Geigenvorstellung - „Rätsel“

  • Das Beispiel mit den Autos passt m.M. nicht ganz, weil die Geigen heute ja immer noch genau mit der
    gleichen Technik funktionieren wie vor 300 Jahren, Holz, Leim, Lack, alles wie damals.


    Würde man ein Auto genau wie damals bauen, wäre es den alten Autos deshalb nicht unbedingt
    überlegen. Es käme nach wie vor nur auf die Kunstfertigkeit des Autobauers an. :)


    Kommen noch Meinungen, oder soll ich den Geigenbauer nennen?

  • Also, Auflösung: Die Geige ist von Yitamusic, ein „Best Model, Oil Varnished, M20 Violin“ vom
    Geigenbauer bzw. „Workshop“ Ma Zhibin. (Man kann auch auf einem der Bilder das Etikett erahnen)


    Zum Preis: Ich hatte bei ebay den Zuschlag für 135 $ bekommen. Insgesamt lag der Betrag mit Zoll etc.
    bei ca. 250 EUR, dazu habe ich mir dort noch einen Bogen für 80 $ gekauft.


    Eigentlich eine Unverschämtheit, dieser Preis, wenn man die Arbeit rechnet, die darin steckt und das
    Können und die Erfahrung. Und die Materialien sind auch nicht die schlechtesten. (Bis auf die schlechten Saiten)


    Übrigens liegt mir der Bogen besser als z.B. mein Carbondix Bogen für ca. 120,- EUR.

  • Die Geige sieht optisch sicher toll aus.
    Wobei, sind das wirkliche Flammen oder geschickt aufgemalte Holzstrukturen und mit Lack versiegelt (Flammen - Imitation)?
    Ich tippe bei dem Preis auf Imitation.


    Für den Preis kann man wirklich nichts sagen.
    Da kriegt man in der Regel nur die Sperrholz-Geigen im Neuzustand ;)


    Beim Klang kann ich es nicht ganz glauben, dass die Geige gegen ein wirklich teures Instrument eine Chance hat.
    Muss es aber in dieser Preisklasse auch nicht. Kann natürlich durchaus sein, dass sie besser klingt als eine für 1000 oder 3000.-
    Möglich ist ja fast alles :)

  • Die Flammen sind genauso echt wie die EInlagen usw. ... von „aufgemalt“ ist man da weit entfernt,
    die Handarbeit ist schon wirklich sehr gut, das Ausarbeiten der Ränder gefällt mir besser als bei mancher
    3000 EUR Geige, die ich gesehen habe.


    Ma Zhibin setzt da seinen Namen drunter und ich bin sicher, er lässt keine Geige rausgehen, hinter der
    er nicht zu 100% steht.


    Er verwendet ja auch kein minderwertiges Holz, sondern bei vielen Instrumenten sehr feinmaseriges an
    der Decke (in meinem Fall nur zum wichtigen Resonanzbereich hin) und schönen Ahorn am Boden,
    insofern wäre es ja kontraproduktiv, da etwas aufzumalen. Die Maserung osziliert im Licht, auch an
    Hals und Schnecke.


    Ich war zuvor beim Geigenbauer und habe einige Geigen im 1000,- bis 3000,- EUR Bereich durchgespielt.
    Da waren einige, die mir klanglich und optisch gut gefallen haben. Manche waren etwas „näselnder“ als
    die Mazhibin, andere etwas „freier“ im Ton, manche hatten etwas wenig Kraft in G und D Saite.


    Klar, man kann es nur im selben Raum direkt vergleichen. Aber ich hatte meine alte Geige auch dabei,
    und die hielt schon ganz gut mit, war besser als alle Geigen <1000 EUR, das fand auch der Geigenbauer,
    der sie auch angespielt hat. und meinte, da müssen wir schon in eine andere Kategorie gehen ...


    Und jetzt, mit der Mazhibin, liege ich in dieser Kategorie. Der ebay-Preis ist mit einem regulären Preis
    beim deutschen Geigenbauer/händler nicht zu vergleichen. Der würde sicher mehr als 1000 dafür haben
    wollen. Und ich würde sie momentan auch nicht für 2000 verkaufen. :)

  • Die Chinesen haben tolle Hölzer, und auch bei preiswerten Geigen kommen diese zum Einsatz. Bei Ebay.com kann man für wenig Geld Weissware kaufen, die sicher qualitativ nicht überragend, aber annehmbar ist. Das als Tip für die Bastelfreunde unter uns.


    Bei all‘ der Freude über preiswerte Instrumente sollte man allerdings nicht vergessen, dass die Arbeitsbedingungen in Vhina anders sind (Stichwort Lohn und Sozialversorgung), und dass dort der halbe Himalaya abgeholzt wird, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.


    Allerdings sollte man auch da mit einem Urteil vorsichtig sein:
    1. bekommen die Werkstätten mehr Geld, wenn sie -wie günstig auch immer- direkt an den Kunden verkaufen. Die Grosshändler zahlen schlechter als der „Direktkunde“.


    2. Hölzer: Was dort für Hölzer verschwendet werden, ist unglaublich. Wir machen uns da Gedanken um das Ebenholzstückchen am Frosch... Wenn die Inder/Chinesen... aber für einen Saitenhalter/Bogen/Frosch/Wirbel etc. von uns im Direktverkauf einen viertel Monatslohn bekommen, kommt das Geld in den Werkstätten bei den Leuten an, für relativ wenig Material ein guter Preis. Wenn wir die Sachen nicht mehr kaufen - und irgendwann der Grosshändler die Lager voll hat und aus Naturschutzgründen nicht mehr oder nur wenig exportieren darf, haben wir ein gutes gewissen. Vor Ort ändert sich wenig oder die Abholzung steigert sich eher. Das Holz wird dann eben zu Möbeln verbaut, welche -da nur regional verkäuflich- natürlich billig sind. Daher muss mehr produziert und gefällt werden.


    Der Raubbau an der Natur muss von den betreffenden Nationen selber geregelt werden- da bringt ein Boykott oft nichts. Die Leute müssen vom Bäumefällen und Zimmern leben, haben oft kein Sozialsystem. Sprich: Sie werden weiterfällen, weil sie es müssen.


    Der Unterschied ist nur, ob sie Saitenhalter fertigen oder Sofas.

  • Es gibt erstaunlich viele gute Rückmeldungen über die Geigen von Yitamusic. Oft werden
    die Geigen mit wesentlich teureren Instrumenten verglichen und sogar gegenüber Geigen
    bevorzugt, die mehr als das Zehnfache gekostet haben.


    Wer mehr Rezensionen lesen möchte, hier ist ein sehr langer Thread mit hundert erstaunlich
    guten Bewertungen, negative Erfahrungen gibt es kaum. Leider auf Englisch: https://www.violinist.com/discussion/archive/12871/


    Hier ist ein Beispiel, einer der letzten Beiträge: