Markneukirchener Verleger Wilhelm Dürrschmidt

  • Liebe Leute,


    heute hatte ich mir bei meinem Streifzug durch die Geigeninserate bei einer sehr sympathischen Inserentin vor Ort eine "Wilhelm Dürrschmidt"-Violine mit hellrötlich- ins Orange gehenden Lack angesehen.
    Dürrschmidt war ja Anfang des 20.Jh. ein Verleger in Markneukirchen, der aber vorwiegend mit Holz gehandelt hatte, so dass die Qualitätsstreuung seiner gelabelten Geigen sicher groß sein muss. Die mir vorliegende Geige war für ihr gelabeltes Alter (1920) sehr gut erhalten, das Deckenholz mochte mir persönlich nicht ganz gefallen, der Klang war aber, soweit ich es über die alten, z.T. gerissenen Saiten beurteilen konnte (naja, ich konnte es nicht, da ein Spielen leider bei dem Setup und der Situation unmöglich war) sehr gut.


    Die äußert sympathische Inserentin nannte mir auch einen von Experten ermittelten Schätzpreis im unteren vierstelligen Bereich, den ich durchaus nachvollziehen kann, einen Erwerb im vierstelligen Bereich konnte ich mir allerdings heute Mittag bei einem markneukirchener Manufakturinstrument nicht vorstellen. Letzten Endes kamen wir also nicht ins Geschäft, so dass ich ihr ein paar Tipps gab, wo sie ein solches Instrument am profitabelsten auf dem Markt veräußern könnte. M.E. sind ja auch die US-Amerikaner gerne Abnehmer von Dürrschmidt-Instrumenten, wenn man die dortigen Auktionserlöse verfolgt.


    Was sagen denn die Experten zu den von Wilhelm Dürrschmidt gelabelten Geigen?

  • Wie du ganz richtig schriebst, können Manufakturgeigen und Geigen aus einer "Firma" ganz unterschiedliche Qualitäten haben. Das war damals durchaus sinnvoll, die Firmen hatten ja ganze Kataloge, und boten eben sowohl für finanzschwächere als auch für finanziell stärkere Kundschaft die passenden Instrumente an.

  • Also waren die damaligen Produktions- und Vertriebsstrukturen mit denen bei JTL in Mirecourt, W.E. Hill and Sons oder gegenwärtig GEWA vergleichbar nur ein wenig informeller? Gab es in der Vor- und Zwischenkriegszeit auch Teilezuliefererfirmen, bzw. -Heimarbeiter aus der Heimat der Vertriebenen wie Schönbach? Wurde im Vogtland auch zusätzlich für den Bedarf in Mittenwald gefertigt? Es ist ja interessant, dass manche Instrumente aus der Zeit Mittenwaldgelabelt sind, aber dann doch vogtländische Merkmale aufweisen.

  • Inwieweit für Mittenwald gearbeitet wurde, weiss ich nicht. Die Vogtlandes haben mit allen Namen Schindluder getrieben, sich sogar gegenseitig "kopiert".


    Ganz genaue Infos zur Geschichte des Geigenbaues im Vogtland kannst Du im Forum des Musikinstrumentenmuseums Markneukirchen finden, die kennen "alles".


    Im dortigen Musikinstrumentenmuseum sind auch Kataloge der Verleger ausgestellt, mit Instrumentenbeschreibungen und Preisen... Ein bisschen wie die Gewa, sehr gut vergleichbar mit Framus und deren Katalogen.

  • Das Musikinstrumentenmuseum, bzw. einen ehemaligen Mitarbeiter hatte ich auch wegen dem vermutlichen Kruspe-Doppelhorn angefragt. Vor ca 15 Jahren hatten sie mich auch mit Bauplänen von Holzblasinstrumenten aus dem Barock versorgt, die ich kopieren wollte. Die kennen sich wirklich gut aus.
    Danke!