Stahlsaiten ohne Resonanz?

  • Hi,


    ich habe mir zum nächtlichen üben E-Geige geholt. Da die meisten E-Geigen mit Piezo echt langweilig klingen wollte ich es mal mit einer Sbip mit elektromagnetischem Pickup probieren.


    Bin mir noch nicht sicher, ob das wirklich besser ist :D Was mir aber direkt aufgefallen ist, ist dass G D A E absolut keine Resonanz der anderen Saiten auslösen. Das ist irgendwie ziemlich unbefriedigend beim Spielen und natürlich macht es das auch schwerer sich auf dem Griffbrett zu orientieren, gerade beim Üben als Anfänger.


    TLDR: Ist es ein genereller Nachteilen Stahlsaiten, dass Töne G D A E die leeren Saiten nicht richtig mitschwingen lassen? Stahlsaiten sind schließlich schwerer, daher würde dieser Gedanke erstmal Sinn für mich für mich. Oder sind gerade meine Stahlsaiten einfach nicht besonders toll? Glaub das Ding wurde mit Fisamo Quinton Saiten ausgeliefert (kosten wohl auch nur 15 Euro pro Satz...)


    Gibt es eine Empfehlung für besser Stahlsaiten, die eher Resonanztöne erzeugen?

  • Kauf einfach andere Stahlsaiten. Jede vernünftige Stahlsaite erzeugt auch auf den anderen
    Saiten Resonanz, Stahlsaiten sind ja auch nicht per se schlechter. Nur anders ...
    Dass deine Saiten so gar keine Resonanz erzeugen sollen, klingt sehr komisch, scheinen schon

    ganz was „besonderes“ zu sein ;)

  • Hab mir jetzt die Chromcor noch schnell geholt und leider macht das keinen Unterschied.

    Jetzt bin ich am bisschen am grübeln, woran das liegt.


    Die sbip ist komplett aus Metall, inklusive Steg. Ist das Teil vielleicht einfach viel zu Steif, so dass sich die Vibration einfach nicht übertragen kann?


    Irgendwie wirklich enttäuschend. Grundsätzlich hört sich die Geige schon besser an als andere E-Geigen, aber so ist das wohl nix. Ehrlich gesagt kann ich das ganze Design der sbip nicht so ganz nachvollziehen. Von der Materialwahl bis zur wirklich abgrundtief hässlichen Optik (mal im Ernst, das muss die hässlichste Geige der Welt sein :D)


    Die einzig andere E-Geige mit elektromagnetischem Pickup ist die E-String von Löffler aus München. Die ist aus Holz, kostet aber gleich 5000 Euro.


    Das Pickup der sbip ist auch einzeln erhältlich. Jetzt überlege ich, ob ich einfach das Pickup kaufe und es auf irgendeine olle Manufakturgeige hänge :D Muss ich mir noch überlegen, wie ich den Holzkorpus dann dämpfe.

  • Die sbip ist komplett aus Metall, inklusive Steg. Ist das Teil vielleicht einfach viel zu Steif, so dass sich die Vibration einfach nicht übertragen kann?

    So ist es. Tut mir leid, dass ich mir das Teil nicht vorher ergoogelt habe, sonst hätte ich das
    gleich sagen können. Wo sollte dieses Stück Metall merklich vibrieren?


    Zum Glück hast du nicht teure Darmsaiten gekauft ... :)


    Für dich scheint mir doch eine Geige mit Abnehmer geeigneter zu sein. Da fehlt dann das letzte

    an reinem E-Klang, aber beides geht nicht, wenn die Geige mitschwingt und „lebt“ dann klingt das
    eben auch mit.


    Optisch finde ich das Teil ganz gut ... einfach Technik pur, schnörkellos.

  • Tut mir leid, mir war das auch nicht klar. Ich hab mit E-Geigen auch keine Erfahrung, denke aber, dass starke Vibrationen oder ein deutlicher Nachhall das Übertragen des Klangs an die Technik sogar stören könnten. E-Geigen haben ja ganz bewusst keinen Hohlkörper.


    Ich würde zum nächtlichen Üben einfach eine normale Geige mit einem Dämpfer aus Ebenholz nehmen. Zumindest mal testen, ob eine Person im Nebenraum mit geschlossener Tür dann noch viel von der Geige hört. Ich hab einige dieser Teile, die bei alten Geigen dabei waren, und sie dämpfen ordentlich. Hier kommt es auf das Gewicht an. Vielleicht wäre ein Dämpfer aus Metall in Deinem Fall besser.

  • Tut mir leid, mir war das auch nicht klar. Ich hab mit E-Geigen auch keine Erfahrung, denke aber, dass starke Vibrationen oder ein deutlicher Nachhall das Übertragen des Klangs an die Technik sogar stören könnten. E-Geigen haben ja ganz bewusst keinen Hohlkörpe

    Ja, ich hab jetzt nochmal geschaut und die E-String von Löffler hat auch einen Steg aus Metall. Wahrscheinlich stört Resonanz dann bei Effekten oder sonst irgendwie die Technik.


