Ich sehe immer noch keine Restaurationsspuren, und verstehe auch nicht, was an dem Instrument "restauriert" sein sollte. Der Lack ist jedenfalls nicht von einem "Amateur" aufgebracht worden, die Farbe passt zur Herkunft und es ist im Übrigen gar nicht so einfach, ein Instrument neu zu lackieren ohne dass man Pinselspuren sieht.
Das mit der Delle und dem Takt ist -sorry- Blödsinn. Der Takt wird mit dem Fuss geschlagen, oder bei weniger sensiblen Naturen auch mal mit dem Bogen vorsichtig am Pult, aber keiner kloppt auf seiner Geige herum, erst recht kein Geigenlehrer. Gerade der hat auch ein Metronom und weiss, wie man mit Instrumenten umgeht. Dellen, Abschürfungen etc. entstehen im Laufe der Zeit ganz natürlich, weil sich gerade bei Manufakturinstrumenten gerne das Holz im Nachhinein verzieht, ein unvorsichtiger Schüler mit dem Instrument irgendwo anschlägt etc.
"Jeder vernünftig begabte Musiker wird sich ein gutes Instrument kaufen"- Das stimmt, aber "vernünftig begabte Musiker" kaufen auch heute "Meisterqualtät" beim Geigenbauer und keine einfachen Manufakturfiedeln. Deshalb ist Ebay voll mit alten Sachsengeigen- die waren damals die Instrumente für Anfänger und Hausmusik. Heute wird eben genau dieses Marktsegment auch durch die unermesslichen Chinaimporte (die es übrigens auch in besserer Qualität gibt, die Übergänge zum Meisterinstrument sind da inzwischen fliessend) abgedeckt. Sachsen/Böhmen waren quasi das "Geigenchina" damals (1870-1925), und haben weltweit exportiert.
Ohne den "Singer-Songwriter-Trend" fänden viele junge Leute heutzutage zwischen Smartphone und Tablet gar nicht mehr den Weg zur Musik, und ich bin froh über jeden, der den Drang verspürt, Musik zu machen-in welcher "einfachen" Form auch immer. Jeder hat mal klein angefangen, und die billigen Chinageigen ermöglichen auch Leuten, die wenig Geld haben, einen Einstieg. Ich rate zwar auch von den billigen Instrumenten ab, aber bevor die Leute gar keine Musik machen sollen sie doch auf den Dingern herumsägen. Wenn ihnen dann mal ihr Lehrer seine -gute- Geige in die Hand gibt, geht vielen ein Kronleuchter auf….und spätestens dann kaufen sich "vernünftig begabte Musiker" eben auch ein gutes Instrument.
Ich kann es keinem Schüler verdenken, wenn er sich eine Chinageige kauft. Wenn man ohne Ahnung eine alte Geige bei Ebay kauft, lauern da schnell mal Reparaturkosten (neuer Steg, neue Stimme, neue Saiten, Obersattel abrichten, Wirbel gangbar machen etc.) von 200-300 Euro- rechnet man die Geige (200), Versandkosten (20) etc. dazu, ist man schnell bei über 500 Euro- und für 500 Euro bekommt man schon ein brauchbares Schulinstrument aus Fernost. Nicht dass ich Werbung für Chinageigen machen will- ich mag die alten Sachsengeigen auch viel lieber, und sie sind wertbeständiger. Dennoch kann ich Leute verstehen,die lieber ein neues Instrument mit Garantie kaufen als eines, dessen Folgekosten sie als Laien nicht abschätzen können.
So sieht der Markt einfach aus.
Die Idee, das Instrument zu verleihen, finde ich daher sehr gut.