Cello mit repariertem Halsbruch - kaufen oder besser Finger weg?

  • Im einschlägigen Kleinanzeigenportal ist mir ein von privat angebotenes Instrument aufgefallen und ich frage mich, ob sich weitere Aktivitäten lohnen. Räumlich und preislich wäre das Angebot realisierbar, allerdings macht mich eine erwähnte Halsreparatur stutzig. Hier im Forum ist ein Artikel über Wert- und Tonminderungen angepinnt. Demnach wäre ein reparierter Hals bei einer Geige keine Wertminderung. Verhält sich das bei einem Cello genauso?

  • ...Das kommt ganz drauf an, wo der Hals gebrochen ist bzw. wie er repariert wurde.


    Ein fachmännisch ersetzter Hals mit sauberem Anschäfter ist keine Wertminderung, ein irgendwie zusammengebastelter/geklebter Hals kann eine Wertminderung sein.


    Je nach Art der Reparatur ist ein erneuter Bruch zu befürchten oder eben nicht. Das lässt sich ohne Bilder nicht sagen.

  • Auch ein weniger professionell reparierter Hals muss nicht zwangsläufig ein Problem sein.


    Klanglich ist es eben die Frage, wie stabil die Reparatur ist. Ansonsten haben andere Faktoren (Saitenlage, Steg, Stimme, Ausarbeitung des Korpus, Bogen, Spieler,...) einen deutlich höheren Einfluss auf den Klang. Dass ein Cello mit repariertem Hals schlechter klingt (also so viel, dass ein normaler/guter Spieler unterhalb des Niveaus von Maisky oder Ma das merkt und das NUR auf den Hals zurückzuführen ist!) halte ich für einen Mythos (sofern Halswinkel/Saitenlage etc. nach der Reparatur halbwegs stimmen).


    Es ist -je nach Art der Reparatur- aber ein Schaden, der im Preis berücksichtigt werden könnte, und gerade das kann ein gutes Instrument erschwinglich machen.

  • ...kannst Du mal den Link schicken?


    Ein Bruch an dieser Stelle kann auch mit Deckenrissen einhergehen (kann!!! muss nicht!), je nachdem, ob der Hals nach vorne rausgehebelt wurde.


    Ansonsten ist das, wenn es fest reosriert wurde, klanglich unkritisch.


    Werttechnisch ist es auch kein Todesurteil, aber im Preis sollte es schon berücksichtigt werden. Sieht mir hier -best guess!- nach einem alten Sachsen aus, da sind 5500 schon recht viel. Kann aber gerechtfertigt sein, je nachdem wie der Rest aussieht.


    Aber das kann man wirklich erst sagen, wenn man mal mehr vom Instrument sieht.

  • Für mich sieht die Reparatur am Hals/Zäpfchen komisch aus. Wann war die Reparatur? Wer hat sie gemacht? Was hat er genau gemacht? Vielleicht lässt sich der Geigenbauer benennen und er gibt sogar eine Art Garantie? Oder Rechnung?

    Sehe ich da einen komischen (kurzen) Bassbalkenriss ? (Eigentlich zu kurz, unwahrscheinlich).


    Der Preis ist sicher kein Schnäppchen. In dieser Preiskategorie gibt es schon einige schöne Cellos.



    Wenn der Klang sehr gut ist/ Dir sehr gut gefällt, Alle anderen Cellos, die du gespielt hast schlechter sind, würde ich das Instrument bei einem Geigenbauer noch mal prüfen lassen.


    Ist ein zweiter Zettel mit der Adresse in dem

    Cello?

    Vielleicht ist der Preis auf 3000 € verhandelbar?

  • Also.


    Wie vermutet, alter Sachse, der Zettel ist glaubwürdig.


    Chiocchola, was Du als kurzen Bassbalkenriss siehst, ist wahrscheinlich ein kleiner, oberflächlich eingesetzter Holzspan. Das kenne ich auch von einem meiner sächsischen Celli, bei oberflächlichen Holzunregelmässigkeiten oder „Schnitzern“ wurde schon bei der Herstellung was eingesetzt, da war man pragmatisch. Wenn dem so ist, dann „geht das nicht durch die Decke durch“, und da ist nix zu befürchten.


    Skeptisch bin ich bei der Bodenfuge, die sich zu öffnen scheint (oder ungünstig fotografiert wurde!). Auch bei der Halsreparatur scheint mir ein Spalt zu bestehen, der sich öffnen könnte (aber auch da kann es am Foto liegen!). Evtl. bestand auch mal ein Riss-gut repariert!- auf der Stimmseite von unten ausgehend nach oben zwischen Stimme und f-Loch, aber nicht Stimmbereich. Kann aber auch eine Holzverfärbung sein.


    5500 sind schon eher teuer von privat. In diesem Preisbereich gibt es auch beim Geigenbauer schon „alte Sachsen“, mit Garantie.


    Der Preis ist meiner Meinung nach nur bei wirklich gutem Klang gerechtfertigt- ich würde vorschlagen, Du schaust es Dir mal an. Vor allem aber mach unbedingt einen gemeinsamen Termin mit dem Verkäufer bei einem Geigenbauer, und lass Dir (und dem Verkäufer!) erklären, was dran zu machen ist. Der Geigenbauer darf auch gerne seine Meinung zum Preis abgeben (=seinen Ankaufspreis bzw. seinen Verkaufspreis ohne MwSt! nennen).


    In Darmstadt gibts den Geigenbau Arnold, der ist etwas bodenständiger, und Geigenbau Franke, der ist etwas teurer und „elitärer“, aber handwerklich ausgesprochen gut. Wenn der sagt, die Reparatur hält, dann hält das.


    Es kann ja sein, dass der Verkäufer das „irgendwann mal“ hat prüfen lassen- aber für einen Preis von 5500 sollte das aktuell angeschaut werden (...und behaupten kann man viel!).

  • Braaatsch

    Chiocciola

    Vielen Dank für eure Beiträge - da sind sehr hilfreiche Tipps dabei und ich staune ob Eurer Fachkenntnis. Ich sehe das alles gar nicht, hier immer wieder reinlesen hilft aber hoffentlich, das eigene Auge etwas zu sensibilisieren.


    Die beiden erwähnten Geigenbauer sind mir bekannt und die Beschreibung trifft es ganz gut (bin in der erwähnten Stadt aufgewachsen). Das ist auch der Grund, warum mir ein Privatangebot von dort einen Blick wert war, auch wenn ich den Verkäufer nicht kenne. Ansonsten ist meine Erfahrung bislang tatsächlich


    In diesem Preisbereich gibt es auch beim Geigenbauer schon „alte Sachsen“, mit Garantie.


    Die organisatorische Herausforderung in der momentanten Zeit dürfte sein, einen Termin beim Geigenbauer mitsamt Verkäufer und Instrument zu organisieren. Da kommen etliche Personen zusammen. Einen Geigenbauer an meinem Wohnort zu konsultieren dürfte ausscheiden, weil ich dann das Instrument ja mitnehmen müsste. Das würde ich als Verkäufer nicht riskieren.