Suche eine (Zweit-) Violine

  • << Es wird dann meisten etwas unter der Hälfte vom Wert.


    Die Aussage finde ich sehr interessant! Zum einen passt dann meine Wertvorstellung von der Geige sehr gut zu deiner. Zum anderen habe ich mich bisher nie getraut jemandem weniger als die Hälfte von seiner Preisvorstellung zu bieten. 60% oder so ja, aber bei 50% hatte ich immer eine Anstandsschwelle. Vielleicht muss ich das überdenken.

  • Nein überdenk das nicht, jeder verkäufer freut sich mehr über 60% als über 50€ %. Aber, und so mach ich es auch, ich setze den reellen wert vom Geigenbauer ein. Dann gibt es die zahlreichen diskusionen über garantie und mehrwertsteuer und überhaupt als privat man. Richtig ist jedoch das ein Geige gekauft wird die beim Geigenbauer richtig Geldkosten würde. Ja aber, er muss warten bis der richtige kommt, kommt als nächstes.
    Dann sage ich aber du bist doch der richtige und hast Intresse. Beim Geigenbauer wäre es nicht anders.
    Schließlich fallen die ersten Hürden und bei so 50% sind beide Glücklich. Manchmal auch ein bisschen weniger manchmal ein bischen mehr.
    Sicher hat ein Geigenbauer eine menge Fixkosten aber er hat die notwendige Erfahrung von 100 Geigen 95 Guteingekauft zu haben. Ich habe fixkosten das ich 100 Geigen kaufe und nur 5 dabei sind wo man sich drüber freuen kann. Die gehen zum Profi also zum Geigenbauer und dann weiß ich erst wo die reise hingeht. Manchmal 1000€ in sand gesetzt machmal ein wirklich tolles ding. Ich muss aber zu geben das mein mut solche Investitionen zu täten meist durch die tolle Hilfe aus dem Forum entstehen. Hier für nochmal Dank alle.

  • Sooo, bin wieder aus Saarbrücken zurück. Hier mal die Eindrücke für einen Laien - verklagt mich nicht wenn ihr es kauft und etwas davon nicht stimmt.

    • Das Instrument ist recht klein, Korpuslänge 348-349mm und Mensur auf der Decke <190mm.
    • Ich dachte von den Bildern her die Schnecke wäre etwas groß, aber es ist der Wirbelkasten der extrem schmal gehalten ist.
    • Eine Möglichkeit für Italien sehe ich eher weniger, die Venezianer, die ich bisher gespielt/gesehen habe, hatten eine andere Wölbung. Wahrscheinlich schlägt sich hier der Unterschied Stainer-Linie und Albani/Amati nieder. Mittenwald passt denke ich sehr gut, auch das Alter von ca. 250 Jahren.
    • Der Zustand ist in Ordnung. Die Risse auf der Decke sieht man ja, Stimmfutter sieht für mich gut und sauber aus. Der Boden hat zwei unkritische Risse (Bassseite unten außen und Diskantseite in Richtung Stimme, aber er stoppt mit ausreichend Abstand davor). Die Bilder sind hier sehr fair, auch was die leichteren Schäden an den Zargen angeht. Wurmschaden habe ich nicht in größerem Ausmaß gefunden.
    • Klanglich ist es ziemlich genau was ich erwartet habe von der Form her. Nicht sehr laut, aber eine gute Ansprache bis hinunter ins pp mit schöner dynamischer Reichweite. Ein eher offener, nicht zu heller klang, und ohne Schwächen in irgendwelchen Registern. Bei den hochgewölbten Instrumenten ohne Hohlkehle hatte ich bisher auch selten Wolftöne o.ä. gefunden.
    • Und das Wichtigste: Es mir durchaus spontan Spaß gemacht damit zu spielen.
    • Es erinnert mich alles an eine auch sehr kleine Dalla Costa, die ich mal gespielt. Diese hat zwar sehr viel besser geklungen, hat aber auch sehr sehr deutlich mehr gekostet.

