Alte Geige vom Entrümpler - wo kommt sie her, was ist sie wert?

  • Da ich via Ebay-Kleinazeigen nur kryptische, sperrliche und arg knappe Antworten bekommen habe, frage ich jetzt mal bei den Profis nach!

    Ich habe beim Entrümpler zwei alte Geigen gefunden. Diese ist die interessantere. Herkunft und Alter sind mir leider unbekannt - der Zettel im inneren ist leider arg zerschlissen. Am unteren Ende ist eine Signatur eingeritzt (siehe Fotos) von 1909 oder 1919, sie ist also mindestens 100 Jahre alt, vermutlich aber älter. Im Gegensatz zu der anderen Geige kommt mir diese deutlich leichter und filigraner vor. Sie hat einiges an Patina. Dazu gehört ein Geigenbogen aus Teak, denke ich - leider am unteren Ende etwas ramponiert.


    Wer kann mir etwas zur Herkunft und zum Wert dieses schönen Instruments sagen?

  • Es wäre besser wenn Bilder von Vorne , der Seite und von Hinten. Das gleiche für die Schnecke.

    Ich mach mir immer sorgen wenn ein Zettel verkratzt wurde. Am besten einen Geigenbauer aufsuchen.

  • Die Bilder sind nicht besser als die da vor, frontal sollten die Bilder sein. Das Gewicht ist schwer für eine Geige.

    Es gibt da eine Richtlinie eine Geige sollte ohne Kinnstütze ca. 400 Gramm wiegen. Leichter bei guter verarbeitung ist meist besser.

    Das zerkratzen einer Geige mit Signaturen sagt auch eher aus das dem jenigen die Geige nicht besonders zu schätzen wusste.

    Wer weiß was seine Geige wert ist kommt nicht auf die Idee den Lack zu zerkratzen. Eine Ausnahme Bilden hier Unterschriften auf den Boden hier hat man meist die gelegenheit genutzt Prominente die eigene Geige zu Signieren.

  • Wie lang ist denn der Korpus der Geige?


    Und ja, die Bilder sind zwar künstlerisch wertvoll, zur Beurteilung aber kaum geeignet, da durch die ganzen Schrägansichten die Perspektive verzerrt ist, und man z.B. die Umrissform, die Position der F-Löcher und die Gesamtproportionen des Instrumentes gar nicht einschätzen kann- man sieht sie schlichtweg nicht.


    Die Qualität des Instrumentes (Geige? Bratsche?) ist schon recht gut. Auf den Zettel sollte man nix geben- ein echter Zettel wird normalerweise nicht so absichtlich zerkratzt. Der wahre Erbauer wird sich nicht mehr ermitteln lassen (und stand wahrscheinlich auch nicht auf dem Zettel), so geht der Wert nach Klang. Vielleicht ein kleiner Aufschlag, da die Holzauswahl und die Verarbeitung schon ordentlich ist, und sich die Geige von Manufakturinstrumenten deutlich nach oben abhebt.


    Je nach Klang traue ich dem Instrument Einiges zu, genauer kann das aber ein Geigenbauer einschätzen. Auf „Was letzte Preis“ und „Isch geben 50 Euro“ -Angebote sollte man sich bei dieser Geige nicht einlassen.


    Alter: Um 1900 herum oder auch 1920 kann gut hinkommen. Ob nun 20 Jahre älter oder jünger- wer weiss, und ist für den Wert auch egal.

  • Alles klar, erstmal vielen Dank für die Einschätzungen!

    Ich lade morgen nochmal ‚bessere‘ Fotos hoch, aber um einen Besuch beim Geigenbauer werde ich wohl ohnehin nicht vorbeikommen. Immerhin scheint die Geige ja nicht ganz unbrauchbar zu sein - das ist doch schonmal was!

  • Möchtest du sie "nur" verkaufen oder selbst spielen?


    Wenn selbst spielen, würde ich damit zum nächsten Geigenbauer, so problemlos möglich, fahren und den bitten, die Geige kurz zu begutachten ("Lohnt sich das noch oder nicht?") und anzuspielen, um dir zu sagen/ zeigen, ob sich eine Instandsetzung oder auch nur neue Saiten für das Instrument lohnen.


    Selbst günstige Geigen, auch Geigen, die laut Geigenbauer "wertlos" sind oder "den Preis der Instandsetzung nicht wert" aus Geigenbauersicht, können sehr gut klingen und für den Laienspieler (also: nicht Orchestermusiker oder Solist) noch sehr brauchbar sein. Der Geigenbauer bewertet oft nach Aspekten wie Holz, Zustand, Alter, Hersteller, Massen- oder Einzelware, der Spieler geht aber mehr nach Klang. Und viele "einfache" und "günstige" Geigen haben für Laienspieler, also keine professionellen Spieler, einen ausreichend guten, sprich "sehr schönen", Klang, so dass man das Instrument mehrere Jahre oder bis zum Lebensende spielen möchte.


    Und selbst da gehen die Meinungen manchmal sehr auseinander. Ich kannte jemanden, dessen Traumgeige für mich eher heiser klang. Also wenn es geht, höre sie dir mindestens einmal von weitem an, wenn du spielen kannst, spiele auch erst mal ein bisschen darauf, bevor du weitere Entscheidungen triffst.


    LG von

    Charlotte