Gabriel Lemböck Wien

  • Vielen Dank für die tollen Bilder. Ich sehe eine recht ordentlich gebaute Geige. Eckklötze, sauber eingepassten Bassbalken, Durchschnittlich bis mäßig eingebautes Stimmfutter.Aber immerhin, laut Innen-Leben hat sich jemand Mühe um diese Geige gemacht.

    Der Lack zeigt keine Partikelspuren wie beim Spritzen sondern zeigt minimale Blasenspuren? Eventuell Quellung bedingt durch basische Zusätze? Sehen wir den Boden der Geige und ist der Lack da noch drauf? Wer versteht etwas von lackierten Oberflächen? Der möge Stellung nehmen😉.

  • Auf den Bildern von innen sieht man, dass die Decke scheinbar einen schlimmen Stimmriss hatte und in zwei Teile gebrochen war. Diese wurden geleimt, mit Leinen oder Papier belegt, und dann wurde ein Stimmfutter gemacht.

    Ich vermute, dass anschließend ein dicker Lack aufgetragen wurde, um den Stimmriss zu vertuschen. Vielleicht war der originale Lack auch spröde und schon zum Teil abgeblättert.


    Das aufgesprühte Zeug könnte auch eine Dickschichtlasur sein, die auf der Grundierung der Geige nicht gut gehalten hat. Wobei sie sich ja auf dem Boden scheinbar nur durch Spiritus löst. Es kann sein, dass das Acryl-Zeugs auf der Decke durch Hitze, Sonne oder ein ungeeignetes Reinigungsmittel teilweise zerstört wurde, so dass es sich ohne Hilfsmittel mit den Fingern abreiben ließ.


    Bei den überlackierten Geigen, die ich bisher restauriert habe, war der Oberlack z.T. spröde und ließ sich leicht mit einer alten EC-Karte abschaben. Aber bisher nie abreiben.


    @JoeRu2021, willst Du die Geige komplett selbst restaurieren? Wenn nicht, finden sich hier im Forum bestimmt Interessenten für die Geige.

  • Das mit dem 10-Euro-nicht-lohnen ist ein „Milchmädchengedanke“. Du hast die Geige zwar für den Preis gekauft, aber Du weisst nicht, durch wie viele Hände die vorher gegangen ist (a la „Hans im Glück“), und was der Fälscher -sofern es eine Fälschung ist- vom „ersten“ Gutgläubigen bekommen hat.


    Acryl hätte sich nicht mit Spiritus gelöst. Insofern kann es auch irgendwelches Airbrush-Zeug gewesen sein. Was auch immer- jedenfalls kein Geigenlack.

  • ....wenn ich richtig verstanden habe hast Du überall erst mit 99% Spiritus etwas gelöst und dann gerubbelt? Und der Lack ist „beachtlich dick“?

    Also auf mich macht das Holz aus den Innenbildern einen mittleren bis guten Eindruck. Aber es kann sein, dass die Geige einen „lavierten Totalschaden“ hat. Das meint Braaatsch wahrscheinlich mit „Hans im Glück“Airbrush ist mehr für Künstler und aufwendig. Schon allein die Reinigung des Geräts ist lästig. Aber Künstler nehmen sich Zeit😉, könnte also sein. Und man kann damit auch Geigenlack versprühen. Man braucht halt eine gute Maske, aber da sind wir ja zur Zeit gewohnt😂🤣😂🤣.


    @JoeRu2021, sei so gut, schicke mir das Teil dann kann ich Dir mehr sagen. Brandstempel hat sie ja nicht? Du kriegst sie auch garantiert zurück.

    Grüße aus dem Lackstudio😎.

    Wie wär’s mit lila?

  • Ich denke hier haben alle beiträge ein wenig recht. Ein Hobby Bastler wird sich die angenommen haben

    vermute ich mal. So ein masives Stimmfuter setzt kein Geigenbauer ein der dafür Geld bekommt.

    Der Klang dürfte ordentlich leiden. Auch das Aufstellen eines Stimmstocks sollte so Problematisch sein.

    Wenn der nur ein wenig versetzt werden muss zur Klangfindung muss jedes mal ein neuer gefertigt werden.

    Lacktechnisch wird deutlich das es kein Geigenbauer war selbst wenn sich ein Kunde sowas wünsche würde.

    Nun sollen ja die Gut Klingen und bei sehr guten Stimmfutter leidet eine Geige nicht darunter.

    Der Wert schmilzt natürlich dahin kein Originallack und ein Stimmfutter.

  • Noch eine kleine ergänzung ein guter Geigenbauer kann den Lack so auftragen das man nach 20 oder 30 Jahren nicht mehr sieht das er nicht alt ist.

    Jedenfalls nicht der Laie.

    Das ist sicher richtig. Aber was meinst Du: warum spricht Lütgendorff II ausdrücklich von verböserung der Geigen? Irgendwas muss da ja gewesen sein?🤷‍♂️

  • Guten Morgen,

    am Mittwoch erhalte ich mein Endoskop, ich werde dann Innenaufnahmen der Geige machen. Ich bin nicht abgeneigt die Geige zu verkaufen, sollte aber ein faires Angebot sein. Es eilt auch nicht, ich habe sowieso keine Zeit 😀😀😀😀 Die Lackreste werde ich kurzfristig versenden.

    Das weitere Vorgehen werde ich mir in Ruhe überlegen 👍

  • Chiocchola, du machst da einen Denkfehler. Das, was nach Lütgendorff schreibt, kann-aber muss nicht- auf diese Geige zugetroffen haben. Er hat es bei manchen Geigen gemacht, aber nicht bei allen. Und der Zustand von heute (bzw. der Zustand, in dem wir die Geige „kennengelernt“ haben), muss nicht der Zustand von damals sein.


    Die Geige kann von Lemböck verhunzt worden sein, oder auch nicht. Und irgendjemand hat den Lack von Lemböck runtergenommen, und sie weiter verhunzt. Egal was da drauf war: Geigenlack war es nicht.


    Warum Lütgendorff schreibt, dass Lemböck Geigen verhunzt hat? Weil er es eben GELEGENTLICH getan hat. Aber ob bei diesem Instrument oder nicht...von DIESER Geige hat Lütgendorff ja nicht geschrieben. Das letzte Lackverbrechen stammte jedenfalls nicht von Lemböck, und was davor war, wissen wir nicht.