Ein schwieriger Fall

  • Wie breit ist dein Griffbrett? Sieht auf den Fotos ziemlich breit aus. Ich habe gerade mal nachgeschaut, sollte am Obersattel sollten es 23,5 und am Ende 42,5 sein.

    Das Griffbrett ist nach Begradigen der Kanten (Es war an der Oberkante noch etwas breiter als unten.) nun am oberen Ende 27 mm und am unteren 44 mm breit. Da ist also noch Luft, sollte es nötig sein.


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    Viele Barockgeigen haben einen hohlen Hals. Bevor Du die Schnecke verkleinerst, könntest Du den Hals aushöhlen und den Wirbelkasten vergrössern.

    Der Hals hat in der Mitte schon eine leichte Höhlung, damit man das Griffbrett, sollte es mal nötig sein, leichter runter bekommt. Eine stärkere Höhlung wäre noch eine gute Option, Gewicht zu reduzieren. Danke für den Tip.


    Ich hab mittlerweile Hals und Griffbrett etwas dünner gemacht und die Schnecke auch ein bißchen verkleinert. Damit ist sie bei 415 g und besser ausbalanciert.


       


    Als nächstes werde ich Ober- und Untersattel aus Knochen (oder ginge auch Zuckerahorn?) machen und sie spielfertig einrichten. Mit den rohen Zubehör-Teilen kommt sie auf 454 g, mal sehn, wieviel es am Ende ist.

    Dann werde ich sie ein bißchen spielen und schauen, ob ich noch irgendwo Gewicht reduzieren muss. Erst danach werde ich mit den Retusche- und Lackierarbeiten beginnen.

  • Wie breit das Griffbrett sein muss, hängt wesentlich von der Stegbreite ab. Ich finde das sieht hier schon ganz gut aus.

    Die Stegbreite wird in erster Linie vom Saitenabstand zwischen den Saiten vorgegeben. Bei der Geige beträgt er jeweils 12 mm. Links und Rechts noch ein paar mm Überstand und viel breiter muss der Steg nicht sein. Alles dadrüber ist nur Dämpfung.

  • Die Bearbeitung von Knochen ist sehr anstrengend, wenn man das von Hand macht, weil die ganz feinen Diamantfeilen immer noch am besten funktionieren, aber natürlich nur einen geringen Abtrag haben. Zwar lässt sich Knochen mit einem Stechbeitel ziemlich gut spalten, wenn man ihn vorher einritzt, aber ich hab mich doch entschieden, Ober- und Untersattel aus Hartriegel (aus dem Garten) zu machen.



    Das Holz macht seinem Namen alle Ehre, lässt sich aber gut mit einer groben Raspel in Form bringen. Da es aber eher hell ist und ich es nicht beizen will, hat sich nun die Reihenfolge meiner Arbeitsschritte geändert.


    Zuerst habe ich alles, was lackiert sein soll, dreimal mit farblosem Lack grundiert, mit Bims und grobem Stoff poliert und anschließend mit Aquarellfarbe (Mischung aus Vandyckbraun und Siena gebrannt) dunkler gefärbt. Das hat erstaunlich gut geklappt. Ich hatte ein bißchen die Befürchtung, dass die Farbe gar nicht auf dem Lack hält. Und das schönste ist, man kann sie einfach wieder abwaschen, wenn einem das Ergebnis nicht gefällt.


          


       


    Darauf lässt sich jetzt der Lack aufbauen. Den Hals werde ich ganz zum Schluss mit Öl und Pigmenten einfärben.


    Wie oben zu sehen ist, hab ich für den Saitenhalter keine Feinstimmer vorgesehen. Da ich keine Darmsaiten, sondern Warchal brillant Vintage aufziehen will, dachte ich mir, ich könnte Wittner Feinstimmwirbel einbauen. Leider wiegen sie mit 47 g mehr als doppelt so viel wie die Buchsbaum-Wirbel (20 g), die ich ursprünglich vorgesehen hatte. Welche Wirbel würdet Ihr nehmen?


  • Endlich bin ich dazu gekommen, die Lackprobe fertigzustellen. Dazu hab ich einen Zargenrest zuerst mit Aquarellfarbe gestrichen, links 2x, rechts 1x. Den Unterschied in der Farbintensität kann man gut erkennen. Danach 2x farblosen Lack drauf und zwischengeschliffen.



    Der Öllack (nach Heron-Allen) ist recht dünnflüssig, aber zäh, sehr ergiebig und trocknet innerhalb weniger Stunden ohne UV-Kabine. Begeistert bin ich von der Farbintensität. Ich hab nur einen Anstrich mit diesem Lack gemacht, und die Farbsättigung ist völlig ausreichend. Der Ton geht noch zu sehr ins Rötliche, deshalb hab ich eine kleine Menge des Lacks mit zusätzlicher grüner Farbe angesetzt. Das kommt auf's nächste Probestück. Und vermutlich muss ich den Lack vor dem Streichen noch gründlich umrühren. Die Farbverteilung ist ein bißchen ungleichmäßig, vielleicht liegt das auch an dem kleinen Pinsel, den ich zum Streichen genommen habe. Den Unterschied in der Grundierung merkt man nur an den dunklen Flammen.


       

  • …die Probe-Fläche macht auf mich einen sehr offenporigen und rauhen Eindruck. Das bekommst Du mit Schleifen der Lackoberfläche wieder weg? Oder ist es gar nicht beabsichtigt und für dich nicht wichtig? Bei Bedarf könnte man auch die Flammung zuvor kontrastreicher rausholen. Aber das ist wie so oft Geschmacksache. Ich würde auch immer erst 2Wochen UV-Licht einwirken lassen……Macht natürlich alles sehr langwierig.