Wie viel ist meine Geige wert?

  • Guten Tag liebe Forumsgemeinde.


    Ich habe vor über 30 Jahren diese Kindergeige von meinem Großvater geerbt. Da sie hier leider nur rumliegt und ich sie dafür zu schade finde, würde ich ihr gerne eine Aufgabe geben und sie weiter

    verkaufen. Leider kenne ich mich auf diesem Gebiet überhaupt nicht aus und würde mich über eure Hilfe freuen.

    Jede Menge Saiten habe ich auch noch, vielleicht kann mir auch da jemand sagen ob diese etwas wert sind (Kaufdatum zwischen 1976-1988).


    Liebe Grüße und vielen Dank

    Janine

  • Hallo Janine,
    diese Geige hat sicherlich einen emotionalen Wert für Euch wegen der Vorgeschichte, aber der Lackierung nach zu urteilen handelt es sich um ein Instrument einfachster Bauart aus einer Massenfabrikation. Der Steg scheint zu fehlen, Feinstimmer gibt es wohl auch keine, ebenso sehe ich keinen Bogen.

    Um sie einem Kind zu geben, müsste man mindestens prüfen lassen, ob die Wirbel und das Griffbrett in Ordnung sind, je nach Zustand beim Geigenbauer also Kosten ab 80 - 100 EUR. Bogen sehe ich keinen, da kommen mindestens 20 - 30 EUR für die allereinfachste Ausführung dazu.

    Vielleicht hat ja einer der hier anwesenden Geigenbauenthusiasten Bedarf oder kann Dir ein Angebot für ein Durchchecken machen?

    In dem Zustand ist sie vielleicht 10 - 15 EUR wert.

    Aber die Idee, die Jugend zu fördern, finde ich grundsätzlich gut. Du könntest die Geige vielleicht einer örtlichen Musikschule stiften?

  • Vielen Dank für deine schnelle und ehrliche Antwort.


    Den Bogen hatte ich absichtlich nicht mit hochgeladen weil in der Anleitung stand das es nicht unbedingt notwendig ist, ich füge aber gerne nochmal ein paar Bilder bei.


    Mich hat der Zettel innen drinnen etwas irritiert. Das abgeknickte Stück oben konnte ich mit Antonius Stradivarius entziffern. Das dies sicher keine Stradivari ist , ist mir klar, nur Frage ich mich was dieser Zettel zu bedeuten hat, zumal er einen zweiten, handschriftlich geschriebenen, überdeckt. Hast du dazu vielleicht auch noch eine Idee?

    Bisher hatte ich mich noch nicht getraut ihn irgendwie da raus zu friemeln.


    Liebe Grüße

    Janine

  • Das ist -leider- eine Geige einfachster Bauart, zumindest der Boden ist Sperrholz. Sowas wird heute eigentlich nicht mehr gebaut, ausser im „Billigst-Sektor“.


    Damals waren die Standards ganz anders- man war froh, überhaupt ein Instrument zu haben. Und diese billigen Geigen haben es vielen „Normalhaushalten“ ermöglicht, ihren Kindern ein Instrument zu kaufen.


    Heute in den Zeiten der CNC-Fräsen, mit denen in Minutenschnelle ein Boden aus Massivholz gefräst werden kann, in Zeiten der Globalisierung, in denen einfach in Fernost billig produziert und uralte Wälder abgeholzt werden, um Was-auch-immer herzustellen oder um Platz für Mega-Städte und Infrastruktur zu schaffen- kann Deine Geige einfach nicht mehr mithalten.


    Auch auf solchen Geigen kann man natürlich spielen lernen- Generationen von fantastischen Musikern (die „Russische Geigenschule“ ist legendär!) haben es bewiesen. Aber es gibt eben keinen Markt mehr für ein solches Instrument, zumal augenblicks das, was reingesteckt werden müsste, deutlich teurer als der resultierende Wert ist, wenn man es nicht selber macht.


    Zum Wegwerfen ist sie dennoch zu schade, das hat kein Instrument verdient.

  • Janine,

    der Zettel sagt schon unter normalen Umständen nicht viel aus. In diesem Fall ist aber sicher ehrlich, dass das ein russisches Fabrikinstrment ist. Wahrscheinlich ist unter dem einen Zettel noch einer mit kyrillischen Buchstaben.

    Die gute Nachricht ist, dass der Steg dabei ist. Denn damit kann man die Geige für's Erste schonmal spielfertig machen. Eine Geigerin/Geiger Deines Vertrauens (oder ein Geigenlehrer/in) kann da helfen und die Wirbel ggf. auch etwas mit Wirbelseife oder Kreide behandeln. Dadurch kommt man schonmal etwas weiter, ohne zwingend einen Geigenbauer aufsuchen zu müssen.

    Der Bogen ist leider nicht zu gebrauchen, da am Frosch gebrochen. Eine Reparatur lohnt auf keinen Fall.

    Kurz gesagt: Durch den (schlechten aber immerhin vorhandenen) Steg wird es für eine Musikschule oder eine/n Geigenlehrer/in auch attraktiv, das als Geschenk (im Wert von nunmehr vielleicht 20 - 30 EUR) anzunehmen. Oder, falls es in der Nachbarschaft ein Kind gibt, das Geige lernen will, dann könnte es ja passen.

    Wenn Du mal vergleichen willst: Anfängergeigen gehen als Komplettset ab EUR 50 los, die entsprechen wohl etwa Deiner Geige bzw. sind ggf. einen Tuck besser:

    https://www.ebay.de/itm/massiv…bfc8e4:g:ft4AAOSwU9xUUadu

    "Ordentliche" Anfängergeigen kenne es im Set mit Bogen, Kasten, Kolophonium und Stütze für ca. 230 EUR, die befinden sich aber auf einem total anderen Qualitätsniveau.

    https://www.mezzo-forte.de/de/…-inkl-zubehoer-paket.html

  • Ich danke euch vielmals, das hat mir wirklich sehr weiter geholfen.

    Fürs erste wird sie bei uns bleiben und wenn meine Kleinen alt genug sind werde ich ihnen von ihrem Uropa erzählen und wie gerne dieser Musik gemacht hat. Danach werden wir dann gemeinsam entscheiden was wir mit dem guten Stück machen 💖

  • ...das ist genau die richtige Geige für das erste Ausprobieren des Instrumentes. Behalte sie, und wenn es soweit ist, können eure Kinder mal spielen. Falls es mit dem Geigen dann ernster wird, kauft ihr eine bessere. Aber so spart ihr euch das Geld für ein „Ich-will-mal-probieren-ob-Geige-was-für-mich-ist“- Instrument.

  • ...das ist genau die richtige Geige für das erste Ausprobieren des Instrumentes. Behalte sie, und wenn es soweit ist, können eure Kinder mal spielen. Falls es mit dem Geigen dann ernster wird, kauft ihr eine bessere. Aber so spart ihr euch das Geld für ein „Ich-will-mal-probieren-ob-Geige-was-für-mich-ist“- Instrument.


    ... und sobald man Stunden nimmt bei einem Lehrer, wir der als erstes ein besseres Instrument empfehlen ...


    Einigermaßen gute Haare, Saiten und damit Ansprache, Feinstimmer und besserer Klang machen mehr Spaß und Freude.