David Garrett in der Kritik - Artikel aus der Zeit Online

  • Danke, war interessant zu lesen!


    Musikkritikern traue ich gar nicht mehr übern Weg. Obwohl ich den Garret persönlich irgendwie nicht mag.
    Wie er immer seine Geige in den Vordergrund stellt, dieses Getue um sein Streichholz, das ja keiner anfassen
    darf... naja, er muss halt eine Show drum machen um seinen (und der Geige) Wert damit zu steigern.
    Aber das machen ja viele Star-Geiger so.


    Garret wird trotzdem tausenden Leuten einen tollen Musik-Abend geboten haben. Und das ist das Entscheidende,
    nicht, was ein Kritiker dazu schreibt.

  • Sehr interessanter Artikel, danke fürs Reinstellen !
    Jedoch finde ich immer noch das David Garrett ein guter Geigenspieler ist und seine moderne Umsetzung auch, naja es ist umstritten.

  • Wehe dem, der nicht im alternativen Sumpf eines Kunst- oder Musik-Kritikers watet und dessen Vorstellung erfüllt.
    Natürlich ist David Garrett kein Salvatore Accardo, Maxim Vengerov oder ein Wunderkind wie das Hilary Hahn in der Klassik ist.
    Ich finde aber, er schaft es Junge Leute für die Klassik zu begeistern und von diesem Gesichtspunkt, gebührt ihm alle Ehre.
    Es scheint mir, als hätte der Musikkritiker seinen Frust als hochgelernter Musiker, der jedoch nie Erfolg hatte, ausgelebt.
    Der Musikkritiker hat auch noch nie etwas davon gehört, dass Musik Geschmacksache ist.


  • Natürlich ist David Garrett kein Salvatore Accardo, Maxim Vengerov oder ein Wunderkind wie das Hilary Hahn in der Klassik ist.


    Hilary Hahn ist auch kein Wunderkind mehr. David Garett war als Wunderkind noch begehrter als Hilary Hahn,
    bei den Größten der klassischen Violine und machte einfühlsame Aufnahmen seit seiner Kindheit.
    Er hat anerkannt größtes technisches Potential, Einfühlungs- und Interpretationsvermögen. So waren die
    Urteile international einstimmig vor seiner großen kommerziellen Karriere.

  • Ich stimme mit Violix überein- David Garrett macht gerade für Jugendliche die Geige wieder zu einem "coolen" Instrument. Ein Menschen-Typ wie Rieu (und wenn er tausendmal besser wäre) schafft das nicht....Genauso kann man zu Apocalyptica oder Piano Guys stehen wie man will- solche Musiker tragen dazu bei, dass nicht nur die "E-Gitarre" oder alternativ das Lagerfeuerdiplom "cool" sind, und vielleicht der eine oder andere seinen Violinunterricht in den Pubertätswirren nicht aufgibt oder zumindest seine Klassenkameraden nicht dafür hänselt.


    Insofern ist mir eigentlich jeder willkommen, der Musik per Hand selber macht. Ehrlich gesagt, die meisten von uns würden doch froh sein, wenn sie die Fähigkeiten eines Garrett hätten, oder geht das nur mir so...? ;)


    Abgesehen davon ist das Klangideal eh der Mode unterwoorfen, und wer weiss schon so genau, wie das damals mit den damaligen Instrumenten geklungen hat. Man hat da vielleicht eine gewissee Vorstellung davon, aber vielleicht ist sogar die Hausmusik eines mässig begabten Amateurs auf einer alten Böhmenfidel klanglich und historisch authentischer als dieses ganze hochgezüchtete Getue. Damals gab es ja keinen Fernseher, znd Hausmusik war fester Bestandteil des Familienlebens in einer bestimmten Schicht. Und genau da wurden auch die damals zeitgenössischen Stücke aufgeführt- ist also das Ganze weniger oder nicht doch eher mehr authentisch, wenn es in der jeweiligen oersönlichen Interpretation und -bei Amateuren- im jeweilgigen Tempo und vereinfacht daheim mit dem halbverstimmten Klavier begleitet gespielt wird?

