Barockgeige oder Fake

  • was rechtfertigt bei diesem Zustand dieser Aufwand? Das ist doch eine Baracke oder sehe ich hier was falsch? Wird die besonders gut klingen oder einen besonderen Verkaufswert erzielen? Schön ist auch was Anderes…..

  • Die Gebrauchsspuren, Reparaturen und der Hals-Nagel deuten auf eine barocke Geige hin, wer fälscht so

    etwas bis zur Unspielbarkeit? Halte ich für unwahrscheinlich bzw. sinnlos.


    Die Jahresringe haben innen 3-4 und außen 2 ganz fette (zusammenhängende) Jahre dabei. Vielleicht ist das ein Ansatzpunkt.
    Leider habe ich keine Ahnung, wo die gebaut sein könnte. Wenn ich raten müsste, viell. Bayern/Österreich.

    Danke, sehe ich auch so. Alles wirkt wie aus einem Guss wenn auch ziemlich abgegammelt. Deshalb liegt sie bei meinem Freund auch seit 20ig Jahren rum, nur um seinen Kunden zu zeigen, wie man früher Geigen gebaut hat. Dachte auch erst, das signifikannte Jahresringmuster hilft, aber Dendrologische Messung ist der Verleich „ähnliches mit ähnlichem“, eine Wahrscheinlichkeitsrechnung der Musterkorrelation. Diese charakteristischen Jahresringe helfen weniger als ich dachte. Treffe mich heue mit jemandem der mehr davon versteht……

  • Wow, schöne Geige, tolles Holz und sehr schöne Schnecke. Ich halte den Bassbalken auch für eingeleimt. Sind die Reifchen z.T. versenkt? Der Halsnagel sieht brutal aus. Von der Form her würde ich sie für eine Mittenwalder halten, habe damit aber wenig Erfahrung. Alter: vor 1800.


    Sind diese schrägen Diamanten auf der Mittelfuge des Bodens typisch, oder ist stammen sie von der erfolglosen Fugen-Reparatur? Die Fuge sieht aus, als wäre sie offen, aber das kann auch täuschen. Die Reste der Decke auf den Zargen würde ich schnell wieder an die Decke leimen, bevor da noch etwas verloren geht.

    Danke.😉

    Ich denke, die Fuge ist zu. Auf jeden Fall macht der Boden mit Zargenkranz einen sehr stabilen Eindruck im Vergleich zum Rest. Die Reifchen und zwei Klötze sind etwas rum wurmfraßig. Ich wollte den Besitzer fragen ob ich das Decken Holz abnehmen darf und auf die Decke überführen. Dann würde man auch besser sehen, dass die Reifchen und sehr schmalen Klötze eingelassen sind? Vielleicht doch Mittenwald oder Süddeutsch?

    Die Diamant Belege könnten schon von einer Bodenrepartur stammen. Vielleicht auch schon in der Bauphase? Irgendwo wurden die geteilten Bodenbretter nicht mit Zwingen verleimt sondern einfach nur aufeinander gestellt, wo war das noch mal?

    Im Moment gehe ich davon aus, dass es ganze Klötze waren zu recht groß und sehr schmal.

  • was rechtfertigt bei diesem Zustand dieser Aufwand? Das ist doch eine Baracke oder sehe ich hier was falsch? Wird die besonders gut klingen oder einen besonderen Verkaufswert erzielen? Schön ist auch was Anderes…..

    🙈😉. Gute Frage! Vielleicht, weil die Alternative wäre meine Werkstatt aufzuräumen? Vielleicht, weil Corona Zeit ist? Vielleicht, weil ich keine Lust mehr habe mir jeden Morgen drei Seiten Zeitungsmeldungen über die verheerend schlechte Aufarbeitung der Daten von Paul Ehrlich Institut und STIKO anzuschauen? (Was bei Gott nicht heißen soll das ich ein Impfgegner bin).

    Vielleicht weil ich gerne Antworten finde die zwei neue Fragen aufwerfen?😉


    Vielleicht auch einfach nur Neugierde, warum früher jeder Zargenkranz mit ein bis drei Nägeln gekreuzigt wurde, So, dass die Nagelspitze am Halsfuß wieder heraus kam.

    😂.

  • was rechtfertigt bei diesem Zustand dieser Aufwand? Das ist doch eine Baracke oder sehe ich hier was falsch? Wird die besonders gut klingen oder einen besonderen Verkaufswert erzielen? Schön ist auch was Anderes…..

    Ich finde, die Geige hat was, wenn sie auch nach gängiger Meinung vielleicht nicht schön ist. Wenn sie wirklich aus dem 18 Jahrhundert ist, ist sie eine Überlebende vieler Kriege und unruhiger Zeiten, was schon etwas Besonderes ist. Zudem finde ich, die Geige ist gut gemacht.


    Bei einer Restauration geht es nicht darum, einen besonderen Verkaufswert zu erzielen, sondern in erster Linie ist für mich das Ziel, die Geige wieder instand zu setzen und funktionsfähig zu machen, wenn möglich. Dafür braucht man besondere Fertigkeiten, die man an wenig wertvollen Geigen üben sollte. Wenn das eine echte, alte Mittenwalder Geige ist, sollte sie nach der Restauration zumindest in ein Museum, wenn sie dann nicht spielbar ist.

  • Ich denke @Chiocciola weiß was er tut er ist ja vom Fach. Interessant ist auf jedenfall das alles Original zu seien scheint und wer sagt den das es nicht noch früher ist. Ich halte ein Alter von 1690 bis 1780 für möglich. Je älter desto besser und Wertvoller. Sollte es später sein 1800 und drüber ist es nur noch Hobby zum Basteln. Wert wird es dann nicht geben wenn keine Prominenz gefunden wird.

    Für die, die Originale nicht verbaute Barrockgeige suchen ein wahrer Schatz. Auch der Klang ist dann zweitrangig da man dannach sucht

    den Klang aus dieser Zeit zu Hören. Und der ist für die, die Orchester Spielen, alles andere als schön aber Authentisch. Und was es in der Zeit an Klang gab ist sehr viel schichtig nicht umsonst gab es je nach Region bevorzugte Frequenzen zwischen 432 und 460 für die a Saite.

    Wahrscheinlich gab es noch mehr wo aber die Überlieferung fehlt. Allerdings ist es bei dieser Geige eine verdammt große Baustelle die einen den Arm abreist wenn man es in Auftrag gibt. Ich schätze zwischen 4000€ und 6000€.

    Aber Geigen die nicht verbaut sind, sind selten und haben einen Markt wenn auch das Alter stimmt.

  • @Chiocciola ich habe noch einen kleinen Nachtrag in eigener sache. Gibt es ein Bildliches Jahresring Verzeichnis

    So das man grob abschätzen kann wie alt eine Geige ist wenn man die Eigenen Jahresringe vergleicht.

    Sicher wird da ein Geheimniss draus gemacht, würde ja so manches Dendro Gutachten überflüssig machen.

    Aber vielleicht weiß ja einer was.