Wer weiß etwas zu dieser wunderschönen Violine bzw. dessen angeblichen Bauer Sebastian Nickl geige fecit vienne 1791

  • Liebe Geigenfreunde und ExpertInnen!
    Ich habe vor ca 4 Jahren eine wunderschöne Geige von meiner Großmutter erhalten die diese wiedrrum von ihrem Großvater vererbt bekommen hat. Dieser hat die Geige nach dem ersten Weltkrieg gebraucht in Wien erstanden. Ich habe die Geige in Wien restaurieren lassen. In der Geige selbst sind zwei Zettel einer Jacobus Stainer und der viel interessantere Sebastian Niekl fecit vienne 1791. Ich hätte einfach gerne mehr zu dieser Geige gewusst. Ist das ein Verwandter aus der Niggl Geigenbauerdynastie, wo hat er gelebt bzw. wonach sieht diese Geige aus.
    Ich wäre über jede Info sehr dankbar.
    Vielen lieben Dank schon im vorhinein.





    Ich habe schon einmal 2011 hier etwas zu der Geige gepostet und habe noch nicht sehr viel erfahren können.

  • ich bin da eher pessimistisch. Das ist wieder so eine Widhalm Stainer, Füssener, Thier oder weiss der Kuckuck wie genannte Geige mit extermer Wölbung.


    Eigenartiger Weise wurden die für besonders alt gehalten, und wurden demnach oft aufwendig restauriert.


    Dass sie sogar zwei Zettel hat, ist auch so eine Ironie der Geschichte. Nachdem man mit so vielen Stainer Geigen schon damals (um 1900) bombardiert worden war, dass man meinte, Stainer würde noch heute in Absam arbeiten, klebte man halt einen 2. Zettel mit einem etwas unbekannteren Meister rein. Diese eigenartig braunen künstlich gealterten Zettel kamen auch so um 1900 auf.


    Diese extreme Wölbung ist übrigens keine Reminiszenz an die gute Ära des barocken Geigenbaus, sondern ein Produkt der damaligen Industrialisierung. Das waren schon Fräsmaschinen, die halt dem damaligen techn. Stand gemäß nur so starke Wölbungen erzeugen konnten. Man konnte "Geigenschachteln", wie die Korpi damals genannt wurden, in noch größeren Massen als wie zum damalig üblichen "Verlegerwesen" herstellen.


    Diese Technologie kam aus Markneukirchen. Aber wegen Wien ist böhm. Vogtland wahrscheinlicher. Die beiden Regionen arbeiten schon damals zusammen.


    So mein Eindruck: eine schöne Geige mit guten Hözern, aber wegen der endlosen Massen, die derzeit im Internet angeboten werden nicht so wertvoll.


    Natürlich muss ich darauf hinweisen, dass eine Schätzung in Natura mehr Gewicht hat als meine via Internet.


    Suchen Sie einen Experten ihres Vertrauens auf, aber erkunden Sie sich vorher über seine Honorarforderungen!

  • Sieht doch sehr ähnlich aus, wie die Geige, die ich letzthin hier gepostet habe.
    Wert und Herkunft alter Geige


    Ich denke, die oben gezeigte Geige kommt aus einer ähnlichen Ecke. Auf jeden Fall keine echte Stainer Geige.


    Heute lediglich ein paar wenige hundert Euro wert. Wobei es nicht klar ist, ob das Paar gross geschrieben werden soll, also zwei bedeutet.

  • @violix habe mir die angeblich vergleichbare Violine angeschaut, das einzige was ähnlich laut den Bildern ist ist eventuell die Wölbung. Das Holz(Maserung) ist bei der nickl viel feiner. Nun habe noch erfahren dass die Geige von meinem Ur-Ur-Großvater vor 1900 gebraucht gekauft wurde, ob sie wirklich von 1791 ist kann ich jedoch nicht sagen.


    Habe die Geige nunmehr von einem Wiener Geigenbauer schätzen lassen dieser meint ihr Wert würde sich auf Ca. 4000€ belaufen. Kann das sein?


    zusätzlich meint er hat diese Geige nichts mit stainerviolinen gemein sondern kommt aus dem sächsischen.

  • Scherz bei Seite. Irgendwo leben die Geigenbauer noch immer atavistisch in der Welt VOR dem Internet. Daher sind sie mit Schätzungen noch immer offenbar sehr großzügig. Geht's aber ans Eingemachte, ziehen die plötzlich zurück. Das ist schon eigenartig. Wenn mir jemand eine Geige, von der ich weiß, dass die 4000 € oder so wert ist, zur Schätzung bringt, dann versuche ich sie wenigstens auf Okkassion zu behalten und zu verkaufen.
    Das macht von den Geigenbauern überraschender Weise hingegen keiner.
    Hier, im TV und Internet häufen sich die Beschwerden diverser Geigenbesitzer

  • "Geht's aber ans Eingemachte, ziehen die plötzlich zurück. Das ist schon eigenartig. Wenn mir jemand eine Geige, von der ich weiß, dass die 4000 € oder so wert ist, zur Schätzung bringt, dann versuche ich sie wenigstens auf Okkassion zu behalten und zu verkaufen."