  • Mir wurde mal eine CD von Garrett geschenkt, die habe ich
    bis heute nicht bis zum Ende gehört. Ganz einfach, weil sie mich nicht
    mitnimmt, berührt, es nicht meine Art Musik ist. Und youtubes von ihm kann ich
    mir auch nicht anschauen, weil dieses ewig smarte Lächeln mir nicht "frei"
    erscheint. So wenig "frei" wie die – lediglich andere Variante - aufgesetzte
    Coolness wichtig dreinschauender Rockstars. Da wird nach meinem Gefühl irgendetwas
    bedient, das den Musiker von seinem persönlichen Verhältnis zur Musik trennt,
    also ihm automatisch Authentizität entzieht. Insofern ist für mich auch Garrett
    nicht frei von "Getue". Das meine ich nicht böse spottend, sondern würde ihm
    wünschen, mal ne längere Zeit raus aus der "Marionetten-Zone" um das, wie ich
    finde, Wertvollste, das ein Instrument einem geben kann, ungestört wieder zu entdecken:
    persönliche Belebung!
    Das ist alles ne sehr persönliche Wahrnehmung und ich
    weiß auch, daß sehr viele Menschen den von mir vermissten persönlichen Ausdruck
    in der Musik garnicht erst erwarten, und kann gut damit leben, daß sie auch so
    glücklich damit sind. :)


    Ansonsten stimme Dir und violix in allen Punkten zu!
    Vollstens!

  • Ja, klar ist das auch "Getue"- das Ganze ist doch ein riesiger Musikzirkus, und genau das meine ich mit "Brahms schief auf Böhmenfidel mit verstimmtem Klavier"…aber letztendlich haben die "Stars" eben doch Vorbild- und "Sog"Wirkung. :)


    Wenn ich sehe, wie die Leute gerade jetzt beim Oktoberfest mit der dortigen Musik "mitgehen", zweifele ich auch ein bisschen an meinen Sinnen. Ich habe dieses Fest auch besucht, aber mit der Musik auch wenig anfangen gekonnt- aber den Leuten gefällt's, und letztendlich ist es ja auch irgendwie schön, dass es eine solche Vielfalt gibt. Musikantenstadl, Bach, Beatles, Brahms, Rieu, Garrett---was auch immer. Sollen die Leute doch ruhig Spass haben. :)


    Und klar, damit wird Geschäft gemacht. Ich bin mir gar nicht sicher, inwieweit die Künstler das selber wollen- letztendlich werden sie vermarktet, und ich glaube, wenn z.B. Rieu plötzlich Free Jazz mit E-Gitarre spielen wollen täte, oder sich zur heimlichen Liebe von Techno bekennt, wäre er seinen Job los.


    Irgendwann sind die Figuren selber ein Kunstprodukt- ich habe diesbezüglich mal ein sehr gutes, sehr schlaues Interview mit Harald Glööckler (der übrigens sehr gebildet und geerdet rüberkam) gelesen, der meinte, diese Konstruktion seiner Kunstfigur geht soweit, dass die Leute den wahren Glööckler gar nicht kennen, und das sei auch gut so- so hätte er Abstand und eine Privatsphäre.


    Diesbezüglich bewundere ich Heino- sich als "Schlagersänger" mit "Rentnerfankreis" eine Lederjacke anzuziehen, und im Rentenalter in Wacken bei den "harten Burschen" aufzutreten- Respekt! Auch wenn seine Musik nicht meinen Geschmack trifft, so bewundere ich ihn für seinen "Cross-over"-Mut (in seinem Alter!), und auch für seine unbestreitbaren musikalischen Fähigkeiten. Der KANN was, auch Garrett kann was- und die Diskussion "gut" oder "schlecht" sollte meiner Meinung nach in "gefällt mir persönlich nicht" und "gefällt mir persönlich" umgeändert werden.


    Aber wie sang schon Georg Kreisler:


    Heute findet jede Zeitung
    grössere Verbreitung
    durch Musikkritiker.
    Und so hab auch ich die Ehre
    und mach jetzt Karriere
    als Musikkritiker!
    Ich hab' zwar kei' Ahnung was Musik ist
    denn ich bin beruflich Pharmazeut.
    Aber ich weiss sehr gut was Kritik ist:
    Je schlechter, desto mehr freut es die Leut'.