Resonanztöne einer Geige abseits von G D A E

  • Hi,


    mir ist beim Üben mittlerweile aufgefallen, dass einige Töne trotz fehlender Resonanzsaite (also nicht G D A E) eine deutliche Resonanz erzeugen. Bei anderen kann man aber noch so sehr versuchen geschickt zu streichen; es kommt einfach kein richtiger Nachklang raus.

    Bei mir hat das B z.B. einen sehr schönen nachklang. Beim C# kann ich hingegen streichen wie ich will, dem Instrument ist nicht mehr zu entlocken.


    Ich frage mich nun, ob das eine reproduzierbare Eigenschaft der Geigen ist. Ist es womöglich gar Modellabhängig? Klingt bei einer etwa bei einer Geige nach Maggini das C eher nach und bei einer nach Stainer eher das F (willkürliche Beispieltöne)? Wie das Holz schwingen kann müsste ja eigentlich unmittelbar von den Abmessungen des Instruments abhängen (wenn man die anderen Eigenschaften wie Holzqualität etc. vernachlässigt).


    Oder ist es einfach eine Sache des Setups? Könnte z.b. der Stimmstock zu fest sitzt und dadurch Töne bestimmter Frequenzen verschluckt werden?


    Wie ist das bei euren Instrumenten? Habt ihr auch Noten, die einfach nicht so richtig klingen wollen?


    Viele Grüße

  • Das ist eine sehr schwierige Frage. Es gibt hier sehr viele Möglichkeiten warum einige Töne nicht den gewünschten Klang haben. Es könnte zum einen an der Qualität der Geige liegen. Ein Orchester Instrument kostet nicht umsonst viele tausend Euro. Es kann aber auch am Setup liegen. Wie du schon sagst Stimmstock Position zum Beispiel. Auch die Qualität Steg, Stimme und Endknopf spielen hier eine Rolle. Und zu guter letzt gibt es noch den Bogen der ebenfalls eine Geige im Klang beeinflusst. Hier sollte ein Geigenbauer der sich mit Klangeinstellung auskennt einmal ein Blick auf die Geige werfen

  • Bei meiner Geige ist es so, dass die Töne nur dann einen schönen Nachhall haben, wenn ich sie hundertprozentig genau treffe. Es braucht seine Zeit, bis man raus hat, wie jeder einzelne Ton der eigenen Geige richtig klingt, und die Resonanzen der übrigen Saiten sind ein Hinweis darauf, ob man nah dran ist am richtigen Ton oder nicht.


    Es gibt aber auch gutmütige Schülerinstrumente, die so gebaut sind, dass sie es nicht übelnehmen, wenn man die Töne nicht genau trifft. Sie haben aber eher keinen großen Klang.


    Zapherzapzap Stimmst Du die Geige mit Hilfe eines Stimmgeräts? Wenn sie korrekt gestimmt ist und Du ein Cis spielst, prüf doch mal mit Hilfe des Stimmgeräts, ob Du den Ton wirklich richtig triffst. Wenn das der Fall ist und der Ton (oder andere Töne) nicht so schön nachhallen wie andere Töne, würde ich auch mal zum Geigenbauer gehen.

  • Ja, viele Instrumente haben Frequenzbereiche, die „kraftloser“ klingen. Bei Celli kann das „extrem“ werden, das sind dann die sogenannten Wolfstöne/Wölfe, gerne -aber nicht ausschliesslich!- im Bereich e/f/fis, je nach Instrument variiert das. Durch das Anbringen von Gewicht an bestimmten Stellen der Decke oder an den Saiten kann das manchmal gemildert werden, aber man kann sich damit auch „neue/andere Wölfe züchten“. Viele Cellisten kämpfen und leben damit, bei der Geige/Bratsche sind Wolftöne selten stark ausgeprägt, aber so die „Vorstufe“ = matte Töne/Tonbereiche kommt schon mal vor.

  • Danke für die Hinweise.

    Ja, ich war eigentlich schon soweit zu akzeptieren, dass die E-Geigen eben ganz eigene Instrumente sind. Trotzdem war das jetzt wieder eine ernüchternde Erfahrung ^^


    Ich weiß nicht, ob die E-Geigen je eine ähnliche Stelle einnehmen werden wie E-Gitarren für Gitarren. Ich kenne bisher keinen E-Geiger, bei dem ich mir nicht denke, dass genau die selbe Musik mit einer normalen Geige nicht viel besser klingen würde.


    Vielleicht werde ich nochmal warm damit, wenn ich spieltechnisch weiter bin. Mark Wood spielt z.B. sehr viel mit springendem Bogen, da kommt dann bisschen mehr raus, aus so einer E-Geige.

  • Im Prinzip kann man die Töne der E-Geige genauso klingen lassen/verzerren wie die der Gitarre. Aber eigentlich macht das wenig Sinn, da man mit der Gitarre ja schon ein solches Instrument hat, welches noch dazu leichter zu spielen/lernen ist, mehr klangliche Möglichkeiten (Akkorde…) bietet, ergonomisch günstiger ist und nicht so laut am Ohr… Kurz: Gegenüber der E-Gitarre überwiegen die Nachteile, zumindest wenn man nicht spezifisch den Geigenklang will.


    Daher bin ich mit Dir einer Meinung: E-Geigen werden -zumindest vorerst- Nischeninstrumente bleiben. Als Zweitinstrument eines Geigers, der in einer Band spielt, als Übungsinstrument (Kopfhörer…) in der Mietwohnung, vielleicht auch zum Einspielen von Musik/Musikproduktion…es gibt da schon Anwendungen.


    Letztendlich ist das mit der E-Gitarre ähnlich: Klassische Gitarre und deren Musik hat wenig mit dem „Geschrubbe“ der modernen U-Musik zutun. Es gibt auch da anspruchsvolle Stücke, aber Vieles lässt sich mit einer Handvoll Akkorde und deren Verschiebung spielen, Lautstärke und Verzerrung tun ein Übriges. Es hat sich mit und für die E-Gitarre ein ganzes Musikgenre gebildet- welches ohne E-Gitarre so nicht funktionieren würde. Das gibt es so für die Geige (noch) nicht.