    Alles in Allem vielleicht keine echte "Zweitvioline" weil zu unterschiedlich von meiner Modernen, aber vielleicht eine nette Bereicherung für den vorhandenen Doppelkasten. Ich beobachte das mal am Mittwoch.


    Hoffentlich habe ich jetzt niemanden zum Bieten animiert :D

  • Wegen mir muss man sich keine sorgen machen. Der Anbieter ist bekannt und weiß wie man Geigenverkauft und wie der Preis sich beeinflussen läst. Hier wird nie zu billig verkauft. Ein schelm der jetzt böses denkt.
    Aber auch das gehört zu ebay. Also nicht wunder wenn Sie verkauft wurde und auf einmal wieder da ist.

  • Meine Erfahrungen gehen dahin, dass man eine neue Geige nur von einem berühmten Geigenbauer kaufen sollte, weil ein nur national oder lokal bekannter Geigenbauer zu Lebzeiten bei einem Wiederverkauf den Preis nicht wieder einspielt. Es gibt eben zu viele nett klingende Geigen ohne besonderen Charakter. Von chinesischen Geigen kann ich nur abraten. Wie mir Bissolotti Vincenzo in Cremona erklärte, gibt es eine Reihe von Tricks, eine Geige für einige Jahre kräftig und bedeutend klingen zu lassen und aufgrund abweichend von klassischer Holzstärke der Ton nach einigen Jahren zusammenbrechen kann und damit stirbt die Geige und hat im Ggs zu klassischer europäischer Geigenbaukunst keine Ton Entwicklung über die Jahrzehnte. Auch hat er Zweifel, dass das Holz gelagert und natürlich getrocknet ist. Das fast immer schön aussehende Holz gibt es nicht in so grosser Zahl gelagert, natürlich getrocknet und mindestens 25 Jahre alt. Falls das Holz so gut wie europäisches wäre, würde es auch von europäischen Meistern gekauft werden - zu einem entsprechenden Preis.


    Die 3. gut klingende Geige, auf der es Spass macht zu spielen ist extrem viel gespielt worden und wie es scheint, schlecht behandelt, zusammen geleimt (wie?) und mit Transparenzlack behandelt - keine Wertanlage. Sieht mach Profi Unterhaltungs Geige aus dem Ostblock aus. Ein Geigenbauer würde die Geige nicht kaufen und würde sie als "Scherben" bezeichnen.


    Die erste Geige für 8 T € hat ein Problem, auch sie wurde vor längerer Zeit nachlackiert (der Boden ist unschön dadurch) bzw ein zu dicker Lack abgetragen, dann auch neuen Klarlack, der alles verdeckt. An sich ist die Arbeit dezent ausser der Schnecke, die evtl gar nicht zur Geige gehört. Auch wenn die Geige normal gut klingt, ist sie ein grosses Risiko. Ich habe manche Geigen mit ziemlich hoher Wertschätzung gesehen, die seriös nicht verkäuflich sind.


    Kaum , dass eine Geige leicht anspricht, edel und weich klingt, Höhen und Tiefen ausgeglichen sind, kostet sie 20 tausend und mehr. Meine Zweitgeige ist eine angenehme weich klingende leicht spielbare Geige ohne besonderen Toncharakter, hatte mich in kaputtem Zustand 800 gekostet, 1200 € in die Renovierung bei einem italienischen Meister investiert, ist 95 Jahre alt ohne markante Risse, benutze sie hauptsächlich outdoor und in kalten Kirchen und beim Spiel mit Jugendlichen. Von einer ersten Geige sollte man erwarten , dass sie süchtig macht auf ihr zu spielen.
    Nur die letzte Geige bei Deiner Aufzählung scheint mir eine ehrliche Geige zu sein. Falls sie dezent klingt (viele neue Geigen klingen einfach nur laut) wäre sie für 2000 bis 2500€ gut bezahlt.