    Das mit den E-Geigen ist schon ein Trauerspiel. Irgendwie klingen die einfach alle recht lahm. Hatte mir jetzt etwas mehr von den anderen Pickups erhofft. Na ja, ich kann die sbip noch 30 Tage zurück schicken. Vielleicht finde ich ja noch Zugang zu ihr.


    Dämpfer hab ich schon einen. Dachte nur, vielleicht ist so eine E-Geige doch eine alternative.

  • Ich hab ein E-Cello, aber vielleicht helfen Dir meine Erfahrungen -nicht viele!- weiter. Ich musste mich an den Gedanken gewöhnen, dass das E-Instrument eben klanglich kein Cello ist, sondern ein ganz eigenes Instrument. Die Crux ist nicht nur die Tonabnahme, sondern auch das, was danach kommt. Sprich: Vorverstärker, Kabelqualität, Vestärker etc. Vieles von dem Zeug ist frequenztechnisch auf Gitarre abgestimmt, zumindest für das Cello passen preiswerte Standardlösungen einfach nicht. Einfach „Kopfhörer dranhängen“ ist bei meinem Cello klanglich grausam.


    Das, was man bei Youtube/Konzerten/…. hört, ist sorgfältig abgemischt und nachbearbeitet, der „Nachhall“ mittels Effektabmischung eingefügt- der kommt nicht aus dem Instrument oder den Saiten. Reine E-Instrumente sind eine Instrumentenklasse für sich. Man kann so ein E-Instrument fast beliebig klingen lassen: Wie eine Rockgitarre verzerrt, orgelig etc- der Steicherklang ist da nur eine von vielen Möglichkeiten, und meiner Erfahrung nach sehr schwierig zu erreichen, da er klanglich sehr komplex ist (Frequenzabmischung…).


    Ein E-Instrument ist nicht schlecht, hat seine eigenen Klangmöglichkeiten und seinen eigenen Einsatzbereich. Aber es ist eben keine „elektrische akustische Geige“ (auch wenn man das mit ein bisschen Spielerei klanglich teilweise herausholen kann).

  • Ich habe die sbip jetzt zurückgeschickt. Falls sich jemand für die Geige interessiert lasse ich vielleicht nochmal einpaar Worte da.


    Die Geige sieht nicht nur aus wie gebastelt, sie ist es auch. Einige Designentscheidungen sind einfach nicht ganz nachvollziehbar.

    Der Hals ist auf der Unterseite nicht bündig zum Griffbrett. Er besteht einfach aus einem runden (nicht ovalen!) Alurohr. Man spürt dadurch ständig diese scharfe Kante vom Griffbrett am Daumen. Gewohnheitssache, vielleicht, aber man hätte es einfach wesentlich besser lösen können.

    Obersattel und Steg sind aus Metall und waren (zum Glück!) sinnvoll eingestellt. Mal eben den Saitenabstand kann man so nämlich nicht einstellen. Für meine großen Hände und dicken Finger hat es aber gepasst.

    Der Wirbelkasten ist so fehlkonstruiert, dass die E- und G-Saite IMMER aufliegen.

    Die Stimmwirbel wirken nicht sonderlich wertig. Sie sind auch etwas dämlich montiert. Einige zeigen nach unten, andere nach oben, wodurch man sich immer erstmal nicht ganz sicher ist, in welche Richtung man jetzt drehen muss. Ich hätte da halt einfach gegenläufige Schnecken verbaut, damit man immer in die gleiche Richtung drehen muss.

    Die "Zargenhöhe" am Kinnhalter ist zu hoch. Zwar schreibt der Hersteller, dass alle normalen Kinnhalter passen würden, aber das stimmt nicht. Die höhe beträgt 40 mm. Für den Wittner-Kinnhalter musste ich daher z.B. Viola-Füsschen nehmen (hatte ich zum Glück noch welche rumliegen, sonst wäre das sehr ärgerlich gewesen....)

    An der Stelle für den Kinnhalter ist einfach eine Art "Schleifpapier" drauf geklebt, damit er nicht wegrutscht.... Sieht aus wie... na ja.


    Einzeln sind das vielleicht nur "Kleinigkeiten", aber in Summe wirkt das doch einfach alles ziemlich billig gemacht. Das Instrument kostet schließlich trotzdem 840 Euro.


    Klanglich kann die sbip punkten. Sie versucht nicht krampfhaft eine akustische Geige nachzuahmen sondern hat dank dem elektromagnetischem Pickup ihren eigenen Klang. Dafür hat man halt keine Resonanzsaiten, was schon ziemlich unbefriedigend ist. Als leises Übungsinstrument ist sie mMn nicht wirklich geeignet.


    Ich weiß auch nicht. Man will die Geige eigentlich mögen, weil das Pickup cool ist, aber dafür ist der Rest halt unterirdisch. Schade.