Stift im Oberklotz - Wie löse ich die Decke?

  • Habe einige sehr gute Stimmen gemacht aus dem Fichtenholz der Zwischeneiszeit. Diese Stimmen sind sehr hart und sehr feinjährig. Und ich dachte, deshalb ist die Längsübertragung sehr gut. 🤷‍♂️. Aber vielleicht irre ich mich?

  • Hartes Material überträgt Schwingungen besser, weiches dämpft.


    Feinjähriges Holz hat mehr „harte“ Anteile, da die dunklen Jahresringe ja „hartes“ Holz sind, und die hellen Bereiche zwischen den Jahresringen weicher. Ein eng gemasertes Holzstück dämpft daher weniger als ein weitjähriges.


    Ich könnte mir dennoch vorstellen, dass manche sehr „helle“ Instrumente von einer weicheren Stimme profitieren könnten- aber das ist eher eine Vermutung. Es kommt eben noch viel mehr auf Stimmposition und Stimmlänge an.

  • Ist nur meine Meinung. Ich in da aber auch ein „Ketzer“ und vieles aus der Welt des Klanges
    ist für mich sowas wie Homöopathie. Wissenschaftlich nicht zu beweisen, aber Hauptsache

    es wirkt. Die Stimme wirkt sich schon hörbar auf den Klang aus. Aber da gibt es viele Einflüsse, ob
    es nun ein paar Jahresringe mehr oder weniger sind, halte ich für vernachlässigbar und – sorry, ist

    meine Meinung – für nicht hörbar. Ein direkter Vergleich ist sowieso nicht möglich.


    Noch ein Beispiel, ein Video-Bericht: Eine professionelle Geigerin kommt zum Geigenbauer. Sie findet,
    irgendwie klingt die Geige verschlossen. Packt aus, spielt in einem akustisch gedämmten Raum. Während sich

    das Holz der Geige in der trockenen Werkstatt verändert, fummelt der Meister am Stimmstock.

    Danach wird wieder probiert. Etwas weiter an einer Schall-reflektierenden Wand. Sie meint es ist

    etwas besser, aber nicht sicher. Der Meister sagt, sie wird sich jetzt wieder etwas „entwickeln“.

    Das kann alles nur rein subjektiv sein. Aber Hauptsache ist, man fühlt sich wieder wohler.


    Meine Geige(n) sind klanglich von der Tagesform abhängig. Mal klingen sie weich, mal nicht, auch

    die Bögen sind zickig. Wenn ich da jedesmal was verändern würde ... ich erkläre es mir mit Feuchtigkeit,

    Temperatur und natürlich auch mit meinem eigenen Befinden.


    Auch beim Bogen bin ich sehr skeptisch. Ich habe schon aus Neugier befreundete Berufsmusiker
    getestet, ob sie einen Unterschied merken bei verschiedenen Geigenbögen. Ja, haben sie, aber nur,

    solange sie mich gesehen haben. Im Blindtest nicht mehr. Dann konnten sie Carbon nicht mehr

    von Holz unterscheiden.


    Sorry für den Exkurs. Vielleicht bin ich auch zu sehr ein Ignorant. Ich bin mein Leben lang vielen

    Mythen aufgesessen und bin heute vorsichtiger und skeptischer geworden.


    Nachsatz:

    Ich habe aber nichts gegen Homöopathie. Und auch nicht, wenn jemand seine Geige, seine Saiten
    für die besten der Welt hält. Im Gegenteil, das Gefühl ist das, was letztlich zählt.

  • ...wie gesagt, bei der Stimme halte ich den Einfluss des Materials relativ zu den anderen Faktoren für gering.


    Bezüglich Bögen: Auf meinem Instrument höre ich Unterschiede. Ob das nun am Instrument liegt, oder daran, dass ich motorisch mit manchen Bögen besser klarkomme als mit anderen, und sich das dann natürlich auf mein Spiel auswirkt, ist eine ganz andere Frage. Ich habe aber auch schon Unterschiede im Blindtest gehört, bei anderen Spielern. Aber auch da kann der Effekt der Motorik grösser gewesen sein als der des Materials. Ausschliessen will ich beide Effekte nicht.


    Ein anderer Cellospieler hat sich einen Klangstachel einbauen lassen, ohne mir davon zu erzählen. Er bat mich, in den Nebenraum zu gehen, und hat mehrmals mit verschiedenen Einstellungen des Stachels gespielt. Ich dachte, ich er spielt auf verschiedenen Celli. Ich hätte nicht gedacht, dass das so einen Unterschied machen kann.


    Aber, und auch das muss gesagt sein, es handelt sich um einen Berufsmusiker (Orchester) und ein „hochsensibles“ 160 Jahre altes authentisches Meistercello, welches seit Jahrzehnten professionell gespielt wurde. Also sowohl um ein Spielniveau, was ein Amateur nicht erreicht, als auch ein Instrument, was weit jenseits des Amateurniveaus angesiedelt ist.


