Dachbodenfund: Kein Zettel, keine Rechnung

  • Hallo,


    ich hätte ganz gerne eine Einschätzung was diese Hinterlassenschaft meines Urgroßvaters so an Wert haben könnte.


    Zur Geige: Im inneren befindet sich leider kein Zettel. Man kann lediglich zwei Linien erkennen (Bleistift).


    Liebe Grüße aus der Lüneburger Heide

  • Am Besten mal zum Geigenbauer gehen. So auf den ersten Blick erscheint sie mir als ein recht grobes, eher von Laienhand gefertigtes, durchaus älteres Instrument zu sein, dessen ideeller Wert den monetären weit übertrifft. Ich habe mich da aber auch schon getäuscht.

  • Da gebe ich Braatsch recht, dass die Geige eher Laienhaft gemacht aussieht oder man könnte auch sagen, aus der Not heraus das Beste gemacht, was auf eine Geige der Nachkriegszeit hindeuten könnte.
    Aber dies ist lediglich eine Vermutung. Am Dienstag hatte ich eine Menge alter italienischer Geigen von innen und aussen gesehen und die oben gezeigte Geige gehört mit der allergrössten Wahrscheinlichkeit nicht in diese Gattung.
    Bei einer Online Auktion würde ich mit weniger als 100 Euro rechnen (man kann sich da natürlich auch irren, wobei das in diesem Fall echt überraschend wäre).
    Der ideele Wert in Gedanken an den Urgrossvater sollte da im Vordergrund stehen (ein schöner Vitrinenplatz für die Geige ... ohne Koffer).

  • ..Die Geige kann (=muss nicht!) durchaus schon älter sein. Im 19.Jahrhundert gab es genug "Dorfschulmeisterlein", die sich haben beim örtlichen Schreinermeister ein Instrument bauen lassen, um damit ihre Klasse zu unterrichten oder sonntags in der Kirche oder wochentags im Wirtshaus zu spielen. Die Holzauswahl der Decke ist ja nicht schlecht, und auch, dass man den Hals in Buche anfertigt war im 19. Jahrhundert nichts Ungewöhnliches. Der Erbauer muss solide Kenntnisse in der Holzbearbeitung (Zargen biegen sich ja auch nicht von alleine...) und Holzauswahl gehabt haben, vermutlich auch Grundkenntnisse im Geigenbau oder ein Modell. Denn, auch wenn die Schnecke eigenwillig proportioniert ist, die Geige insgesamt etwas grob wirkt und die Einlagen nur eingeritzt sind: die Grundproportionen stimmen ungefähr, die F-Loecher sind etwas schief aber doch halbwegs richtig platziert, der Hals ist ordentlich eingesetzt, der Wirbelkasten ordentlich gestochen, die Halslinie nahezu "elegant", Boden und Decke haben eine annehmbare Wölbung----das sind Dinge, die ein absoluter Laie nicht so ohne weiteres hinbekommt. Ich gehe also davon aus, dass der Erbauer zwar kein Geigenbauer (das meinte ich mit "Laie"), aber durchaus erfahren in der Holzbearbeitung gewesen sein muss, und mehr Werkzeug besass als das haushaltsübliche Taschenmesser… ;)