Alte Geige - Andreas Heinrich

  • Hallo liebe Leute,


    nach einiger Zeit ist mir wieder eine ältere Geige in die Hände gefallen.


    Ich frage mich was die wohl Wert sein könnte und ob sich eine Reparatur auszahlt und was ihr davon haltet.
    Persönlich finde ich sie ganz hübsch...
    Es ist leider einiges zu reparieren, vor allem Hals und Griffbrett wird wohl ins Gewicht fallen.


    Im inneren befindet sich ein Zettel der wohl nur das Modell widerspiegelt:
    Nicolaus Amatus Cremonen Hieronymi
    Fil. de Antonii N'epos fecit 1650


    Freue mich über jegliche Infos!


    Liebe Grüße








  • Das ist eine sehr schöne, vermutlich sächsische Geige vom Anfang des 20ten Jahrhunderts. Sowohl Decke als auch Boden haben tolles, hochqualitatives Holz. Auch wenn es sich wahrscheinlich um ein Manufakturinstrument handelt, ist es -zumindest das, was man vom Foto sieht!- qualitativ durchaus "Meistergeigen" ebenbürtig. Ob das klanglich auch so ist kann man vom Foto her nicht sehen.


    Wert: Namenlose Geigen -so schön sie sein mögen- haben es schwer. Da zählt vor allem der Gebrauchswert, also der Klang.


    Mein Rat daher: Für den Eigengebrauch lohnt sich eine Reparatur auf jeden Fall, so eine schöne Sachsengeige bekommt man auch beim Geigenbauer nicht "hinterhergeworfen". Für den Verkauf: Es gibt heutzutage leider tonnenweise Instrumente aus Fernost, die auch fantastisch aussehen. Daher ist die Konkurrenz -vom Optischen her- gross. Potentielle Internetkäufer , die nach dem Aussehen gehen, haben also genug Auswahl, das drückt die Preise. Käufer, die nach Klangqualität gehen, müssen das Instrument probespielen, und das schränkt den Käuferkreis gewaltig ein. Diese gehen zum Geigenbauer, um bei einem einzigen Termin 10-20 Geigen zu begutachten, anstatt "Privatleute abzuklappern" Sprich: Auch wenn das ein tolles Instrument ist, so ist es nicht ganz einfach, Käufer dafür zu finden, die einen angemessenen Preis zahlen. Heutzutage ist auch Service und Garantie recht wichtig, und das kann kaum ein Privatmensch -im Gegensatz zum Geigenbauer- bieten.

  • Hi Braaatsch,


    vielen Dank für die Antwort!


    Ich muss mit der mal zum Geigenbauer und fragen ob es eine Möglichkeit gibt, nur das nötigste herzurichten um mal den Klang erahnen zu können...
    Aber ich glaub es ist sooo viel zu richten :(


    Ich war neugierig und habe mir einen kleinen Zahnarztspiegel besorgt.


    Am Kopf der Geige klebt ein weiterer Zettel mit der Aufschrift:
    Andreas Heinrich
    Geigenmacher Schönbach
    1903


    Zwei Punkte:
    1) sehr beeindruckende Alterseinschätzung!
    2) Kennt jemand den werten Herren? Eine erste Recherche verrät nicht allzu viel.


    Da bin ich jetzt gespannt!


    Liebe Grüße

  • Ich habe folgendes gefunden:


    Biography of Andreas Heinrich - Willibald Leo Lütgendorff
    Sohn von Vinc. Heinrich und Schüler von Anton Pötzl. Er arbeitete von
    1873—1875 in Markneukirchen, 1875 in Leipzig und a. a. O., ging 1876 nach
    Wien und dann nach Budapest, kehrte nach Wien zurück und war zuletzt in
    Breslau thätig, bis er sich 1881 in Schönbach selbstständig machte. Er gilt als
    der beste Reparateur in seiner Vaterstadt. Seine Geigen und Violoncelli sind
    nach italienischen Meistern copirt und mit weichem, festem Spiritus- und Öllack
    überzogen. für Händler klebt er den Zettel des Modells in die Geigen,
    für besondere Kundschaften den eigenen Zettel. Er wurde auf Ausstellungen
    mehrfach ausgezeichnet.
    Ich hoffe es hilft.

  • Na, ein Name -und sei es auch "nur" einer aus Schönbach- ist schon mal super. Ich gehe davon aus, dass es sich wirklich um ein Instrument von ihm handelt.


    Ich denke nicht, dass an der Geige so viel zu richten ist. Der Steg ist wahrscheinlich noch tauglich, Stimmstock???, dann eben den einen Wirbel ersetzen (und hoffen, dass die anderen noch laufen), und neue Saiten drauf. Je nach Saitenqualität dürfte man da mit 100-200 Euro insgesamt dabei sein (sofern es nicht noch Schäden gibt, die man auf den Bildern nicht sehen kann…).


    Ich denke, bei annehmbarem Klang durfte sich die Geige -da es jetzt ja einen "Meister" gibt und sie ausgesprochen schön ist- im reparierten Zustand und mit ordentlichen Saiten im Preisbereich von 800-1000 Euro im Privatverkauf bewegen, beim Geigenbauer durchaus bei ca. 1500 +/-, je nach Kundenstamm.


    Näheres zu Andreas Heinrich weiss sicherlich auch das Musikinstrumentenmuseum Markneukirchen, die haben auch ein Forum.