Geige bei eBay

  • Hallo zusammen!


    Ich spiele selber Geige, habe meine auch schon hier mal vorgestellt und habe mich auch spaßeshalber ab und an bei ebay umgesehen. Meine Frage, bei der ich um Antworten bitte:


    Warum ist die Geige aus unten angegebenem Link immer noch so günstig? Ich kann da als Laie keine großen Schäden erkennen und finde sie, ehrlich gesagt, auch sehr schön.


    https://www.ebay.de/itm/Geige-…SwlPFdzE%7EP&LH_Auction=1


    Habt vielen Dank!


    Viele Grüße
    Fabian

  • Naja, das sieht nach einem Bodenstimmriss aus, und mehrere Deckenrisse hat sie auch.


    Wenn die Risse stabil repariert sind, ist das vom spieltechnischen her kein Problem. Es gibt eben viel zu viele genauso schöne Geigen, die weniger oder keine Schäden haben. Das drückt die Preise.


    Und sächsische Manufakturgeigen -selbst die sehr hübschen!- sind augenblicks wirklich preiswert zu haben. Gut für Käufer, schlecht für Verkäufer. Für eine authentische Klingenthaler Barockgeige bekam ich 80 Euro, eine andere Meistergeige (authentischer Zettel, 1880), rissfrei, spielfertig, neuer Steg, neue Dominant-Saiten etc. habe ich für 350 Euro auf Ebay verkauft. Die Käufer hats gefreut, aber für mich wars natürlich traurig. Seitdem verkaufe ich bei Ebay nix mehr, nur noch privat oder bei Ebay mit Sofortkauf mit einem entsprechenden, für beide Seiten fairen Preis.


    Schau mal die letzten beiden Threads hier an, da ist eine sehr hübsche Geige auch mit ganzem Boden dabei, aber ohne so starke Schäden. Vielleicht kommst Du mit dem Threaderöffner ins Geschäft.

  • Hallo Braaatsch,


    und vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Wie gesagt, hatte nur interessehalber geschaut und wäre sie gut, würde ich vllt. für unter 100€ spaßeshalber mitbieten, aber brauchen tue ich sie nicht.


    Ich bin mir nur unsicher, ob ich nicht eine andere bräuchte/mir besser klingen würde oder ob es einfach nur am Bogen/meiner Technik liegt. Deswegen werde ich mich in den nächsten Wochen nach einem neuen Bogen für meine Geige umschauen, weil ich aktuell noch mit so einem 100€ Bogen herumspiele, den mein Lehrer auch als "für ihn nicht nutzbar" bezeichnet hat. Bisschen Zweifel hat man aber immer dennoch, falls die Geige auch einfach mies klingt.


    Viele Grüße
    Fabian

  • Bevor Du -wie so viele hier- zum unfreiwilligen Instrumentensammeln kommst, empfehle ich Dir Folgendes:


    1. frag Deinen Lehrer, ob es an Deiner Technik oder der Geige liegt. Er soll Dir mal was auf Deiner Geige vorspielen, dann weisst Du, wie sie klingen kann.


    2. geh mit Deiner Geige zum Geigenbauer. Vielleicht sind neue oder andere Saiten besser, vielleicht steht der Stimmstock falsch, der Steg passt nicht etc.- frag einfach, was an Klangverbesserung möglich ist.


    3. schau nach dem passenden Bogen...


    Es nützt überhaupt nix, bei Ebay noch ein und noch ein und irgendwann noch ein Instrument zu kaufen, nur weil es „schön billig“ ist. Du kannst es nicht probespielen, und selbst wenn, kommst Du um die Kosten einer Überarbeitung und Klangeinstellung nicht herum. Ein Instrument von Ebay ist in den seltensten Fällen perfekt spielfertig (egal was die Verkäufer behaupten...)

  • Vielen Dank für Deine Tipps! Meine Geige wurde damals vom Geigenbauer "überholt", nachdem ich sie von Bekannten geschenkt bekommen hatte und der Steg durchgebrochen war. Die Saiten (Obligato) hatte mir mein Lehrer damals empfohlen. Ich werde ihn aber mal hinsichtlich Klang, Geigenbauer-"Update", Bogen und Spieltechnik ansprechen müssen. Wobei ich das beim Bogen schon einmal gemacht hatte und er da ebenfalls empfiehlt möglichst viele auszurpobieren, denn einen neuen werde ich mir so oder so zulegen um von meinem 100€ Dingen loszukommen.


    Tatsächlich würde ich auch nicht auf Teufel komm raus irgendwelche größeren Summen in ein Instrument stecken, was ich anhand von fünf Bildern gesehen habe. Aber für so einen geringen Preis hätte ich das wohl getan, wobei mich selbiger schon stutzig machen sollte. Sie sieht auch einfach gut aus. :)


    Gruß
    Fabian

  • Hier ein Video, wie man Bögen gegeneinander testet, und wie unterschiedlich sie auf dem gleichen Instrument klingen.


