Alte Geige aus Böhmen

Ich habe die beiden Bögen gerade auf meine elektronischen Küchenwage gestellt. Ich weiß nicht,
ob die genau stimmt. Yita-Bogen: 62g, Carbonix *** Bogen: 60g

Hätte ich nicht gedacht, mir kommt der Carbondix schwerer vor. So kann man sich täuschen.

Den Carbondix spanne ich nur 7 mm von der Stange weg. Den Yita etwa 1 cm.
Über das „Sprungverhalten“ kann ich wenig sagen. Gerade habe ich keinen signifikanten Unterschied bemerkt.

Probiers aus. Was der Carbonix genau gekostet hat, weiß ich nicht mehr, kann auch sein 90 EUR oder so.

Es ist eben so wie überall: You get what you pay for. Von einem Bogen für 100 Euro +/- kann man keine "Perfektion" erwarten. Egal ob Holz oder Carbon. Gemessen am Preis sind die günstigen Carbonbögen wirklich gut, ich kenne Berufsmusiker, die diese "Billigteile" auch für Auftritte nutzen.

Ja, natürlich macht es einem ein Bogen einfacher oder schwerer, und klar, es gibt Bögen, die bestimmte Techniken sehr schwer mitmachen. Aber leider ist es eben so, dass gute Bögen eben gutes Geld kosten, genau so wie gute Instrumente gutes Geld kosten.

Ich spiele einen Arcus, der war teuer. Der macht aber auch richtig Spass, und das war es mir wert. Der Bogen kann deutlich mehr als ich, und "zeigt mir den Weg". Ich muss mir nicht ständig die Frage stellen, ob es am Bogen liegt- das tut es einfach nicht. Sobald ich auch nur halbwegs technisch korrekt spiele, kommt da auch was. Ich übe nicht "ins Leere".

Die leidigen Gelddiskussionen kann ich nur teilweise nachvollziehen- ja, man hat nur ein begrenztes Gehalt (das ist der Teil, den ich sehr gut nachvollziehen kann!!!). Aber zumindest mir ging es so, dass ich viele unnütze Ausgaben hatte, die mir erst bewusst wurden, als ich wirklich mal drauf geachtet habe. Und es gibt immer mal wieder "Wochenendjobs" bzw. Nebenjobs, wo man kurzfristig etwas dazuverdienen kann. Sei es in der kommenden Weihnachtsmarktsaison, sei es Babysitten, sei es Regaleeinräumen oder Inventur beim nächsten Kaufhaus, sei es Umzugshelfer etc.. Ja, da bleibt die Zeit zum Üben auch mal auf der Strecke- aber es ist ja nur temporär, und wenn man als Ziel dann den guten Bogen vor Augen hat, übersteht man diese Durststrecke.

Aber das kann jeder machen wie er will.

Nein, Deine Lebensumstände kenne ich nicht. Aber manchmal lohnt es sich, Übungszeit zugunsten eines Gelegenheitsjobs zu kürzen. Damit meine ich nicht Dich persönlich- es mag immer Lebensumstände geben, wo das nicht geht. Aber es lesen ja auch andere Leute mit, die vielleicht nicht unbedingt augenblicks drei Kleinkinder und eine demente Oma zu versorgen haben, nur als Beispiel Und diese Leute kommen dann beim Lesen vielleicht auf den Trichter: „Mensch, gute Idee, drei Wochenenden Umzugshelfer und eine Inventur bei Aldi, und ich habe meinen Arcus“.

Und meist macht es mehr Sinn, zu warten, bis man das Geld für „was G‘scheits“ hat was den eigenen Ansprüchen genügt, als -gerade wenn man wenig Geld hat- irgendwas zusammenzukaufen, was man kaum wieder verkauft bekommt, in der Hoffnung, ein Schnäppchen zu machen.

Ich habe lange genug diesen Fehler gemacht. Für den Gegenwert dessen, was ich jahrelang in Billigbögen gesteckt habe, hätte ich mir viel früher den Arcus kaufen können. Aber ich hab eben genauso gedacht, ich könnte für wenig Geld einen guten Bogen finden. Und die Zeit, die ich mit der entsprechenden Suche verbracht habe, hätte ich auch in Nebenjobs stecken können.

Egal, wie teuer ein Bogen auch ist ... ich werde damit keine bessere Bogentechnik haben. Dazu bin ich viel zu schlecht,
als dass ich da einen Unterschied merke. Als ich bei Geigenbauer einen Bogen für 2600,- EUR probieren durfte, hat er mir
begeistert erzählt, wie man die Geige direkter „spürt“ oder „fühlt“. Ich dachte nur „hä?“ ... also an mir ist das verschwendet.
Auch wenn ja der Klang ganz anders sei soll. Naja, ich höre es nicht und selbst ein Profi-Musiker hat es bei mir in der
Blindprobe nicht gehört. Bei einem Profi mit exzellenter Bogentechnik ist das ganz was anderes.

Das ist interessant! Ich habe ganz andere Erfahrungen, allerdings auf dem Cello. Vielleicht liegt es daran?

Meine Bogentechnik ist quasi nicht existent Aber der Arcus gibt mir sehr direkt Rückmeldung aller Bewegungen (richtiger und falscher). Er fühlt sich wirklich als Verlängerung meines Armes an, auch wenn das blöd klingt und ich das vorher (Holz, billige Carbonbögen) auch nicht spüren konnte.

Bei mir kommt allerdings noch dazu, dass ich mit Holzbögen Gelenkprobleme im Daumen habe, mit Carbonbögen nicht (da reichen aber auch billige...).

Klanglich liegen auf meinem Instrument Welten zwischen dem Arcus und Holzbögen, aber das mag 1. an meinen Gelenken (und daraus resultierender steifer Hand) und 2. an der generellen Preisqualität liegen (einen Arcus gegen einen Holz-Schulbogen zu testen ist unfair).

Aber um nicht zu viel Werbung für Arcus zu machen: Bei den Arcus-Testbögen waren auch welche dabei, mit denen ich nicht zurechtkam und die klanglich nicht passten. Und es gibt inzwischen Arcus-Nachbauten aus China- meine 2 kommen fast an den Arcus ran und haben 1/6 gekostet.

....also, wie immer: Eine Kombination zwischen Spieler, Instrument und Bogen.