Woran erkennt man die regionale Herkunft einer Geige?

  • Liebe Forenmitglieder,


    ich habe nun viel in diesem Forum gelesen und schon eine Menge gelernt. Ich spiele Cello, nun gibt es allerdings wesentlich mehr Beiträge zu Geigen, was ich aber nicht (viel) weniger interessant finde. Ich bin immer erstaunt, wie gut manche von Ihnen hier die Herkunft von Geigen bestimmen können. Woran kann man erkennen, ob es nun eine böhmische, sächsische, süddeutsche oder französische etc. (Manufaktur-)geige ist, die da gerade ausranchiert, wertvoller gemacht oder sonst irgendwie gezeigt oder verkauft wird? Ich frage deshalb nach Manufakturgeigen, da diese wohl am häufigsten auftauchen, wenn man nach "alter Geige" sucht... Gibt es da einen Kriterienkatalog, den man schrittweise abarbeitet oder ist es eine Sache der "Erfahrung", die man deshalb nicht so einfach in Worte fassen kann oder...? Mich würde das sehr interessieren. Viele Grüße und Danke...

  • Das lässt sich nicht einfach so in Worte fassen. Wenn es einen Kriterienkatalog gäbe, hätten die Fälcher ja ein leichtes Spiel, weil die müssten diesen ja nur "abarbeiten".


    Die Form der Schnecke, das Holz und der Lack de Korpusses, die Verarbeitung, Zettel,.... alles spielt zusammen, und am Ende ist es oft auch nur eine "Wahrscheinlichkeit"... Wenn man weiss, dass zwischen 1850 und 1950 die weitaus meisten Geigen aus Sachsen/Böhmen kommen, und nach 1990/95 viel aus China, so sind diese Herkunftsregionen schon mal sehr wahrscheinlich. Vor allem für Geigen, die von Ebay, Flohmärkten, Dachböden etc. kommen-und das sind die meisten Geigen hier. Gute Meisterinstrumente werden über Geigenbauer, Fachauktionen etc. verkauft, und tauchen sehr selten "aus dem Nichts" auf.


    Bei einem unbekannten Instrument kann man also erst mal von "Fälschung" ausgehen, und gezielt nach den Mermalen für "Böhmen" suchen. Meist wird man da sehr schnell fündig.


    Und die Merkmale stecken im Detail, das kann man leider nur mit Erfahrung lernen.