Stradivari

  • Ob diese Geigen wirklich unterbewertet sind?


    Wenn eine neue 500 EUR Geige genauso gut klingt und gut eingerichtet ist,
    dazu ein neu bespannter Bogen und ein guter Kasten dabei ist, warum sollte
    man dann für so eine alte Geige als "Katze im Sack" mehr als 200 EUR zahlen?


    Dass sie klanglich besser ist, müsste sie erst erweisen, das kann nur der Geigenbauer
    oder ein versierter Geiger, der sich Stimmstock, Steg und Wirbel selbst anpassen kann.


    Erweist sie sich als gut, dann wird sie auch, hergerichtet, einen angemessenen
    Preis erzielen.

  • Wenn man bedenkt, wieviel Arbeit in einer Geige steckt, kann man -ein vernünftiges Lohnniveau und gutes Material vorausgesetzt- meiner Meinung nach keine Geige für 500 Euro bauen.


    Was Sie schreiben ist genau der Punkt: es gibt eben Tausende neuer Geigen aus Niedriglohnlaendern oder "halbmaschineller Produktion", die auch klanglich annehmbar bis gut sind (ob sie gleich gut sind wie eine Geige aus 80 Jahre altem Holz usw. liegt im Ohr des Betrachters, aber sie müssen nicht schlechter sein). Allerdings gibt es eben auch zwischen den alten Geigen vergleichbarer Qualität Preisunterschiede- böhmische Geigen rangieren unter sächsischen, diese wiederum unter französischen usw... da kommt dann der Name bzw. "Ruf" ins Spiel, weil objektive Klangkriterien sehr schwer festzulegen sind.


    Das ist eben das alte Problem: Einerseits ermöglichen preiswerte neue Instrumente auch weniger Begüterten das Instrumentalspiel (und schaffen damit neue Kunden, die sich später auch vielleicht für "einheimisches Meisterinstrument" entscheiden bzw. hier treue "Reparaturkunden" werden), andererseits wird der heimische Geigenbauer erstmal weniger Instrumente verkaufen, da er für 'Eigenprodukte" einfach mehr verlangen muss.

  • Gibt es eigentlich noch Geigen, die komplett in Deutschland "in Serie" gefertigt
    werden? Ich habe gelesen, dass Geigenbauer hierzulande für ihre
    Einsteiger-Geigen vorgefertigte Teile aus verschiedenen Ländern beziehen
    und nur noch nach eigenem Geschmack lackieren und ausstatten.


    Das ist anscheinend für 500 EUR rentabel (wobei hier keine Ansprüche an
    besondere Lackierung gemacht werden dürfen), jedenfalls gibt es diese Preisklasse
    und die müssen gar nicht mal schlecht sein, wie du selbst geschrieben hast.


    Diese Geige müsste man jedenfalls gut richten, mit einigem Aufwand, wenn die
    1000 EUR bringen soll. Ich denke nicht, dass sich das für einen Geigenbauer
    lohnt. Wobei man rein von den Bildern her nicht so viel sagen kann. Der Boden
    sieht interessant aus, das Kolophonium deutet aber darauf hin, dass nur Schüler
    damit gespielt haben, die vom Geigen keine Ahnung haben.

  • Ja, soweit ich weiss fertigt z.B. Mahr in Bubenreuth noch weitgehend selbst. Im Internet kann man namenlose, halbfertige (und gar nicht so schlechte!!!) Instrumente (Weissware, t.w. mit komplettem Zubehör) für wenig Geld kaufen (t.w. unter 100 Dollar), die kann ein Geigenbauer dann mit gut angepasstem Setup und relativ wenig Aufwand zu tauglichen Schülerinstrumenten fertigmachen und hübsch lackieren...

  • zufällig habe ich unter dem österr. Marktplatz -Ihr wisst wenn man was will haben in at/iad/kaufen-und-verkaufen/freizeit-hobby-kulinarik/alte-geige-violine-4-4-mit-zettel-antonio-stradivari-17-51109637?adId=51109637
    diese Sachsenstrad gefunden. Es täte mich wenig wundern, wäre die aus derselben Manufaktur. So von der Ferne sieht die auch toll aus, dennoch versucht er schon seit längerem diese für NUR 500€ anzubieten.
    Das wird wohl sein Gründe haben!

  • man müßte die Geige jetzt wirklich in natura sehen, damit man etwas sagen kann.
    Sollte Ihre Aussage zutreffen, dann wäre ja diese mit einer Schablone auflackiert (ein Brandstempel in der Qualität wäre einfach zu teuer und nur schwer zu hantieren), was ja auch nicht ein Zeichen von Meisterarbeit wäre.

  • Der Zettel in meiner Geige ist mit einer Art Holzmuster versehen, so dass man auf den ersten Blick meinen könnte, der Text stünde gar nicht auf einem Zettel sondern sei direkt aufs Holz gedruckt. Weil das Papier des Zettels außerdem sehr dünn ist und um den Text ein dunkler Rahmen gesetzt ist, muss man schon recht genau hinsehen, um die Kanten des Zettels zu erkennen.
    Ich vermute, bei Dieser "Stradivari" ist es ähnlich. Zumal das Material hinter dem Text deutlich dunkler aussieht als das, was vom Boden sonst zu sehen ist. Links von "Antonius" ist eine recht scharfe Grenze in der Farbe. Ich denke, das ist der Rand des Zettels, der allerdings durch die gebrochene Linie, zwischen dem hellen und dem dunklen Bereich verschleiert wird.

  • ...diese Geige allemal !--das gibt mir zu denken:
    obwohl am Halszäpfchen schon die typisch unsymmetrische Abnützung durch Greifhand bzw. Vielgebrauch (-Klanggefallen?) erkennbar. sind ...
    >>> erschreckend ist die Kolophon-/ Normalstaub-Verschmutzung über wohl gleichviele Jahre oder Jahrzehnte....
    Das läßt auf wenig pfleglichen "Spiel"gebrauch und Umgang schließen, wer weiß auch, durch wieviele Hände dies Instrument schon gegangen ist ?!.....
    schade für die rel. schöne Holzwahl (Boden !) und Farbfassung, die Decke weniger gefallend ....--


    Ein abschließendes (Klang?)Urteil ließe sich erst nach fachmännisch gründlicher Aufarbeitung, vor allem Reinigung (wenn überhaupt möglich ?) erstellen....
    mfg, sbr.


    PS. Die ff sind m.E. kaum Strad-ähnlich (zu schmal)....leider wird und wurde viel zu viel vom Strad-Patron nachkopiert, dabei gab es an die 20 und mehr gute Namen u. Erzeuger aus der goldenen Italo-Antikzeit (1650-1750), darüber hinaus noch gleichviel andere Edelerzeuger im Nachfolge-Jahrhundert !
    So wird unnötig viel Ahnung und vermeintliche Wertschätzung um diese Aura erzeugt und suggeriert...


    Gut, daß es in unserere Zeit genügend hochwertige Neuschöpfungen gibt, die ohne das Strad-Oeuvre samt ominöser Plagiat-Zettelwirtschaft auskommen (die Urheberrechtsaspekte werden wohl nie juristisch zu verfolgen sein..?!), bei denen sollte man eher zugreifen und diese fördern...