Das Luxusproblem oder - Hilfe, ich kann mich nicht entscheiden!

  • Hallo liebes Forum!


    Ich brauche mal den seelischen Beistand der Gemeinde hier ;) Vorab, ich weiß, dass ich diese Entscheidung alleine treffen muss und dass keiner von euch den Klang der Geigen beurteilen kann. Vielleicht gibt es aber dennoch ein paar nützliche Impulse, die mir weiterhelfen :)


    Ich habe vor einem halben Jahr angefangen Geige zu spielen. Allerdings habe ich eine Gesangausbildung und von daher wahrscheinlich ein recht gutes Klangempfinden. Inzwischen habe ich viele Instrumente gespielt und weiß relativ genau, was ich suche. Leider waren es im "Blindtest" immer zielsicher Geigen um 10.000 Euro aufwärts, die mich begeistert haben ;-)) Aber realistisch wären ca. 3000€ und auch in diesem Bereich gibt es natürlich sehr schönes Instrumente. Wir haben hier einen tollen Geigenbauer, der meinen (Nicht-)Entscheidungsprozess mit großer Geduld, viel Humor und Fachwissen unterstützt. Ich habe aus Neugier auch bei anderen Geigenbauern geschaut und bin erstaunt, dass die Instrumente, die ich bei "meinem" Geigenbauer in vergleichbarer Preisklasse gespielt habe deutlich überdurchschnittlich waren. Soweit fühle ich mich also in "guten Händen". Nun habe ich vor ein paar Monaten dort eine Geige gekauft, die einen wirklich schönen, vollen und warmen Klang hat. Für eine Schülergeige eigentlich ein wirklicher Glücksgriff. Dann hatte ich zufällig Gelegenheit, ein anderes Instrument zu spielen (ca. gleiche Preisklasse, also keine Konzertvioline) und war total ergriffen vom Klang. Klingt vielleicht blöd, aber irgendwie emotional berührt. Das habe ich bei meiner jetzigen Geige so nicht. Also habe ich meinen Geigenbauer gebeten, mich doch nochmal ein paar andere Instrumente spielen zu lassen (ich hatte ursprünglich eine Grenze von 2000€ gesetzt, so dass nun noch ein paar andere Instrumente zur Auswahl kamen). Dabei fand ich eine Geige, die meiner jetzigen tatsächlich sehr ähnlich ist (klanglich). Was sich für mich geklärt hat, ist, dass es besonders die E-Saite ist, die mich an meiner Geige nicht befriedigt, die andere Geige hat wirklich eine traumhaft schöne E-Saite. Nun habe ich mit anderen Saiten experimentiert (Infeld red und PI, vorher Obligato). Es gibt dadurch auch eine klangliche Verbesserung aber an die andere Geige kommt sie nicht ran. Nun stellt sich mir aber die Frage, ist mir eine schöne E-Saite einen Preisunterschied von fast 2000€ wert? Das die Geigen ansonsten klanglich fast in der selben Liga spielen, ist ja schon ein ziemliches Kompliment für meine Geige. Ich sehe für mich derzeit 2 Optionen: 1. Meine Geige behalten, vielleicht nochmal den Geigenbauer fragen, ob man am Klang noch feilen kann und in 3-4 Jahren (wenn vielleicht auch das Budget und meine spielerischen Fähigkeiten besser sind) weitersuchen. 2. Upgrade auf die andere Geige , weil sie einfach seeehr schön klingt, auch wenn ich weiß, dass ich auch dort irgendwann weitersuchen würde. Optisch gefällt mit mein Instrument, Baujahr 2016 (wahrscheinlich ursprünglich als Weißware aus China importiert :-)) besser. Der Lack ist sehr sorgfältig aufgetragen, alles sehr sauber verarbeitet. Hatte damals auch ein für mich passende Set-Up gewählt mit neuen Wirbeln und einem passenden Kinnhalter.Die andere Geige ist aus einem 100 Jahre altem Tonholz meines Geigenbauers gebaut (allerdings nicht von ihm, sonst wäre der Preis wohl ein anderer) und ebenfalls neu. Genau habe ich das nicht verstanden, aber vielleicht ist das auch ein Berufsgeheimnis ;) Sie hat einen neuartigen Stimmstock (Hemberger), wobei ich ja in der Beziehung eher konservativ bin und mir Holz lieber wäre.
    Mir ist klar - wir haben hier mal wieder ein echtes Luxusproblem, aber vielleicht gibt es hier trotzdem jemanden, der mein Dilemma versteht? Ich mach gleich noch mal ein paar Fotos und dann freue ich mich auf eure Gehirnwäsche!!!

  • Die zweite Geige würde ich bevorzugen. Das Holz der Decke sieht sehr schön aus. Die hat auch
    die normale „Strad“-Form. Ob dir das jetzt etwas hilft? Letztlich zählt eh der Klang. Wenn dir deine
    gefällt, probier erst mal noch was aus.


    Was ist es denn bei der E-Saite? Zu schrill? Zu „blechern“?

  • Da du deine jetzige Geige erst vor ein paar Monaten gekauft hast, würde ich an Deiner Stelle nichts überstürzen. Vor allem würde ich kein Instrument kaufen, von dem Du jetzt schon weisst, dass es nicht optimal (also das „Letzte“) ist, und Du eigentlich dchon gedanklich bei der nächsten Geige bist.

  • Was ist es denn bei der E-Saite? Zu schrill? Zu „blechern“?[/quote]


    Hallo Fiddler!


    Die E-Saite klingt etwas schrill im Vergleich. Die andere ist halt sehr weich und "singend". Durch die Tomastik PI ist es schon besser geworden. Gibt es denn die Chance, an der Stimme noch etwas zu regulieren, was Einfluss auf die E-Saite haben könnte?

  • Man liest ja öfters, dass man mit der Stimme uuuunheimlich viel am Ton verändern kann...
    Ich habe bisher andere Erfahrungen gemacht. Aber ein bisschen geht immer. Dazu müsste man
    erst mal prüfen, wie die Position ist und ob der Druck stimmt. Um die E-Saite etwas zu dämpfen,
    würde man die Stimme ein wenig nach außen bewegen.
    Wie verändert sich der Klang, wenn du die E-Saite hinter dem Steg ein wenig dämpfst (mit eine,
    Gummi o.ä.)?

  • Ich habe deinen ersten langen Beitrag nochmal gelesen. Ist das richtig, deine jetzige Geige liegt bei etwa
    1000 EUR und du hattest ein preislich ähnliches Instrument in der Hand, das klanglich deutlich besser war?
    Dann sollte es doch ähnliches auch in dem Preisbereich noch für dich finden lassen. Solange würde ich
    dann bei der Geige bleiben. Woher kam denn die andere gut klingende Geige? Vielleicht mal da erkundigen...