  • Kurze Ergänzung zu meiner 8000€Geige. Frabi5 sichtlich ist Ihnen in Fachkompetenz aufgefallen das es sich bei der Geige um einen Öllack handelt. Die Geige würde Fachmännisch restauriert. Auch ist alles zusammen gehörig und Original. Was den Boden angeht Geschmack ist eben für jeden anders. Es handelt sich hier um einen Pappelboden der vom Meister schon einiges abverlangt an können da hier die Stärken des Holzes anders gewählt werden müssen als bei Ahorn. Und ja Klanglich kann eine Geige auch Einbrechen. Aber das können auch alte Geigen und nicht nur welche aus China.

  • @ frabi5


    Danke für die Einschätzungen. Man muss natürlich immer etwas abwägen, wie du ja auch schreibst. Wenn man von einem berühmten Geigenbauer kauft, guter Zustand, alle Teile original, und dann noch ein Klang wie beschrieben, dann ist auch mit 20T€ schnell nichts mehr zu machen. Und den Bogen dazu kann man auch eine ganze Weile suchen bis es perfekt passt ...


    << Von einer ersten Geige sollte man erwarten, dass sie süchtig macht auf ihr zu spielen.


    Da kommen wohl meine momentanen leichten Rückenprobleme her :D


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    Wow, 6200€ für die kleine Geige bei eBay. Wenn sie jetzt nicht wieder auftaucht, Glückwunsch! Das ist "geringfügig" mehr als ich dachte. Meine Referenz war eine Violine in Kaiserslautern, 250Jahre alt, Mittenwald, die beim Geigenbauer für 7.500€ angeboten, allerdings mit "normaler" Grüße und originalerem Lackzustand.

  • hallo Goldensun, ich meine einen berühmten lebenden Geigenbauer. Wenn man sich zu einer Neugeige entschliesst, die dann zwischen 10 und 20 Tausend € kostet. Jede Geige ist auch bei grossen Meistern anders. Geigenbauer sind Künstler und Geschäftsleute in einem. In Cremona ist mir daher passiert, dass ich eine sehr attraktive neue Geige anbezahlt hatte. Einen Monate später als ich sie abholen wollte, war die Geige trotz Anzahlung verkauft. Wenn ein Geigenbauer die Gelegenheit hat , einem bekannten Künstler ein Instrument zu verkaufen, dann ist das für einen Geigenbauer ein viel interessanteres Geschäft als seine Geige einem Normalverbraucher oder Tuttisten zu verkaufen.


    Ja die Pappelboden Geige hat einen Öllack. Die Geige ist nachträglich behandelt, was man an der Decke sieht. Die Schnecke ist auffällig von geringerer künstlerischer Qualität als der Korpus. Sie kann vom selben Geigenbauer stammen aber - wie das in vielen Ländern üblich war - nicht vom selben Geigenbauer gemacht sein.


    Natürlich ist eine antike Geige vom Geigenbauer teurer als ihr Wert. Viele Geigenbauer leben vom Handel. Das ist wichtig für die meisten Spieler, die nicht selbst ein Instrument einschätzen können.

  • Frabi, jeder hat andere Ambitionen und einen anderen spieltechnischen Hintergrund. Es ist meiner Meinung nach völliger Blödsinn zu sagen, dass NUR soundsoeine Geige für 20.000 Euro Sinn ergibt.


    Nicht jeder sucht eine Wertanlage, und die Legende, dass alte Geigen wertvoll wären, im Wert steigen, und alles Andere Schrott ist hält sich hartnäckig.


    Von anderen Musikinstrumenten erwartet man auch keine Wertsteigerung, und erst Recht nicht von anderen Gebrauchsgegenständen.


    Eine Geige für 2000-3000 Euro ist für viele Amateure ausreichend, und nicht jeder kann oder will so viel Geld investieren.


    Es ist ähnlich, als wenn ich ein Radl zum Spazierenfahren, für Einkäufe und den „Hausfrauengebrauch“ suche, und mir einer erzählt, ohne Carbonrshmen, Rennsattel und hydraulischen Scheibenbremsen ginge gar
    nix.