Arcus Bögen

  • Liebes Forum!

    Ich interessiere mich für einen Arcus Bogen und habe auch dort direkt ein sehr nettes Telefon geführt und bekomme nun eine Auswahl zugeschickt. Die Dame sagte mir auch, dass man einen Bogen jederzeit "upgraden" kann... leider habe ich nicht direkt nachgefragt... was passiert denn mit den gebrauchten Bögen? Gibt es da ggf. die Möglichkeit etwas Geld zu sparen, wenn man sich ein so einen "gebrauchten" zulegt? So werden gebraucht ja kaum mal welche angeboten und natürlich müsste man eh Probe spielen. Und, ist es tatsächlich so, dass auch da jeder Bogen (auch bei gleichem Modell) etwas anders klingt? Klanglich liebe ich meinen Holzbogen, aber nachdem ich neulich mal einen Arcus in der Hand hatte, war ich begeistert von der Handhabung des Bogens, er war so leicht und bequem zu spielen. Das ist eigentlich auch der Hintergrund meiner Überlegungen. Andererseits fand ich den Bogen (ein C4) extrem "clean". Für mich fehlte die Wärme und das Nuancenreuchtum meines Holzbogens. Ist das tatsächlich grundsätzlich ein Problem bei Carbon? Oder muss man dann wirklich extrem tief in die Tasche greifen (was ich als Amateur für mich persönlich jetzt nicht angemessen fände). Vielleicht mag jemand seine Erfahrungen teilen?

  • Also ich spiele inzwischen nur noch Arcus-Bögen (Cello). Für mich ist es das Richtige, und auch wenn ich „nur“ Amateur bin, habe ich mir gute Arcus-Bögen „geleistet“. Mir war es das wert, da mir diese Bögen das Spielen gerade als Amateur deutlich erleichtern, und ich mich in meiner knappen Übungszeit nicht mit einer „Gurke“ herumärgern muss.


    Ausprobieren: Ja, unbedingt. Auch ich hatte eine Auswahl verschiedener Bögen, und ich habe Unterschiede gemerkt. Klanglich auf meinem Cello, aber auch von meiner Spieltechnik. Und ja, natürlich gibt es klangliche Unterschiede, sonst wären ja auch die Preisunterschiede bei Arcus nicht gerechtfertigt. Carbon muss nicht „flach“ klingen, es kommt immer auf die Kombi Spieler-Instrument-Bogen an. Mein eher dunkel-muffig klingendes Cello profitiert sehr vom Klang des Arcus-Bogens, andere Arcus-Testbögen haben weniger gut harmoniert.


    Für mich persönlich war am Ende ein Modell einer alten Serie, ein „Sinfonia“, am Besten geeignet. Später habe ich mir noch einen „Cadenza“, auch aus der alten Serie, gebraucht gegönnt. Zwischen diesen beiden ist der Unterschied geringer als zwischen den Probespielbögen der neuen Serien, die ich hatte. Kann Zufall sein oder nicht, weiss ich nicht.


    Gebrauchte, bei Arcus in Zahlung gegebene Bögen werden über Mezzo-Forte verkauft (die Firma mit den Carboninstrumenten), und ja, sie sind dann etwas günstiger. Meinen „gebrauchten“ Cadenza hab ich auch von dort, da war kein einziger Kratzer dran und neu behaart, also top in Schuss.


    Klang: Deutlich besser als meine Holzbögen, aber ich habe auch noch keinen 2000-Euro-Holzbogen gespielt. Ich kann mir schon vorstellen, dass ein richtig guter Holzbogen noch mal mehr Klang herausholen könnte und andere Klangnuancen hat, aber ich bin ehrlich, das begrenzende Element ist augenblicks meine Technik, und mein Cello, aber weder der Sinfonia noch der Cadenza.

  • Danke Braaatsch, das wusste ich nicht - toller Tipp! Der Sonata wäre preislich sehr interessant. Kann man den klanglich grob einer Richtung zuordnen, oder wurde in dieser Serie noch nicht so differenziert wie bei den aktuellen Arcus Serien? LG

  • Nein, damals wurde klanglich noch nicht so stark differenziert. Wie gesagt, damals gab es nur „grobe“ Qualitätsstufen. Sonata, Sinfonia, Concerto und Cadenza. Und zwischen meinem Sinfonia und meinem Cadenza besteht wenig Unterschied, was mich und mein Cello angeht. Für andere mag das ganz anders aussehen, vielleicht habe ich auch einen „fantastischen“ Sinfonia erwischt, der war auch mein Favorit beim Probespielen, und hat deutlich teurere Bögen ausgestochen...


    Letztendlich ist es auch eine Frage der Saiten. Mit „hellen“ Saiten kann der Arcus selbst auf einem „normalen“ Instrument „to much“ sein, mit anderen Saiten ergeben sich auf dem gleichen Instrument fantastische Klangfarben.... man muss es probieren, aber neben dem Bogen eben auch die Saiten im Blick haben.


    Einige Besitzer -vor allem in amerikanischen Foren- meinen, dass die alten Serien den neuen klanglich und qualitativ überlegen wären. Ob das generell so stimmt, weiss ich nicht. Für mich traf es aber auch zu.


