Richtige Vorgehensweise ?

  • Einen wunderbaren guten Morgen wünsch ich euch !


    Joa ich bin relativ neu hier, hergetrieben hat mich neben dem grundlegendem Interesse für Streichinstrumente auch die Faszination das ihr ein eigenes Amateurgeigenbau Unterforum habt. Dafür gibts erstmal ein dickes Daumen hoch ! :D


    Ich habe da vor kurzem einen Dachbodenfund geschenkt bekommen welcher mich schon rein Optisch in den Bann gezogen hat. Ich weiß weder wie alt sie ist (ausser das sie knapp 30 Jahre auf dem Dachboden lag), noch welches Fabrikat es sein könnte bzw. von wem sie ge/bearbeitet wurde, aber das Interessiert mich auch nicht die Bohne.


    Diese würde ich gerne wieder flott machen um sie dann als mein Wiedereinstiegsinstrument zu nutzen, da ich mir denke es ist besser in das Schmuckstück zu investieren als für den gleichen Preis einen Chinabomber zu kaufen. Ich habe da jedoch eine grundlegende Frage. Wie auf zwei der Bilder zu sehen ist (diese sind im Anhang) hat die Geige zwei parallel verlaufende Risse welche ziemlich nah am Endknopf beginnen und sich ein gutes stück in richtung Deckenmitte entlangzieht.


    Ist dies ein Riss welcher sich noch als Normaler Riss flicken lässt oder fällt das aufgrund der Länger schon in den Bereich des Stimmrisses und wäre somit ein Fall für einen Vollprofi ? Bzw was muss ich denn bei sonem Stimmriss beachten und anders machen als bei nem "normalen" Riss ? Die Risse selbst scheinen nicht sehr breit und noch relativ gut zusammen zu halten. Wenn ich in einem abgedunkeltem Karton zb. mit einer Led Leuchte die Risse vorsichtig abfahre scheint zumindest kein Licht in den Korpus durch. :D Jaja als Laie denke ich mir daher, kann doch nicht sooo tragisch sein.


    Ich würde nun einfach einhergehen und die Geige öffnen, den Lack um die risse herum entfernen und zusehen die Risse vorsichtig zu reinigen. und dann ggf. mit einem feinem Hobel ein bis zwei milimeter abtragen (von der innenseite), einen entsprechend zugesägten klotz aufleimen mit Knochenleim und diesen, nach dem antrocknen unter der Hilfe von Zwingen, wieder auf die entsprechende tiefe/höhe runterhobeln, Deckel drauf, eine neue Stimme rein und gut ist. So würde ich es als Laie tun...


    Würd mich über Ideen und Ratschläge sehr freuen.



    Hier mal der geschenkte Gaul


    http://s14.directupload.net/file/d/3068/vrihbcs7_jpg.htm
    http://s1.directupload.net/file/d/3068/yvrgwyw7_jpg.htm
    http://s1.directupload.net/file/d/3068/85xwt4j3_jpg.htm
    http://s14.directupload.net/file/d/3068/lfpcr3qv_jpg.htm
    http://s14.directupload.net/file/d/3068/fphstvnr_jpg.htm
    http://s7.directupload.net/file/d/3068/ez9mu5di_jpg.htm

  • Die Risse sind keine Stimmrisse und sollten sich ohne Rissklötze reparieren lassen können. Es ist nicht ratsam, den Lack zu entfernen, noch Deckenholz abzutragen. Siehe Otto Möckel: “Geigenbaukunst” Kap. XII, 4, ”Leimen alter und neuer Risse”, und 5, ”Aufsetzen von Rissklötzen”.

  • Hallo Colding,


    Ich danke dir vielmals für deine Antwort. Da fällt mir direkt ein Stein vom Herzen !
    Ich werde mich dann mal aufmachen zur Stadtbücherei und mir entsprechende Auszüge besorgen und mich direkt an die Arbeit machen.


    Ich wünsche noch einen schönen Tag ;)

  • Also, mir scheint, dass der längere der beiden "Risse" gar kein echter Riss ist, sondern nur die Mittelfuge leicht geöffnet ist, also die Stelle, an der die beiden Deckenhälften zusammengeleimt sind. Der andere scheint aufgrund seiner Lage relativ nah zur Mitte auch kein Stimm- oder Bassbalkenriss zu sein. Solche Risse werden - soweit ich als Laie weiß - üblicherweise (nach dem Abnehmen der Decke) nur passgenau zusammengeleimt und wenn nötig von innen mit kleinen dünnen Holzplättchen stabilisiert. Also wie Colding schon sagte, nix abhobeln und einfüttern... Viel Spaß!

