Was ist unsere Geige wert?

  • Ich als junger Geiger, der noch nicht so viel Instrumentenerfahrung hat, schätze die Geige auf nur wenige Euros.


    Eine Restaurierung würde den Wert der Geige übersteigen.


    Daher an die Wand hängen oder für wenig Geld verkaufen.


    Gruß Daniel

  • Dass eine Restaurierung Unsinn ist, würde ich so pauschal nicht sagen. Gewiss, sie bei einem Geigenbauer aufpolieren zu lassen, um sie durch ein Internetauktionshaus zu verscherbeln würde sich nicht lohnen.
    Aber eine Restaurierung aus Liebhaberei für den Eigenbedarf könnte durchaus sinnvoll sein. Hängt davon ab, was mit der Geige passieren soll, wie viel der Geigenbauer haben möchte und davon ob einem das Wert ist. Auf dem Flohmarkt würde ich diese Geige nicht kaufen, aber wenn ich sie im Keller fände und wüsste, dass sie meinem Großvater gehört hat, würde ich sie, wenn die Kosten dafür im Rahmen bleiben, aus sentimentalen Gründen wahrscheinlich aufbereiten lassen und - je nachdem wie sie klingt - ab und an oder auch häufiger darauf spielen.
    Die Bilder sind, zu klein, um es wirklich beurteilen zu können, aber wenn es keine Schäden gibt, und die helle Stelle am Boden wirklich nur abgewetzt ist, sind die Kosten überschaubar. Geigen dieser Art können klanglich durchaus überraschen. Man sollte zwar keine Stradivari erwarten, aber den Ansprüchen selbst ambitionierter Amateure können sie durchaus genügen; und ob man so ein Instrument in neu für das Geld bekommt, das die Restaurierung dieses Instrumentes kosten würde, wage ich zu bezweifeln.
    Die Preise für diese klassischen Dachboden- oder Kellerfunde sind momentan einfach pervers niedrig, und spiegeln nicht unbedingt die Brauchbarkeit der Instrumente wider sondern lediglich ihre Herkunft.

  • man kann's nicht oft genug sagen: diese Löwenkopfgeigen mit oder ohne den gescheckten Randeinlagen gibt es massenhaft.
    Meist haben sie einen Stainer-Zettel, machmal auch andere von deutschen und italien. Meistern. Zufällig wurde mir gerade mal gestern eine ähnliche für 350€ angeboten, die hatte sogar einen Zettel von Schönfelder, 1714 drinnen, der nicht mal so schlecht gefälscht war.
    Es kam fast zu einer Schlägerei, als ich den vermeindlichen Glücksritter auslachte ("DDu! Ich gute Ware anbieden! Ddu nicht deppert lachn!")

  • Vielen Dank für diese ausgewogene und konstruktive Antwort (bekommt man selten in Online-Foren).


    Es wird wohl tatsächlich auf eine Abwägung zwischen familiärem Erinnerungsstück oder Staubfänger, also behalten oder verkaufen, hinauslaufen.


    Ich teile allerdings die Einschätzung, dass es sich zwar vermutlich nicht um ein kostbares Stück von unschätzbarem Wert handelt, die Geige trotzdem als Instrument einen Wert in sich besitzt. Darüber hinaus ist sie in ihrer Formensprache (der geschnitzte Jugendstil-Löwenkopf) auch kulturhistorisch interessant – nur eben momentan einfach nicht en Vogue. Und, Manufaktur hin oder her, sie ist auf jeden Fall ein schönes Stück Handwerkskunst.

  • Ich wuerde sie behalten- die paar Euro die Sie dafuer kriegen spiegeln nicht den familiaeren Wert wieder. Im Kasten auf dem Schlafzimmerschrank gelagert (da ist die Luftfeuchtigkeit ganz gut, das ist jetzt wirklich keine Aussage ueber Ihr Schlafzimmer ;) , sondern durch die Atemluft, Zugluftfreiheit und meist recht temperaturkonstant ganz allgemein einer der besten Orte in der Wohnung fuer die Instrumentenlagerung...)....also, gut gelagert kann die Geige ja noch ein paar Jahrzehnte weiter vor sich hinschlummern, bis jemand in der Familie Lust verspürt, selber Geige zu spielen. Die muss man ja nicht sofort instant setzen, wollte ich damit sagen.

  • in der Bucht ist momentan eine Stainer mit Löwenkopf unter der Nr. 200894494283 im Angebot. Datiert 1761. Da war Stainer etwa 131 Jahre alt ;)


    Besagtes Ding ging für satte 351€ weg. Gar nicht mal so schlecht, denke ich daran für welche zig mal bessere Geigen ich da wesentlich weniger bekam.