Wie unterscheidet man Deutsche, Französische und Osteuropäische Geigen

  • Hey Leute


    ich habe da mal eine Frage gibt es Spezielle Merkmale an denen ich als Laie die Herkunft einer Geige in etwa einschätzen kann?
    Sprich kommt sie aus Frankreich, Deutschland, Osteuropa oder Italien.
    Bzw gibt es Sachen die für Einzelne Regionen Typisch sind?


    danke schon einmal für eire Hilfe.

  • „Hey Leute, ich möchte mir gerne eine Geige bauen. Könnt ihr mir kurz mal eben erklären, wie man das macht?“ ;)


    Also.


    Wenn man das mit der Geigenherkunft in drei Worten erklären könnte, gäbe es keine langen Diskussionen im Forum, keine speziellen Gutachter für bestimmte Geigenbauregionen, und perfekte Fälschungen.
    Dedrochronologie, Lackanalysen etc. bräuchte man auch nicht.


    Kurz: Genausowenig, wie man „mal eben“ erklären kann, wie man eine Geige baut, genausowenig lässt sich der jahrelange Erfahrungsschatz der Geigenbeurteilung in wenige Worte fassen. Es gibt eben selten DAS Merkmal, und wenn es schon bestimmte Charakteristika gibt, so werden die gefälscht (um z.B. eine neue chinesische als alte französische Geige verkaufen zu können...), und dann sind es Details und viel Erfahrung, um zu einer Beurteilung zu kommen.

  • Worauf Du achten solltest? Auf den Klang.
    Wenn Du spielen willst, ist vor allem der Klang und dann noch die Spielbarkeit wichtig (wobei bei Letzterem der Geigenbauer oft gut helfen kann!). Wenn Du eine Wertanlage suchst, nimm was Anderes als Geigen (es sei denn, du investierst im 5-6stelligen Bereich oder darüber und hast Lust am Zocken).


    Ist das unter dem rechten Stegfuss ein Kratzer oder ein reparierter Riss?


    Der Steg ist auch etwas breit, aber das lässt sich ja mit einem neuen Steg leicht ändern.


    Und bei Frankreich bin ich sehr skeptisch. Vielleicht ist ihr Besitzer mal mit der Geige nach Frankreich in den Urlaub gefahren- aber mir sieht die sehr nach einem sächsischen Instrument um 18880-1900 aus.


    Aber letztendlich ist das ziehmlich wurscht, der Klang ist entscheidend.

  • Hey


    danke für deine Einschätzung habe die Geige noch nicht Vorliegen habe sie erst vor ein paar Tagen im Netz gekauft.


    Laut beschreibung ist sie Riss und Bruchfrei also gehe ich ersteinmal von einem Kratzer aus...


    die Besitzerin war wohl mit ihr bei einem Geigenbauer welcher ihr einen Wert von 2000€+ zuschrieb.
    Über die Herkunfunft konnte oder wollte er keine Auskunft geben nur könnte Frankreich sein... aber sicher ist er sich nicht.


    P.s. nein möchte sie nicht als Spekulationsobjekt will mit dem Spielen beginnen möchte aber keine Billiggeige sondern schon was besseres für möglichst wenig Geld^^
    die Schmidts Standart von mir ist grad beim Geigenbauer und bekommt eine Kur.




    danke schon Einmal


    Gruß Peter

  • ...dann kaufe keine Geige im Netz. Es gibt meist einen Grund, warum diese Instrumente dort landen. Wenn die Geige so toll wäre, hätte sie der Geigenbauer sicher in Kommission genommen.


    Wenn Du eine vernünftige Geige haben willst, kauf die beim (guten) Geigenbauer. Dann hast Du Garantie und Beratung.


    Wer billig kauft, kauft zweimal, zumindest wenn er sich nicht auskennt.

  • Es sieht nach einem Instrument aus, welches beim Geigenbauer locker 2000euro kosten kann. Jetzt kommt es lediglich dauf an, was man selbst dafür bezahlt hat. Bei einem wieder verkauf muss dieser Betrag erstmal erreicht werden können. Selbst ein Geigenbauer wird dafür höchstens die Hälte oder weniger bezahlen. Bis er einen neuen Eigentümer findet kann es dauern. Geld, welches herumliegt und keine Zinsen bringt und auch keine Rechnungen bezahlt ;)

    • Offizieller Beitrag

    ...dann kaufe keine Geige im Netz.


