Französiche Geige?

die soll 100 Jahre alt sein?
Sieht mir eher nach einem ausgeschlachteten China-Kracher aus.

Wo sind die Wirbel, wo die Brücke, wo der Saitenhalter?
Warum fehlen die Wirbel, obwohl offenbar die Wirbellöcher nicht ausgebuchst sind?
Wo sind die Kratzmarken der Brücke und des Bogens an der rechten Kurvatur?
Warum ist der Lack so schön glatt?
OK! Wenn er mal aufgefrischt worden war, müßte man die alten Pigmentierungen noch sehen. Wo sind die?
Dass über 100 Jahre der Lack so glatt blieb, sich kein Holzwurm verirrte, kaum Kratzmarken sichtbar sind, der Hals relativ wenig abgenutzt ist, ist unwahrscheinlich. Durch Transport und Lagerung im Koffer wetzen sich oft die Ecken ab -hier nicht sichtbar.
OK! Falls die 100 Jahre lang top gepflegt und gelagert worden war, warum wurde sie dann ausgeschlachtet?

wenn man sich die Bilder genau anschaut, kann man etliche Abnutzungen erkennen:
An den Ecken, Am Boden oben der Rand,Lackabnutzungen auf der Decke oben rechts und am Rand sowie Lackabnutzungen am Boden unten und an der Rändern...auch die Schnecke hat "Altersspuren"
überlackiertes Griffbrett..
Der Gesamteindruck sieht auf den ersten Blick schon nach "Chinakracher" aus, doch ich bin der Meinung, dass das durchaus eine franz. Geige sein könnte, der Lack ist von der Farbe her typisch, wenn auch von schlechter Qualität.

Die Frage, warum sie unmontiert "daherkommt" ist aber berechtigt - nun bin ich auf die Antwort gespannt...

aber 100 Jahre???
Warum wurde sie ausgeschlachtet, wenn sie keinen "Standardschaden" also Stimmriss u/o Bassbalkenriss u/o Trockenriss u/o Bodenriss u/o lose Stellen u/o durchgewetzten Hals u/o ausgebüchste Wirbellöcher etc. hat?
Einzig das Griffbrett erscheint etwas bespielt und ein Teil der rechten Zargen ist farblich ermattet (wegen der aufliegenden Hand). Ich schätze es war eine Schülergeige jüngeren Datums, die halt, als sie ihre Pflicht getan hatte, als Organspender für etwas besseres herhalten mußte.

Ich bin mir zu 99% sicher, dass es sich um ein kein China-Kracher handelt.

Gruß Daniel

Ein paar kleine Klarstellungen:
Es gibt viele Geigen, die unmontiert daherkommen. Das bedeutet, es sind keinerlei Wirbel, Stege (Brücke??), Saitenhalter und Saiten montiert. Das dient der besseren, rissfreieren Lagerung, oft wird auch der Stimmstock entfernt.
Das hat keinerlei Einfluss auf die Qualität eines Instruments, die Substanz bleibt ja die gleiche!
Natürlich kann man das Instrument dann nicht als spielfertig betrachten, aber es spielfertig zu machen benötigt nicht viel Aufwand.

Die Geige hier stammt meines Erachtens aus der Schule von Mirecourt in Frankreich. Ich bin da kein großer Experte für diese Schule, aber das Lackbild des dünnen, orangen Lacks, ebenso die Schnecke und die Einlagen, die Form, sprechen für mich sehr dafür. Die enge Flammung etwas weniger, meistens sind die Instrumente aus dieser Region breiter und nicht so gerade geflammt, aber das kann eine Eigenheit des Meisters sein.
Die handwerkliche Qualität in der Ausarbeitung ist allerdings nicht so groß, dass man das Instument als Meisterinstrument qualifizieren kann.

Ein guter Zustand ist ebensowenig ein Grund dafür, dass ein Instrument nicht aus einer Zeitperiode stammen kann oder aus einer Schule!!

Schade dass die Fotos nicht frontal aufgenommen worden sind, VH Schnecke zu Korpus und auch die genaue Korpusform (siehe Fotographie-Thread) wären der Identifikation dienlich.

Beste Grüße,

pharus