    Ich würde daher -aus meiner persönlichen Erfahrung heraus- lieber einen aufgearbeiteten Bogen der alten Serien nehmen, als einen neuen der „Billig-Serie“.

  • Man muss es ausprobieren. Ich spiele schon seit ur-ewigen Zeiten für den Alltagsgebrauch Carbon-Bögen ohne Vorurteile: Carbondix *** für Geige und Viola, Cremonia *** für Cello. Die waren günstig, gut, klanglich OK.

    Eine Stufe besser, klanglich und funktionell, aber auch teurer ist ein CodaBow Diamond GX, den ich gerne für kurze Auftritte mitnehme, wenn ich nicht weiß, was mich da an Temperatur und Luftfeuchtigkeit erwartet. Der liegt auf der Straße wie ein Mercedes, krisensicher und verlässlich.

    Müsing und Arcus-Bögen waren mir persönlich irgendwie immer zu hell und auch etwas steril. Trotz Test habe ich die immer zurückgegeben.

    Nachdem das alles gesagt ist: Mit EUR 600 bis 1000 bewaffnet kann man auch zum Geigenbauer gehen und mit Glück einen Holzbogen erwischen, der klanglich ganz einfach schöner ist (für meine Ohren) als alle Carbon-Bögen. Wie gesagt, ich habe überhaupt keine Vorurteile und nutze die Carbon-Bögen ebenfalls, aber für mich "singt" ein guter Holzbogen selbst in dieser Preisklasse mehr.

  • CodaBow habe ich noch nicht gespielt. Aber ich habe sowohl „Carbondix“-ähnliche Bögen (Preisklasse 150-200 Euro), als auch China-Arcus-Kopien (Vingobow Bouncy). Die Carbondix-ähnlichen sind robust, aber klanglich deutlich den beiden Vingobow unterlegen. Zu meinen Arcus-Modellen sind beide kein Vergleich.


    Nun ist ein Cello keine Geige, und tendenziell sind meine Celli -wie viele andere auch- klanglich eher dunkel, und sprechen deutlich schwerer an als eine Geige. Da ist dann ein „heller“ Bogen ein Segen, und die Arcus-Bögen holen mehr Klangfarben heraus als ein Holzbogen, der das „Dunkle“ und das Grundrauschen des Instrumentes nicht ausgleichen kann und vor sich hinbrummelt.


    Ich kann mir aber vorstellen, dass Arcus-Bögen bei manchen Geigen problematisch sein können.


    Also, probieren. Vielleicht ist der Arcus auch erstmal ein Lehrmeister für eine bessere Bogentechnik (so geht es mir!), und irgendwann kommt dann noch mal die finale Umstieg auf den Meister-Holzbogen?

  • Ich werde ja nun bald Gelegenheit haben, die Arcus Bögen zu testen. Bin sehr gespannt, ob sie mit meinem Holzbogen mithalten können. Dass sie sich angenehm spielen, da bin ich mir fast sicher. Aber letztlich müssen sie mich vor allem auch klanglich überzeugen. Ich werde berichten :)

  • Die Arcus Bögen sind da...

    Erstmal muss ich sagen, den Service finde ich schon echt super und auch das Marketing ist sehr ansprechend, aber das nur am Rande. Der Müssing 5er war leider sofort raus - auf meiner Geige einfach blass und langweilig. Ähnliches beim Arcus C5, wobei der insgesamt angenehmer war im Klang und auch im Handling (wobei meine Möglichkeiten technisch ja stark limitiert sind, also rein subjektives Gefühl). Sehr schön hingehen der M5 und der A5. Beide klingen auf meiner alten, eher zierlichen Geige recht warm, der M5 dabei etwas runder und geschmeidiger, dafür ist der A5 kraftvoller und Kernenergie, besonders auf der G Saite. Interessanterweise fand ich C5 und A5 vom Gewicht her am angenehmsten. Als ich sie später mal gewogen habe stellte sich raus, dass beide bei 50g lagen (der M5 hat53g). Klanglich wäre aber der M5 aus dieser Auswahl mein Favorit. Aber - im Vergleich zu meinem knapp 1000€ Holzbogen ist er nicht besser, etwas angenehmer zu spielen ja,

  • ...Seite hatte sich aufgehängt und dann war der Beitrag plötzlich schon raus :(

    Also nicht "Kernenergie" sondern kerniger :-)) Ich setzte mal fort: ...klanglich gefällt mir der Holzbogen etwas besser. Nun kann man überlegen, ob einem das angenehme Spielgefühl die ja nicht ganz unwesentliche Investition wert ist... Wäre auch noch mal neugierig einen T5 oder einen S5 zu testen (P schließe ich von der Beschreibung her mal aus). Bevor ich Arcus darum bitte, muss ich aber wohl fairerweise in mich gehen... denn selbst wenn sie ähnlich gut oder noch ein wenig besser zu meinem Instrument passen würden, weiß ich nicht, ob der Preis den Unterschied zu meinem jetzigen Bogen rechtfertigen würde, vielleicht müsste ich für diesen "Wow-Effekt" doch eher im 6er oder 7er Bereich suchen? Das ist aber derzeit definitiv keine Option.