Alterseinschätzung

  • Ihr lieben,

    erstmal tolles Forum, wirklich. Keine Ahnung wieviele Stunden ich jetzt schon hier mitgelesen hab.

    Ich habe diese Geige zum Basteln bei Kleinanzeigen für unter 50€ erworben (mit Kasten und allem pipapo) also perfekt zum werkeln. Die Geige war ein Dachbodenfund, also keine Informationen, kein Zettel oder ähnliches. Ich hab die letzten Tage so viel gelesen hier um Forum und bin richtig im Sog gefangen, deshalb auch meine erster Beitrag heute.

    Die Geige hat 2 kleinere Risse - eine neben dem Griffbrett und einen hinten an der Saitenhalter Befestigung. Am Griffbrett sieht man, dass sie viel und lange gespielt wurde, auch am Bogen war das Leder an der Stelle an der der Daumen abgelegt wird schon ganz zerzaust. Man sieht aber auch, dass das Griffbrett kein Elbholz ist. Es gibt im Wirbelkasten eine kleine Markierung, denke aber das ist eine einfache Zahl mit Bleistift geschrieben. Stimme ist drinnen, vermute aber nicht richtig positioniert. Der Lack ist schon ziemlich abgenutzt, ich finde das aber Sympatisch und ich bin keine Berufsgeigerin, für ab und zu reicht das. Wollte später noch zu meinem Vater fahren und innenaufnahmen machen, falls das interessant sein könnte. Aber ist halt auch keine Meistergeige, wollte nur aus Interesse mal rein schauen.

    Was ich spannend fand sind die Saiten. Ich hab auch davon mal Fotos angehangen. Frage: die waren eingespannt, ich habe sie beim auseinanderbauen entfernt. Sind das wirklich die Originalen? Fand ich ganz spannend mit den Knoten und die wirkten so dick im gegensatz zu heutigen..

    Vielen Dank euch - Bin gespannt. :)

  • Eine sehr einfache Geige, eine typisches Manufaktur Instrument für Schüler. Die Saiten sind Darmsaiten. Zum Bastel kannst du bei dieser Geige keine Werte zerstören, als das Ideale beginner Model. Zum spielen muss man sehen ob da Klanglich die Geige überzeugt. Ich habe Bedenken das Sie mit einem Guten Klang daher kommt. Auf jedenfall Steg, Simme und Saiten gutes Material wählen.

  • Ja, das ist eher die Otto-Normalverbraucher-Geige. Aber manchmal(!) klingen diese Instrumente nicht schlecht! Oftmals ist es auch so, dass in eine billige Geige nix investiert wird, also billige Saiten, „irgendein“ Steg, Stimme einfach reingestellt, billiger Bogen etc. Und dann sind es eben auch oft weniger gute Spieler…und am Ende hat „die einfache Geige Schuld“. ;)


    Wenn man sich dann mal tatsächlich etwas Mühe mit Allem gibt (was leider oft „nicht wirtschaftlich“ ist), klingt so manche einfache Geige plötzlich deutlich besser…ich hab auch so ein „Mauerblümchen“ daheim, was optisch unter 100 Euro liegt, klanglich seitens eines Geigenbauers vierstellig eingeschätzt wurde…


    Ich möchte damit keinesfalls sagen, dass aus jeder einfachen Geige so viel herauszuholen ist. Nicht jede Schwäche kann ausgeglichen werden. Aber eine Manufakturarbeit/einfache Bauart führt nicht zwingend zu einem (richtig) schlechten Klang, weitere Faktoren wie Ausstattung und fehlende Klangeinstellung tragen dazu bei. Und da kann man (fast) jedes Manufakturinstrument verbessern.

  • Ich stimme Braaatsch voll und ganz zu. Die Stimme der Geige scheint auch an der richtigen Stelle zu stehen, aber je nachdem, ob sie korrekt eingepasst ist oder nicht, muss man sie ggf. neu machen.

    Weil es auf einem Bild zu sehen ist: Vorsicht mit Leinöl, wenn die Geige offene Risse hat. Kommt dort Öl hinein, kann man sie nicht mehr leimen. Also besser die Geige erst mal grob mit einem trockenen oder nur ganz leicht feuchtem Tuch reinigen, dann die Risse leimen und erst am Ende das Instrument polieren.