    Externer Inhalt m.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

  • Hier ein Video, wie man Bögen gegeneinander testet, und wie unterschiedlich sie auf dem gleichen Instrument klingen.


    Erstmal. Vielen Dank! Ich bin immer interessiert an solchen Experimenten und finde das prinzipiell super.
    Der Mann geht sehr systematisch vor und klingt sehr überzeugend bei dem, was er sagt.


    Was mir dabei auffällt:
    - Interessiert mich wirklich nur, wie der Bogen im Pianissimo klingt?


    Und dazu die nächste Frage:
    - Warum klingt seine Geige so verrauscht?


    Meine klingen auch im Pianissimo viel weicher, wenn die Saiten und der Bogen die richtige Menge Kolophonium haben.
    Frisch kolophoniert hört man immer dieses Grundrauschen, der Bogen spielt sich ein, die Saiten muss ich auch noch
    etwas nachputzen, dann klingen diese leisen Töne erst richtig gut.


    Das bringt mich zur nächsten Frage:
    - Warum ist der Druck auf den Saiten oft deutlich so unterschiedlich?


    Das führt zu diesen Aussagen „da komme ich gar nicht richtig in den Ton rein“. Klar, etwas weniger Druck,
    andere Stelle auf der Saite, da klingt jeder Bogen sofort ganz anders. Ich sehe in dem Video große
    Unterschiede in seiner jeweiligen Handhabung.


    Einem leichteren Bogen muss ich etwas mehr „nachhelfen“. Anders spielen. Das berücksichtigt er zu
    wenig. Klar „greift“ ein schwerer Bogen besser, wenn ich ohne Druck ganz leicht anspiele, der Druck
    muss dann eben von der Hand kommen, und schon klingt das wieder völlig anders.


    Da führen also viele Faktoren zu unterschiedlichem „Klang“ (wobei die Geige hier nicht wirklich klingt bzw.
    wirklich Klang entfaltet). Aber ich fürchte, die Bauweise hat in diesen Beispielen den geringsten Einfluss.


    Dass vielleicht auch nicht jeder Bogen zu jeder Geige passt, wäre auch noch ein Punkt. Vielleicht ist
    ja ein Bogen dabei, der auf anderen Geigen ganz anders abschneiden würde.


    Gut sind seine Hinweise zur Herstellung. Wobei die Erklärung fraglich ist, warum ein höherer Carbonanteil
    im Harz besser sein soll: „Die Fasern sind schwer“, und „Je schwerer das Material, desto leichter schwingt es,
    weil es weniger Dämpfung hat

    Das Gegenteil ist der Fall. Deshalb ist die Decke der Geige auch leicht und aus Fichte.

  • ...klar, jeder muss selber sehen welcher Bogen zu seinem Instrument und seiner Spielweise passt. Und dann kann man ja auch noch eine “Testreihe” im Fortissimo machen.


    Ich habe, als ich potentielle Bögen getestet habe, sie mir hingelegt und mit geschlossenen Augen einen genommen, mit geschlossenen Augen gespielt, wirklich „hingehört und hingefühlt“ und erst danach geschaut, welcher Bogen das war. Man kann sich auch einen Kumpel nehmen, der einem die Bögen „durcheinander“ reicht, und dann mit geschlossenen Augen spielen.


    Für mich war der Teuerste auch der Beste, der Zweitteuerste war klanglich gut, aber für mich technisch nicht beherrschbar. Der Dritteuerste war fast so gut wie der Teuerste, und da der preisliche Abstand deutlich höher als der klangliche, wurde es dann dieser.


    Carbonfasern haben eine höhere Schalleitgeschwindigkeit als Holz, Harz eine deutlich geringere. Daher: Je mehr Carbonfasern, desto bessere Schalleitung.


    Beim Holz: Da spielt die Faserdichte, Faserverlauf und Faserlänge eine Rolle. Auch dort sind dichtere Fasern und längere Fasern, aber noch mehr ein günstiger homogener Faserverlauf für guten Klang entscheidend.


    Klar nimmt man Fichte, aber auch da ist engjährige, homogene und „möglichst harte“ Fichte beliebter. Dadurch können die Decken dünner gearbeitet werden und schwingen leichter. Auch breitjährige Decken können gut klingen, aber oft nicht so laut.


    Die Instrumentenrücken werden ja manchmal auch aus Pappel gemacht, die ist deutlich weicher als Ahorn. Der Ton ist dadurch tendenziell weicher, kann aber auch leicht „verwaschen“ sein oder dumpf. Da muss man dann mit dem Setup gegensteuern...


    Aber beim Instrument ist die Bauweise das Eine, Setup und Saitenauswahl aber auch nich ein gewichtiger Faktor....