Geige Erbstück in Peru - Herkunft und Wert

  • Liebe Forum-Mitglieder,
    ein Freund von mir hat eine Geige geerbt und wir würden gerne wissen, wie viel diese Wert ist und auch woher genau diese stammt.
    Es handelt sich um ein Instrument, dass schon seit einigen Jahren in Peru zuhause ist.
    Da wir leider beide nicht viel über Instrumente wissen wollen wir es mal auf diesem Wege versuchen etwas Klarheit zu bekommen :)
    Herzlichen Dank und viele Grüße aus Lima, geige24-streicherforum.de/wcf/index.php?attachment/11019/

  • Es handelt sich um ein Instrument, welches mehr oder weniger nach dem Modell Stradivaris angefertigt wurde. Als Herkunft würde ich Böhmen annehmen, auch wenn der Zettel auf Ungarn hindeutet. Windisch (Otto Windisch) war Fabrikant im sächsisch-böhmischen Musikwinkel, „Lajos“ Windisch war entweder verwandt oder der ungarische Handelsname.


    Wert: Solche Geigen gibt es leider massenhaft, bei Ebay bekommt man sie für 100-200 Euro. ABER. DieserWert ist vor allem am lokalen Markt hier in Europa bemessen. In Peru kann das ganz anders aussehen, vermutlich bekommt man dort nicht an jeder Ecke hunderte Geigen nachgeworfen.


    Desweiteren spiegelt dieser europäische Handelswert nicht unbedingt den Wert wieder, den so ein Instrument für einen persönlich hat.


    Dritter Faktor für den Wert ist die Verfügbarkeit und die Kosten eines gleichwertigen Insrumentes. Und da spielt neben dem lokalen Markt der Klang und die Spielbarkeit des Instrumentes eine entscheidende Rolle. Wenn die Geige klingt wie eine 5000-Euro-Geige, dann ist sie 5000 Euro
    wert, erstmal unabhängig von der Herkunft und dem Alter. Letztere können dann -bei einem gesuchten Meister als Schöpfer des Instrumentes - sich wertsteigernd auswirken. Diese „künstliche“ Wertsteigerung hat dieses Instrument nicht, es bleibt also beim „Spielwert“. Den kann man nicht einschätzen, ohne das Instrument gehört zu haben.


    Und wie gesagt, die lokalen Gegebenheiten in Peru kenne ich nicht, dort werden solche Geigen vielleicht ganz anders gehandelt als hier, weiles dort vermutlich nicht so viele davon gibt und vielleicht Instrumente generell teurer sind.


    Beispiel: Vor ein paar Monaten war ich in Südkorea, und hatte die Idee, mir einen einfachen Cellobogen aus Carbon mitzubringen. Diese werden in China (dort quasi „nebenan“) gefertigt, und sind hierzulande und in den USA bei Ebay für 20-40 Dollar zu haben. Inkl. Versand. Ich hatte also mit Preisen um die 30 Dollar gerechnet. Im grössten Musikmarkt Seouls (150 Geschäfte auf mehreren Etagen, ein riesiges Gebäude) gab es nur 1 Händler, der solche Bögen überhaupt hatte. Die sollten 250 Euro kosten, und beide Bögen, die er mir zeigte, waren verzogen. Also B-Qualität und deutlich schlechter als alles auf Ebay. Holzbögen und Instrumente, die ich begutachtete, waren genauso unverschämt teuer und qualitativ zweifelhaft. Es gab natürlich auch gute Instrumente, aber diese waren auch masslos überteuert. Wahrscheinlich hätte ich dort eine authentisch alte Geige wie Ihre zu einem sagenhaften Preis verkaufen können.


    Also, der internationale Handelswert hat nicht unbedingt was mit dem lokalen, aktuellen Marktwert zutun.