Bitte um Einschätzung neuer Geige

  • Da bin ich anderer Meinung. Ich glaube nicht, dass die Reparatur von Anfang an da war. Die Holzqualität ist ja sonst wirklich gut, das sieht nicht so aus als sei da eine Harzgalle oder ein Astloch gewesen. Und wenn man grade am Bauen war, hat man normalerweise genug Reststücke dieser Grösse vom gleichen Holzblock. Den Lack kann man auchbei einer Reparatur leicht entsprechend polieren, bei einem wirklich guten Reataurator sieht man keine Lackunterschiede, hier ist das Stück schon deutlich anders in der Farbe (heller).


    Und von wegen Rückgabe: 80 Euro waren und sind ein überaus fairer Preis. Die Geige ist im Grossen und Ganzen in Ordnung gewesen.


    Ganz ehrlich....: Was erwartet ihr denn für 80 Euro? Eine Meistergeige in perfektem Zustand? Die lang verschollene Stradivari, die nur mal abgestaubt werden muss?


    Nein, der Händler war absolut fair. Die Geige wurde wohl deshalb zurückgebracht, weil es leider nicht die „Oh mein Gott was für eine antike Meistergeige“ war, sondern das Schnäppchen noch nicht gross genug war.

  • Braaatsch vielen dank für die Antwort. Es ist schwer für jemanden der sich nicht auskennt und nicht Geige spielt. Klar habe ich gedacht das es ein Schnäppchen wäre da ich von der alten Geige gelernt habe das Sie Spielbar sein sollte . Ich bin auf den Geschmack gekommen. Als aber die ersten Beurteilungen kam China Osteuropa hatt mich die Panik erfasst . Ich sehe die Geige oder Geigen mit anderen Augen und nich wie die Profis Händler Sammler Spieler. Ich hatte Angst das jemand sagt das es zu teuer gewesen ist und ich ein billiges Teil gekauft habe. In meinem Leben hatte habe ich die 2 Geigen mehr Erfahrung habe ich nicht. Klar sind 80 Euro nicht viel aber es gibt Sets für das gleiche mit Tasche Geige Bogen. Es ist doch normal das Menschen die eine alte Geige mit dem Zettel Stradivari finden denke Jackpot. Das ist doch das Ziel gewesen seit Jahrzehnten oder Jahrhunderte um sie besser zu verkaufen.

  • ...dann musst Du Deine Fragen anders stellen. Die Geige vom Trödler war schon besser als die neuen Komplettsets. Wenn Du dich ein Bisschen damit beschäftigst, wirst Du merken, dass hierzulande schon gutes Rohmaterial (Holz...) deutlich mehr kostet, und auch gute Saiten bei um die 50 Euro losgehen.


    Und da sind dann noch nicht die 200+ Arbeitsstunden, die in einer weitestgehend handgemachten Geige stecken, drin. Ein guter Meister nimmt sich für ein gutes Instrument oft noch deutlich mehr Zeit.


    Auch osteuropäische Geigen, die teilweise maschinell hergestellt werden, und wo dann nur ein Teil der Arbeiten per Hand durchgeführt wird, kosten neu mehrere hundert Euro oder einen niedrigen vierstelligen Betrag. Auch gute chinesische Instrumente, die zumindest teilweise in Handarbeit entstanden sind, sind nicht für 80 Euro zu haben. Das geht einfach nicht, selbst mit chinesischen Arbeitsbedingungen und "Hungerlöhnen".


    Das, was Du für 80 Euro bekommst, sind "Instrumente", die weitestgehend maschinell hergestellt werden. Ein bisschen Handarbeit ist noch dabei, aber nur noch das absolute Minimum, und mit Hungerlöhnen für die Arbeiter. Du kannst ja einfach mal Rechnen: 10 Euro das (billigste) Rohmaterial, 10 Euro Transportkosten, 10 Euro verdient Amazon, 10 Euro gehen für Steuern etc. drauf, 10 Euro für die Tasche, 10 Euro für den Bogen, bleiben 20 Euro für die Geige inkl. Saiten. Oft sind diese "Instrumente" ohne Nachbearbeitung vom Geigenbauer nicht oder kaum spielbar, wie auch?


    Abgesehen davon sollte man sich meiner Meinung nach schon fragen, was ein fairer Lohn und faire Arbeitsbedingungen sind, und dann seine "Schnäppchenmentalität" diesbezüglich überprüfen.


    Also: Ja, die zweite Geige war schon deutlich besser als die 80-Euro-Kompletsets, und hätte mit neuen Saiten und evtl. Überarbeiten der Wirbel wahrscheinlich ein solides Lerninstrument abgegeben. Den Klang kann man nicht vom Foto beurteilen, deshalb "wahrscheinlich". Aber da du ja eh nicht spielen willst, ist das eigentlich völlig egal.