    Nicht unbedingt. Vor einer Weile habe ich nochmal den Geigenbauer aufgesucht um zu fragen, ob er am Kauf meiner Geige interessiert ist. Ich traf aber nur seiner Mitarbeiterin an, weil er im Urlaub war.
    Sie hat mir gleich vorweg gesagt, dass derzeit keine Geigen mehr aufgekauft werden, weil das eigene Sortiment gross genug ist. Das sagte sie, ohne mein Instrument gesehen zu haben.
    Wenn ein Geigenbauer also gesättigt mit einer bestimmten Kategorie Geigen ist und befürchtet sie nicht alle an den Mann zu bringen, kann ich mir durchaus vorstellen, dass Instrumente nicht
    angekauft werden, obwohl sie einen gewissen Wert haben. Gilt sicherlich besonders für zwar gute und solide, aber nicht sonderlich seltene Geigen.


    Was ich auch logisch finde, wenn ich mich in einen Geigenbauer hineinversetze: Warum sollte er sich so grosse Konkurrenz schaffen, indem er Instrumente im Wert gering einschätzt?
    Dann werden die für wenig bei Ebay & Co. vertickert und Kundschaft fragt sich zunehmend, warum man noch die Preise eines Geigenbauers bezahlen soll, wenn man doch im www so gute
    Schnäppchen landen kann. Wer ein bisschen was im Kopf hat, wird natürlich wissen, dass die Instrumente von einem seriösen Geigenbauer tadellos sind und Internetkäufe immer ein Risiko.
    Mal abgesehen von der fachkundigen Beratung, die man nur bei einem Geigenbauer erhält.

  • Es gibt mehrere Aspekte.


    Zum einen ist die oben gezeigte Geige zuwenig gut, um es einem besseren Amateur oder Profi zu verkaufen. Der Hinweis, die Geige hätte nichts mit Stainer zu tun, sondern kommt aus dem Sächsischen, war nicht wirklich ein Kompliment, denn eine echte Stainer hat bei der Lackierung mehr mit einer Stradivari zu tun, als man dies wegen den vielen dunkel bis fast schwarz lackierten Kopien, meinen könnte.


    Zum zweiten ist die Geige zu wenig sexy oder schön, um sie einem Schüler zu vermieten.
    Nun bleibt nicht mehr viel übrig um den Kunden glücklich zu machen, als eine überhöhte Einschätzung mit dem Hinweis, dass das Haus schon voll ist.
    Ich bin 100% überzeugt, dass eine "Italienerin" noch locker im Sortiment Platz hätte oder man diesen Platz schaffen würde, sofern es einen Hinweis auf Echtheit gibt.
    Das nennt man einfach "Geschäftssinn".


    Sachsen Stradivaris gibt es leider in unglaublich grosser Zahl, so dass die Hälfte des genannten Preises schon etwas Gönnerhaftes an sich hätte.


    Schlussendlich bestimmt der Preis; Angebot und Nachfrage oder die Hoffnung auf ein Schnäppchen.


    Übrigens stimme ich yxyxyx und ruby_violine voll zu, auch wenn sie nicht das Gleiche schreiben, haben sie doch beide Recht.


    Trotzdem viel Glück beim Verkauf oder was Sie damit vorhaben.

  • Zur Verteidigung der Geigenbauer.


    Die Geigenbauer, die ich kenne geben einem realistische Zahlen bei der Preisschätzung.
    Ich kenne sie jedoch persönlich.


    Bei denen, die ich nicht persönlich kenne, wird meist der Preis genannt, wenn das gezeigte Instrument im perfekten Zustand und perfekt zum Verkauf eingestellt wäre. Sind die gezeigten Instrumente in der Regel nie perfekt eingestellt.


    Macht der Geigenbauer für knapp die Hälfte ein Angebot, wäre das ein gutes Zeichen.
    Macht er kein Angebot, ist die Geige wahrscheinlich zu schlecht oder für den Markt uninteressant. Diese landen dann irgendwann auf ebay oder anderen Plattformen .


    Top Geigenbauer, die Profi Musiker beliefern, können immer noch 15 - 30 tausend Euro verlangen. Diese Instrumente sind dann jedoch einer Stradivari meist ebenwürdig und perfekt eingestellt.

  • Ich habe nicht vor die Geige zu verkaufen da es ein quasi Erbstück ist das seit Generationen im Familienbesitz ist. Wollte wissen ob die Violine das wert ist was mir der Geigenbauer gesagt hat. Anscheinend gehen die Meinungen stark auseinander, denke es ist auch schwierig die Geige zu bewerten wenn man/Frau sie nicht in Natura gesehen bzw gehört hat. Ich spiele mittlerweile selber drauf und Sie klingt wunderschön ist mittlerweile komplett restauriert. Der Geigenbauer meinte noch es handle sich um eine der besseren sächsischen Manufakturgeigen um die 200jahre alt. Danke für eure Bemühungen und Expertisen :)