    Ich denke man sollte zwischen dubiosen Privatverkäufen z. B. auf ebay und den Angeboten seriöser Händler differenzieren. Ein Online-Händler der Geigen anbietet bietet mindestens den gleichen Service wie der Geigenbauer und hat - wie bei Geige24 - auch eine größere Auswahl. Man muss sich halt anschauen, von wem man was kauft. Zudem besteht bei jedem Internetkauf von einem professionellen Händler ein 2-wöchiges Widerrufsrecht. Bei Geige24 sind auch Ansichtssendungen verschiedener Geigen möglich. Da wir das schon 20 Jahre machen finden wir, dass der Vertriebsweg Internet für den Geigenkauf genauso geeignet wie für alles andere auch.

  • Das stimmt! Ich meinte auch die Privatverkäufer und dubiose Ebayaccounts. Natürlich gibt es gute Shops und auch Geigenbauer, die online verkaufen. Die bieten dann eine ähnliche Gewährleistung wie der Geigenbauer vor Ort. Auch die Beschreibungen der Instrumente sind ehrlich, denn der Kunde soll ja möglichst zufrieden sein und das Instrument nicht zurückschicken.

  • Französische Geigen erkennt man an deren Präferenz v.a. für "ochsenblutroten" SChellack und bei den gehobeneren an ihrem schon zu karamellartig erscheinenden Honigfarben-Schellack. Der war ab dem 18.Jh bis dato in F sehr populär.
    Doch Achtung: auch das entging den Vogtländern nicht. Es gibt v.a. Kopien von Instrumente mit dem ochenblutroten Lack auch von dort.
    Die Franosen kopierten meist sich selber und das meist in gehoberner Qualität. Aber auch aus Mirecurt gab es "Enfant terribles" die keine Hemmungen hatten einen Vuillaume Zettel in eine Billigschachtel reinzukleben.
    Die "deutschen" und Böhmen waren das Zentrum des Geigenbaus bis Anfang WK2. Die Nachfrage war ab ca. 1880 so groß, sodass sie im Verleger-System gebaut werden mußten. Die Großhändler wie Meinl & Herold, D'Orso, Adler etc. schickten so genannte Fortschaffer zu den einzelnen Manufakturen und kauften alle Teile, die man vorfand (es gab Familien, die nur Hälse, andere die nur Schachteln (=damalige Bezeichung für den Korpus), andere die nur die Hardware (Wirbel, Griffbrett und Saitenhalter) machten und fügten sie in der Werkstatt des Großhändlers zusammen.
    Daher ist die Wahscheinlichkeit, dass man, wenn man ein Billigiinstrument aus dieser Zeit vorfindet, es aus dem Vogtland stammt, sehr groß.
    Die Osteuropäer begannen auch in etwa zu dieser Zeit mit Massenfertigung. Sie standen aber lange Zeit im Schatten der Vogtländer. Sie kopierten meistens die Cremoneser und Wiener bzw. was sie dafür hielten.
    Erst mit Niedergang der Vogtländer durch die Katastrophe des WK2 wurde die Fertigung dort bedeutender. Ironischer Weise auch zu Zeiten des Kommunismus (brauchten die Regime Devisen?). Seit Ende des Kommunismus boomt die Fälscherproduktion dort, v.a. aus dem "Markneukirchen " Rumäniens Reghin kommen seither viele Kopien.
    Mir wurde vor paar Jahren ein ganzer Karton voller Rohlinge angeboten. Es fehlte denen nur noch der Lack und die Hardware. Zettel (Stradivari, Guarneri, paar moderne italien. Meister etc.) klebten schon drinnen. Auf Nachhaken gaben sie zu, dass in Rumänien die Polizei eine Fälscherfabrik aushob und die Rohlinge konfiszierte. Statt sie aber in einem Krematorium zu vernichten, verscherbelten sie die für paaar Stangen Zigaretten an die.