Weich klingende Stahlsaiten

  • Auf der Bratsche meines Vaters sind Stahlsaiten, die außergewöhnlich weich klingen - also in keiner Weise brillant, wie ich das sonst von Stahlsaiten kenne. Nun sind diese Saiten schon recht alt und müssten mal ersetzt werden. Er weiß aber nicht mehr die Marke. Ich habe schon Obligato probiert, doch die klingen deutlich brillanter.
    Kann mir jemand sagen, ob es solche weich klingenden Stahlsaiten noch gibt und welche Firma sie herstellt?

    • Offizieller Beitrag

    Aller Erfahrung nach klingen Stahlsaiten eigentlich nicht weich. Die Obligato ist eine Metallumsponnene Kunstoffsaite. Die ist normalerweise mit einer Stahlsaite nicht zu vergleichen.


    Welche Farben haben denn die Stoffummatelungen der Saite am Saitenhalter und am Wirbelkasten?

  • Ja, das ist ja gerade das Merkwürdige: Stahlsaiten klingen normalerweise eher scharf, obertonreich. Diese hier aber eben nicht. Dass es Stahlsaiten sind, schließe ich aus der Tatsache, dass sie sich ohne Feinstimmer nur schwer stimmen lassen, d.h. sie sind kaum dehnbar und die Abstände sind beim Stimmen mit den Wirbeln sehr klein.
    Die Farben an beiden Saitenenden sind violett bei der C-Saite, blau bei G und schwarz bei D. (Die A-Saite wurde schon kürzlich durch eine Larsen ersetzt.) Alle 3 Saiten haben Kugeln am Saitenhalterende, C und D sind umsponnen, bei A bin ich mir nicht sicher.
    Vieles am weichen Klang liegt vermutlich auch am Instrument, das offenbar gut eingestellt ist. Aber das erklärt nicht alles, denn die Bratsche ist ansonsten eher solide Mittelklasse. Sie ist laut Zettel eine deutsche Amati-Kopie und stammt aus der 1. Hälfte des vorigen Jahrhunderts.

  • Wahrscheinlich interessiert's niemand, der Vollständigkeit halber trotzdem: Es waren sehr alte Pirastro Flexocor-Saiten, wie ich jetzt herausgefunden habe. Flexocor wird von Pirastro ja als "weiche" Stahlsaite beschrieben, trotzdem ist es erstaunlich, dass sie auf dieser Bratsche (ein solides Mittelklasse-Instrument) wirklich auch sehr weich klingt. Das Zusammenspiel von Saite und Instrument ist eben immer wieder für Überraschungen gut...

  • Das ist ein ur-ur- altes Vorurteil, dass Stahlsaiten "hart" klingen.


    Ich habe schon öfter das Gegenteil festgestellt. Und die Flexocore sind
    besonders hochwertige Saiten, bei denen der Kern aus mehreren feinen
    Stahl-Haaren gewebt ist, und daher ähnlich flexibel und weich wie
    Nylon ist.
    Aber auch ganz normale Stahl-Saiten müssen nicht "hart" klingen.


    Inzwischen spielt die Mehrzahl auf der E-Saite mit Stahl. Auch das war
    einmal verpönt wegen "hartem" Klang. Heute weiß man es besser. Und
    obwohl es heute sehr reißfestes Nylon gibt, spielt man Stahlsaite.

  • Hallo!!
    Du kannst zunächst einmal davon ausgehen, daß es nicht DIE ultimativen Saiten gibt. Es gehört immer das Instrument dazu. Je nachdem was für ein Instrument Du hast, können Saiten, die i. A. als hell oder scharf deklariert werden, doch eher dunkel klingen.


    Stahlsaiten haben nicht per se einen harten oder schrillen/hellen Klang. Es gilt auch hier nur das Zusammenwirken mit dem Instrument. Du ahnst es bereits: das heißt probieren, probieren....


    Einen größeren Augenmerk (und dieser Punkt wird fast immer übersehen) sollte man auf die Saitenspannung richten. Eine zu hohe Spannung kann manches Instrument klanglich erdrücken, während man bei einer zu niedrigen glaubt, das Instrument selbst resoniert gar nicht. Ich habe eine französische Geige aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts, auf der Evah Pirazzis traumhaft alles herausholen, was dieses Instrument zu bieten hat. Dominants, Visions etc. kratzen bei ihr nur an der Oberfläche, während letztere auf meiner zeitgenössischen Geige einen charmanten, vollen Ton produzieren.
    Auf meiner zeitgenössischen Meisterviola (16 Zoll, Guarnerimodell) klingen Obligatos viel zu dunkel und charakterlos. Hier muss ich mal wieder tief in die Tasche greifen und herumexperimentieren. Meine erste Wahl werden aber hier die Evahs sein. Ich hoffe, ich konnte ein wenig weiter helfen und wünsche eine spannende Suche nach den passenden Saiten für Dein Instrument.


    Herbert

  • ...von D'Addario klingen recht weich, wie Colding hier beitrug, dank Filamentkern u. and. Bespinnungen, also innen viele Stahleinzelfasern...--
    ein Nachteil ist aber bei starkem Bogendruck u. Ausschwingen geht Ton bißchen rauf, zumal auf der C, kommt aber nicht so oft vor bzw. man kanns durch Geschick umgehen...


    PS. schon f. Violine waren die i. 90er-Jahren neuen Helicore's, auch wegen fast darm-/ synthetik-ähnlichem Saitenzug, ein Novum wie eine Attraktion...--


    davor waren die Spirocore's von thomastik-infeld ("Künstler-Seilsaiten") über gute Jahre bekannt u. vielfach profi-empfohlen, D'Addario setzte aber durch neue high-tech-bespinnungen noch eins drauf..! (zB. Bratsche: Alu,Titan, Silber, Wolfram von a...c !)
    mfg, sbr.