  • Hallöchen nochmal ;)


    Ich bin derweil gut mit der Geige zugange und halte mich dabei strikt an die empfohlenen Kapitel von O. Möckel. Nach dem Öffnen der Geige musste ich feststellen das eine nicht zu verachtende Einbuchtung an der Stelle zu sehen ist an welcher vorher einmal die Stimme gestanden hat.


    Die Stimme selbst liegt nun hier, sie war allerdings bis ich die Geige bekommen habe wohl die letzten 30 Jahre, wenn nicht länger, "in Position" mit gespannten abgewrackten Saiten. Ich habe mir nun gedacht das als nächsten Schritt mittels Lötkolben, wasser und Leinenfetzen das ganze aufzudampfen.


    Ein zwei fragen hätte ich zu dem derzeitigen Standpunkt meiner Bastellei jedoch noch ;)


    Wird das Holz an dieser stelle nach dem Trocknen und dem Dampfen danach wieder stabil genug um wieder eine Stimme an dieser Stelle zu tragen?


    Nachdem ich mich nun etwas genauer mit der Geige befasst habe ist mir aufgefallen das sich wohl im laufe der letzten Tage an der oberen Seite des Geigenbodens (ca auf der Höhe wo das Griffbrett endet) eine Unebenheit an dem "Mittelnaht" des Bodens aufgetan hat. Es ist noch kein richtiger Riss, aber es scheint mir fast so als würde sich das ganze irgendwie hochbiegen, da man an dieser stelle schon eine deutliche Kante erfühlen lässt, auch wenn diese noch nicht sichtbar ist.


    Muss ich nun zusätzlich noch damit rechnen das mir der Boden an dieser Stelle ebenfalls auseinandergeht und kann man dem ganzen etwas entgegensetzen ?


    Ende dieser, Anfang nächster Woche werde ich für die unter euch die es interessieren sollte noch eine detaillierte Fotostrecke hochladen.


    Soweit erst einmal von mir.


    Schönen Tag noch !

  • Ich würde ohne Wasser und Dampf versuchen.
    Eine neue Stimme sollte am selben Platz tragen können, wenn kein Deckenriss vorliegt.
    Ein wenig Warmleim am “Mittelnaht” des Bodens sollte genügen.
    Im übrigen stimme ich Violaine zu: der längere Riss ist vermutlich nur die Mittelfuge.

  • Hmmmm, ich hatte mir gedacht das die einbuchtung, welche am Platz der Stimme liegt ausgeglichen werden müsste, daher die Idee mit dem Dämpfen.


    Ich denke mal das so eine Einbuchtung / Verformung der Decke, gerade dort wo die Seele des Instrumentes sitzt direkten Einfluss auf den Klang haben muss, oder nicht ? Zugegeben ich habe die Geige noch nie gehört und weiss daher garnicht ob sich der ganze Aufwand überhaupt lohnt ;).


    Gesetz dem Fall das ich nach der baldigen Fertigstellung des Instruments dieses mit Bratschensaiten bespannen möchte ( wie es eigentlich auch geplant war, da mir die tieferen Töne einfach mehr zusagen) sollte ich da für die neue Stimme direkt eine Violastimme, die ja minimalst dicker zu sein scheinen als die für die Violine, oder trotzdem eine Violinstimme nehmen? Vom Korpus her ist es zwar immernoch eine Violine, aber mit der tieferen Stimmung wird das ganze ja auch etwas anders schwingen?


    Stelle mir gerade diese Frage weil ich die letzten Zutaten für die kleine nu bestellen wollte.


    Danke euch beiden überigens nochmal für eure Hilfe :) hat mich sehr viel weitergebracht !

  • Das mit dem Dämpfen würde ich lassen- die Gefahr, dass das Holz da eher geschwächt wird wäre mir zu gross.


    Wenn durch die "Delle" im Holz die Decke im Stimmbereich schon geschwächt ist, würde ich mir das mit den Bratschensaiten nochmal überlegen. Die bringen doch noch mal etwas mehr Spannung ins Instrument. Klanglich wird das auch nicht gerade optimal- schon kleine Bratschen (38cm) haben da manchmal Probleme, obwohl der Korpus breiter und höher als eine Geige ist. Ich weiss, zum Lernen (quasi als 1/2 Bratsche) werden gerne mal Geigen umgerüstet- aber wenn Dir gerade der Bratschenklang gefällt, schau dich nach einer Bratsche um. Da gibt's bei Ebay auch ab und zu günstige bedauernswerte Exemplare... ;)