielt.

    Und jetzt noch eine kleine Theorie von mir. Ein Orchester hört sich bombig an weil jede Geige einen anderen Grundton hat.

    Die eine ist hell die andere Dunkel, die nächste Warm und dann kommt eine mit Klaren Ton. Vielfalt eben.

    Können das Carbongeigen auch oder werden die alle nach dem selben Muster hergestellt und Unterscheiden sich kaum im Klang.

    Mein Eindruck ist, dass Carbongeigen von Exemplar zu Examplar auch etwas unterschiedlich sind, jedoch nicht so stark wie bei Geigen aus Holz. Das Argument mit der Streichergruppe, die gerade auch durch die Verschiedenheit der individuellen Instrumente gut klingt, ist absolut zutreffend.

    Meiner Meinung nach kann eine Carbongeige nicht so viele verschiedene Klangnuancen liefern wie eine gute Geige aus Holz. Ob sich das mit zunehmender Ausreifung des Produktionsprozesses noch ändert, vermag ich nicht zu sagen.

    Was ich höre ist, dass Carboncelli generell erfolgreicher sind als Carbongeigen. Vielleicht haben sie in einem bestimmten Preissegment ihre Stärken in Bezug auf die Ansprache.

  • Aber es gibt genug Geigenbauer|innen, die genauso gute Geigen bauen für weit unter 20.000 EUR. Deren Geigen
    auf Wettbewerben ihre Qualität bewiesen haben. Du kannst dir sogar eine Spitzengeige nach deinen Wünschen
    bauen lassen.

    Ich habe eine Geige von meinem lokalen Geigenbauer getestet, Phillip Lieberwirth. Ein hammermäßiges Teil, würde ich mir sofort zulegen.

    Aber er ruft inzwischen auch schon 16-18.000 EUR auf. Ist auch gerechtfertigt, wenn man die Zeit berechnet, jedoch nicht "weit unter 20.000".

  • Bei meinem lokalen Geigenbauer, preisgekrönt, braucht man für einen seiner Neubauten auch nicht unter 20 000 anfangen. Für 3000 € gibt's bei ihm eine eingerichtete spielfertige Geige solider Qualität aus China oder Rumänien.

  • Ich denke, dass Carbon Holz nicht ersetzen wird, zumindest nicht in absehbarer Zeit. Ich glaube auch nicht, dass Carboninstrumente das gleiche Klangspektrum haben wie Holzinstrumente. Letztere sind einfach viel individueller.


    Ein „Problem“ bei Carbon ist das „Plastikimage“, und das ist für eine traditionelle Musiksparte, bei der die Tendenz eher in Richtung „historische Aufführungspraxis“ geht bzw. „korrekte Interpretation“ einfach ein Problem. Man könnte ja auch mit elektrischen Instrumenten und entsprechender Tonabmischung ein Orchester „perfektionieren“- das geschieht aber nicht (klar, im Bereich Tonaufnahmen oder moderner Musik schon, aber in der Philharmonie eben normalerweise nicht...).


    Ein Ölgemälde eines Künstlers ist auch etwas anderes als das „perfekte Photoshop-Bild“. Beide haben ihren Sinn und ihre „Nische“. Und ich denke, genau das gilt auch für Carboninstrumente.


    Reparatur: Da sieht es düster aus, zumindest für Otto-Normalbastler. Prinzipiell ist Carbon deutlich stabiler als Holz, aber eben auch spröder. Wie schnell es bricht, hat was damit zutun, wie der Belastungsvektor auf die Faserlage trifft. Desweiteren sind die Carbonfasern in Epoxydharz „eingelegt“ bzw. mit diesem verklebt, es sind also oft „carbonfaserverstärkte Kunststoffe“ mit einem relativ hohen Epoxydharzanteil. Die Kunst besteht darin, das klanglich und konstruktionstechnisch ideale Mass zwischen Kohlefaseranteil und Epoxydharz zu finden. Schön sieht man das am Unterschied zwischen Arcus-Bögen (den teuren Serien) mit relativ hohem Carbonfaseranteil und billigen China-Carbonbögen mit relativ hohem Epoxydharzanteil.


    Ein Problem ist, dass alle Kunststoffe -also auch die Epoxydharze- irgendwann altern. So eine Carbongeige hält vielleicht ein Menschenleben, vielleicht auch länger, ich weiss es einfach nicht. Aber 400 Jahre sicherlich nicht, zumindest nicht, wenn sie regelmässig UV-Licht ausgesetzt ist.


    Prinzipiell lassen sich Carbonplatten/Teile kleben, Sekundenkleber reicht da aus. Stabilität ist dann trotzdem noch mal ein Punkt.

  • Die Kunst besteht darin, das klanglich und konstruktionstechnisch ideale Mass zwischen Kohlefaseranteil und Epoxydharz zu finden. Schön sieht man das am Unterschied zwischen Arcus-Bögen (den teuren Serien) mit relativ hohem Carbonfaseranteil und billigen China-Carbonbögen mit relativ hohem Epoxydharzanteil.

    Ich denke, dass Carbon Holz nicht ersetzen wird, zumindest nicht in absehbarer Zeit. Ich glaube auch nicht, dass Carboninstrumente das gleiche Klangspektrum haben wie Holzinstrumente. Letztere sind einfach viel individueller.

    (...)

    Bin da nicht sicher.

    Auch bei der Carbongeige gibt es unzählige Möglichkeiten der Gestaltung. Wichtig ist auch die Lage der Fasern,
    nicht nur der Anteil und die Menge. Ganz wichtig auch das Backen, die Verschmelzung von Fasern und Harz.


    Denke schon, dass da noch etwas neues an Klang kommen wird.


    Im Grunde hat man die letzten 200-300 Jahre nach „Volumen“ gesucht. Wie kann man mehr Klang herausholen,

    ohne Gewicht und Größe zu erhöhen.


    Da ist für mein Empfinden eine Grenze erreicht. Ich spiele zur Zeit mit einem leichten Dämpfer, weil meine

    Geige für den Hausgebrauch (z.B. Bach Suiten) zu laut ist.



    Ein Problem ist, dass alle Kunststoffe -also auch die Epoxydharze- irgendwann altern. So eine Carbongeige hält vielleicht ein Menschenleben, vielleicht auch länger, ich weiss es einfach nicht. Aber 400 Jahre sicherlich nicht, zumindest nicht, wenn sie regelmässig UV-Licht ausgesetzt ist.

    Gegen UV-Licht kann man ja schützen. Und bei „gebackenem“ Kohlenfaser-Verbund sehe ich wenig Ansatzpunkte,

    was da altern sollte.

  • Carboninstrumente können sich natürlich auch über das Preis-Leistungsverhältnis durchsetzen. Wenn sie erschwinglich sind und deutlich besser klingen als gleichteure Instrumente- wie bei den Carbonbögen ja auch.


    Nur wenn ein Carboncello augenblicks bei ca. 4000 Euro losgeht, ist das für viele Amateure einfach nicht interessant. Da bekommt man auf dem privaten Gebrauchtmarkt schon sehr brauchbare Celli, ältere Sachsen und Meisterinstrumente kleinerer Geigenbauer- oft sogar schon für deutlich weniger Geld.