  • genau das ist das Problem mit 2 Geigen Erfahrung. Ich war genau so ein Glücksritter und habe sehr viel Lehrgeld gezahlt. Das gleich wird dir auch passieren. Die die Geigen Verkaufen wissen viel mehr als du. Braaatsch hat dies schön anschaulich erklärt. Die einzige möglichkeit mal eine Geige zu finden wo man Glück haben kann ist bei einer Haushaltsauflösung wenn man als erster da ist. Jede Geige im Internet ist mit vorsicht zu genießen. Hier haben die leute Internet und wissen damit umzugehen. Also im Vorfeld schon sichten was sich im Netz findet oder die geigen haben einen angemessen Preis. Und selbst wenn dir eine Geige über den weg läuft eines Berühmten Geigenbauers und der Wert zwischen 10000€ und 20000€ liegt. Muss du erst mal jemanden finden der dir ein Zertifikat macht und die echtheit bestätigt. Natürlich wirst du ca. 2000€ oder manchmal auch mehr in Vorrkasse gehen müssen. Kennst aber den Ausgang noch nicht ob du ein Gutachten erhälst oder nicht. Der andere weg ist geigen egal welche billig Kaufen bessere Bilder machen und sich manchmal über 30€ gewinn zu freuen. Ich würde lieber socken stricken und das Paar für 8€ Verkaufen. Das ist Planbarer. leider kann ich nicht Stricken. Auch ist nach fast 5 Jahren genug erfahrung da etliche geigen nicht kaufen zu wollen.

  • Die Reparatur der Geige ist tatsächlich etwas merkwürdig. Wahrscheinlich ist , der Vorbesitzer hat einen Unfall gehabt und hat die Geige reparieren lassen, weil die Reparatur billiger war als eine neue Geige. Das Griffbrett ist Ebenholz und nicht schwarz angemaltes Billigholz, was auch vorkommt, die Wirbel sind hübsche Buchsbaumwirbel. Es gibt keine Zeichen, dass die Saiten viel gespielt wurden, die Geige ist mit 80 Euro halb geschenkt , auch wenn sie nicht gut klingen sollte.

  • Was ihr immer mit euren Saiten habt! Das sind Austauschteile, wie Bremsbeläge am Fahrrad oder Fahrradschläuche! Die viel oder wenig genutzten Saiten darf man nun wirklich nicht interpretieren! Entweder wurde die Geige nie gespielt, dann liegt es nahe, dass sie furchtbar klingt. Oder sie klingt ganz toll, wurde viel gespielt, und die Saiten regelmässig ausgetauscht. In beiden Fällen können die Saiten (noch) gut aussehen, aber -wie ein mürber Fahrradschlauch- in der Substanz hinübersein.


    Auch nigelnagelneue, nie aufgezogene und nur lange gelagerte Saiten reissen eher und sind nicht zu empfehlen.

  • ...und für ein grässlich klingendes Instrument ist -bei aller Schönheit- jeder Euro zuviel. Es sei denn, man sicht eine Wanddeko.


    Meist kann man aber den Klang durch eine gute Einstellung noch berinflussen, jedoch der grundsätzliche Klangcharakter ändert sich nicht.


    Für 80 Euro kann man aber ruhig mal experimentieren.

  • Abalon da stimme ich dir zu das Braaatsch das anschaulich erklärt hat dafür bin ich ihm dankbar. Ich bin ein Mensch der so eine Art von Erklärung braucht um es zu verstehen . Die im dem Laden kennen sich auch nicht aus mit Geigen die verdienen ihr Geld mit Auflösungen und machen ihre Preise aus dem Bauch. Schade das es nicht von Anfang an so geklappt hat dann hätte ich die Geige behalten, aber vielleicht hat sie ja jemand gekauft der spielen will und er investiert etwas Geld und freut sich das Sie gut klingt.

  • Da bin ich anderer Meinung. Ich glaube nicht, dass die Reparatur von Anfang an da war. Die Holzqualität ist ja sonst wirklich gut, das sieht nicht so aus als sei da eine Harzgalle oder ein Astloch gewesen. Und wenn man grade am Bauen war, hat man normalerweise genug Reststücke dieser Grösse vom gleichen Holzblock. Den Lack kann man auchbei einer Reparatur leicht entsprechend polieren, bei einem wirklich guten Reataurator sieht man keine Lackunterschiede, hier ist das Stück schon deutlich anders in der Farbe (heller).


    Wenn jemand den Lack so gut retuschieren kann, dann sollte er eigentlich auch die Holzauswahl besser treffen können und die Arbeit fachmännisch ausführen können.