Alte Geige im Holzkoffer Koffer mit Schlüssel

Geige und Violine sind das Gleiche, und ja, es ist eine solche. Leider sind die Fotos nicht sehr aussagekräftig, aber ich tippe mal auf mittleres Drittel bis Ende 19.Jahrhundert, Klingenthal/Markneukirchen. Manufakturgeige mit noch (teil)barocken Baumerkmalen, wahrscheinlich ohne Eckklötze (das rate ich jetzt mal, weil sie mich an diese klingenthaler Pseudobarockgeigen erinnert).

Wert: Je nach Klang (sofern nicht noch ein authentischer Zettel oder sonstige Signaturen auftauchen. Am Besten gehst Du mal bei einem Geigenbauer vorbei. Aber nicht enttäuscht sein- die Preise sind auch für ältere Geigen sehr gefallen, seit es so viele brauchbare Instrumente aus Fernost gibt. Den „Wert“, den eine solche Geige mal hatte, bekommt man finanziell selten ausbezahlt.

Pseudo-Barockgeige hätte ich auch gesagt. Der Hals ist durchgesetzt, und die Schnecke ist wirklich sehr, sehr einfach gemacht. Optisch macht sie nicht viel her, aber sie kann durchaus gut klingen. Allerdings müsste man etwas Geld in die Hand nehmen, um sie spielfertig zu machen. Dieses Geld kriegt man bei einem Verkauf vermutlich nicht wieder raus, wie Braaatsch schon sagte.

Sie spielfertig zu machen würde sich lohnen, wenn die Geige in der Familie gespielt werden soll und der Geigenbauer sein Okay gibt.

...noch mal für den Laien erklärt:

Die "moderne" Geige (bzw. die moderne Art, eine Geige zu bauen/zu konstruieren) kam erst im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts auf. Nach der französischen Revolution/dem Napoleonkrieg erstarkte das Bürgertum, und es entstanden nach und nach Konzertsäle für den "Kunstgenuss fürs Volk" (natürlich vorerst nur der reiche Teil des Bürgertums!). Um diese grösseren Konzertsäle beschallen zu können, bildeten sich grössere Orchester. Vorher hatte zwar jeder höhere Adlige ein paar Hofmusiker -es konnten auch mal ein paar mehr sein...- aber so richtige grosse Orchester, wie wir sie heute kennen, gab es an den Höfen normalerweise nicht. Entsprechend wurde die Kompositionen opulenter, und die Musikinstrumente mussten "nachziehen". Barocksoloinstrumente wie z.B. Blockflöte verschwanden. Instrumente mussten "vereinheitlicht" werden, um miteinander klingen zu können, und lauter werden.

Um dem Rechnung zu tragen, wurde die Bauart der Geigen verändert, die "moderne" Geige entstand. Während es davor keine Standard-Abmessungen gab (der Hals konnte auch kürzer sein, oder einen anderen Halswinkel aufweisen), wurden dann Standards entwickelt, was Abmessungen, Mensuren, Baugrössen etc. angeht. Auch die Konstruktion (z.B. wie der Hals an der Geige befestigt wird, wie gross der Bassbalken ist etc.) änderte sich, damit die Geige mehr Saitenspannung verträgt, einheitlich hoch gestimmt und "lauter" werden konnte.

Geigen, die noch Merkmale einer "unmodernen", früheren Bauweise aufweisen nennt man "Barockgeigen". Es wurden aber auch nach der "Modernisierungswelle" noch Instrumente "alter" Bauart gebaut, bzw. ein Mix. So eine "Barockgeige" hast Du hier- von uns "Pseudobarockgeige" genannt, weil sie vom Alter her nicht in die "Barockzeit" passt. Sie ist also ein jüngeres Instrument, welches Baumerkmale der alten Bauweise aufweist, Dennoch kann man auf ihr natürlich spielen. Man muss eben mal schauen, was man klanglich "herausholen" kann. Ansonsten gibt es natürlich auch Musiker, die genau so ein "Barockinstrument" suchen, allerdings greifen die dann eher auf ältere Barockgeigen zurück. Trotzdem kann auch so ein "jüngeres" Instrument (was aber natürlich trotzdem über 150 Jahre alt ist) seine Liebhaber finden. Nur eben nicht zu einem hohen Preis.

So wie sie jetzt ist würde 150€ bis 400€. Bei Guten Klang 400€ bis 800€. Es stehen aber die Kosten im Raum zum Spielbar machen. Das sollte man erstmal beim Geigenbauer erfragen.

So wie sie ist, würde ich sagen 50 EUR - maximal 100 EUR.

Hier wird gerne hoch angesetzt. Zum Vergleich kann man sich mal die Experten im BR ansehen, da

werden immer wieder mal Geigen taxiert.

Eine absolut spielbare Geige in gutem Zustand (und „normaler“ Schnecke) wird hier z.B. mit 100 EUR bewertet.

OK, finde ich auch etwas wenig. Aber es zeigt doch die Tendenz. Man sollte sich da nichts erwarten.

Hier sind noch andere Geigen im Vergleich https://www.ardmediathek.de/suche/krempel%20geige

Der Preis/Wert solcher Instrumente hängt sehr stark vom Klang ab. Für das Alter und das "Ensemble" (Schoner alter Kasten, gute Erhaltung...) kann man dann noch ein bisschen was drauflegen, aber das ganze steht und fallt mit dem Klang. Das ist ja ein Musikinstrument, keine "Antiquität ohne Funktion". Ich hatte auch mal eine solche Geige, für diese habe ich -ohne Kasten, ohne Zubehör, ohne Setup- 80 Euro bekommen. Da sehe ich hier schon etwas mehr.

Am Besten gehst Du mal bei einem (...mehreren) Geigenbauern vorbei. Sollte man die Geige mit wenigen Handgriffen erstmal soweit fit bekommen, dass man ein paar Töne spielen und das -vorhandene oder nicht vorhandene- Klangpotenzial einschätzen kann, kann man mehr sagen. So bleibt es eben ein Überraschungsei, da ist dann auch die Wertermittlung eigentlich eher ein Ratespiel.