    Bei meinem „böhmischen Kindersarg“ würde das wahrscheinlich keinen Unterschied machen.

  • Feinjährig ist es, aber wie lange ist es abgelagert?

    Ich habe mir eine HolzStange speziell für Stimmen bestellt gehabt. Ansonsten würde ich noch raten, mal bei eBay nach Tonholz suchen. Ich hatte da mal einen ganzen Stapel Brettchen, Reste von einem Orgelbauer, gekauft.

    Leider gibt es bei ebay jede Menge schönes Tonholz. Ich muss mich da immer zurück halten, weil ich mittlerweile wirklich genug hab ;)


    Das Holzstück hier ist sicherlich noch nicht lange abgelagert. Aber das kommt ja mit der Zeit. Leicht ist es auf jeden Fall.

  • Ich denk nicht, dass das Holz bei der Stimme sehr feinjährig sein muss. Wird ja nur längs belastet,

    es sollte möglichst leicht sein und in Längsrichtung den Schall gut übertragen. :)

    Echt? Ich dachte, für die Stimme muss es, genau wie für den Bassbalken, möglichst feinjährig sein. Ich meine, ich hätte so was mal irgendwo gelesen. Kann mich aber auch irren...

  • Bei meinen Geigen ist der Klang sehr von meiner Form abhängig. Ich habe zwei Holzbögen, einen schweren (65g) und einen leichteren (59g), und bei beiden höre ich klanglich kaum einen Unterschied. Aber vielleicht auch deshalb, weil sie sich durch das Gewicht so unterschiedlich spielen, dass ich mich eher darauf konzentriere. Als ich für meine Kleine mehrere halbe Bögen zur Auswahl bestellt hatte, konnte man aber einen deutlichen Unterschied zwischen Carbon und Holz erkennen. Mit dem Carbonbogen klang die Geige deutlich flacher. Sie hat sich für den schwereren Holzbogen entschieden.

  • Ja, Ihr hab recht, den Einfluss auf den Klang kann man nicht absehen. Am sichersten wäre die Behandlung in einer Stickstoff-Kammer gewesen. Ich muss mal recherchieren, ob jemand in der Gegend so etwas macht, und was das kostet.

    Andererseits wird ja von manchen Geigenbauern im englischsprachigen Raum das Tonholz vor dem Verarbeiten thermisch behandelt, so dass es trockener und dunkler wird. Die Geigen klingen dann angeblich reifer, weil der Reifungsprozess des Holzes durch diese Behandlung vorangetrieben wird. Aber ob diese Geigen dann auch 300 Jahre oder mehr halten? Ich halte mehr von einem natürlichen Reifungsprozess...


    Ich hätte die Wurmlöcher auch mit Isopropanol spülen können, um eventuell vorhandene Wurmeier abzutöten. Das hab ich bei der 4/4-Geige für meine Große gemacht, aber da war es nur 1 Loch. Bei der Geige hier wäre ich mir nicht sicher, ob das Isopropanol überall hinkommt. Da wirkt Wärme schon zuverlässiger. Im jetzigen Zustand ist die Geige eine Ruine. Eventuelle klangliche Veränderungen durch die Wärmebehandlung werde ich sowieso nicht mitbekommen, weil ich sie nicht gehört habe, bevor die Würmer sie heimgesucht haben. Ich vermute auch, bei ihr wurden der zerfressene Unterklotz ausgetauscht und an der Stelle der Decke ein Patch eingesetzt, ohne dass man vorher etwas gegen die Holzwürmer getan hat. Und dann haben sie munter weiter gefressen.

    Hier mal ein kleiner Exkurs zum sogenannten „Cryotuning“ bei Gitarren... https://georgeforester.de/Cryo-Tuning

  • Die von mir genannte Stickstoffbehandlung soll Holzwürmer und deren Eier, die evtl. noch im Inneren des Geigenholzes lauern, abtöten. Ich glaube nicht, dass dabei die Instrumente runtergekühlt werden, die Behandlung geschieht meines Wissens mit Gas. Fokus ist hier wirklich, die Holzwürmer abzutöten und nicht eine klangliche Verbesserung. Ich kann mir, ehrlich gesagt, auch nicht vorstellen, wie dieses "Cryotuning" wirken soll. Das Holz trockener machen? Spannungen ausgleichen?

  • Die von mir genannte Stickstoffbehandlung soll Holzwürmer und deren Eier, die evtl. noch im Inneren des Geigenholzes lauern, abtöten. Ich glaube nicht, dass dabei die Instrumente runtergekühlt werden, die Behandlung geschieht meines Wissens mit Gas. Fokus ist hier wirklich, die Holzwürmer abzutöten und nicht eine klangliche Verbesserung. Ich kann mir, ehrlich gesagt, auch nicht vorstellen, wie dieses "Cryotuning" wirken soll. Das Holz trockener machen? Spannungen ausgleichen?

    Marktlücke? Werbegag? 🤷🏻‍♂️